Euro am Sonntag-Aktien-Tipps |
20.05.2018 21:17:00
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Zeichen auf Sturm: Mit diesen Aktien profitiert man trotzdem an der Börse
Ein Aktiendeal folgt einer einfachen Logik: Der Verkäufer glaubt, dass sich das Unternehmen schwächer entwickeln wird. Der Käufer hingegen ist vom Erfolg überzeugt. Im konjunkturellen Boom sind alle mehr oder weniger einer Meinung, der Handel läuft eher ruhig. Die Volatilität - also die Schwankungen am Aktienmarkt - war 2017 beispielsweise auf einem 20-Jahres-Tief.
Wird es konjunkturell unruhiger, droht etwa ein Handelskrieg wie derzeit, schlagen Währungen Kapriolen, sind Anleger zunehmend unterschiedlicher Meinung, in welche Richtung die Kurse gehen. Die Schwankungen nehmen zu, ebenso das gehandelte Volumen. "Turbulenzen in der Weltwirtschaft schaffen turbulenten Handel", sagt Michael Grote, Vizepräsident und Professor für Unternehmensfinanzen der Frankfurt School of Finance and Management. An den für Käufe und Verkäufe anfallenden Gebühren verdienen Banken, Broker und Börsen gutes Geld.
In den vergangenen Monaten etwa sind die Kurse in Frankfurt dreimal in die Knie gegangen: Ende Januar, Ende Februar und Ende März. Die Kursverluste lassen sich nicht nur an der Wertentwicklung des deutschen Leitindex ablesen, sie schlagen sich auch in Form steigender Handelsumsätze an der Frankfurter Börse und der Handelsplattform Xetra nieder. Seit Jahresanfang etwa übertraf das Volumen Monat für Monat den Vorjahreswert deutlich, im März wurden mit 99,3 Milliarden Euro in Frankfurt gut 30 Prozent mehr umgesetzt als im Vergleichsmonat 2017. Der positive Trend hält noch an.
Anleger, die mit Beginn der volatilen Marktphase auf die Aktie der Deutschen Börse setzten, können sich freuen: Der Kurs hat etwa seit Ende Januar über 20 Prozent zugelegt. Der DAX fuhr hingegen nur ein hauchdünnes Plus ein.
Handel rettet Stimmung
Die jüngsten Quartalszahlen der Börse belegen den Erfolg. Der Umsatz wuchs von Januar bis März um elf Prozent auf 692 Millionen Euro. Damit liegt der Konzern aus Eschborn bei Frankfurt im Plan. Der schwungvolle Jahresauftakt macht insbesondere Aktionären Mut. Noch im Vorjahr enttäuschte der Konzern die Anteilseigner. Er litt neben der niedrigen Volatilität unter der gescheiterten Fusion mit der London Stock Exchange. Es gab viel Ärger um Ex-Chef Carsten Kengeter, am Ende musste das Unternehmen seine Jahresziele kassieren.
Der Umsatz sollte 2017 zwischen fünf und zehn Prozent steigen. Mit 2,5 Milliarden Euro verbuchten die Hessen letztlich nur ein Umsatzplus von drei Prozent. Auch der Gewinn hielt nicht Schritt und stieg nur leicht. In diesem Jahr soll es anders laufen. Der neue Chef Theodor Weimer will den Umsatz um fünf, den Überschuss sogar um mindestens zehn Prozent steigern. Nach dem Jahresauftakt sieht es gut aus.
Bereiche mit einer stabilen Ertragslage sind dabei unverzichtbar. Die Deutsche Börse stärkt deshalb das Geschäft mit der Aufbewahrung von Wertpapieren im Segment Clearstream. 2017 war es der stärkste Wachstumstreiber. Zudem sollen künftig mehr Erträge aus dem Geschäft mit Daten - wie den Preisinformationen zu den Indizes wie der DAX-Familie - kommen. Der Handel aber bleibt das Kerngeschäft der Deutschen Börse. Und das Umsatzplus durch höhere Trading-Aktivitäten ist das Sahnehäubchen obendrauf.
Umkämpfter Markt
Um Handelsgebühren und Umsätze streiten sich dabei immer mehr Wettbewerber. Viele Banken etwa lassen ihren Handel längst außerbörslich über eigene Systeme laufen. "Da die Konkurrenz auf dem Vormarsch ist und den Handel unter das eigene Dach zieht, verliert der Kassamarkt für die Deutsche Börse seit Jahren an Bedeutung", sagt Finanzplatzexperte Grote.
Einer, der solche Handelssysteme insbesondere an mittelgroße Banken verkauft, ist Frank Niehage, Vorstandschef der Fintech Group. Dem Frankfurter Unternehmen sichert das langfristige und stabile Erträge. Grund genug für eine Expansion - Niehage hat damit die iberische Halbinsel im Visier.
Hauptstandbein der Fintech Group ist aber die Tochter Flatex. Wegen der hohen Volatilität im Markt hat die Fintech Group dank des Onlinebrokers einen Rekordstart ins Jahr hingelegt. Im Januar und Februar hat Flatex rund 40 Prozent mehr Umsatz als in den Vorjahresmonaten verbucht, der März soll noch stärker gewesen sein. Die Zahl der Wertpapierabwicklungen stieg um 31 Prozent auf 3,7 Millionen, 10 000 neue Nutzer meldeten sich an. Da das Handelsplus keine zusätzlichen Kosten verursacht, stärkt das erste Quartal die Profitabilität.
Laut Niehage ist die Volatilität eine "Hidden Reserve", eine stille Erlösreserve für die Broker. Es ist nichts, worauf man sich verlassen kann. Die guten Zahlen aus dem ersten Quartal und dem letzten Geschäftsjahr geben den Frankfurtern jedoch Rückenwind. Der Verkauf von Handelssystemen nach Spanien und Portugal soll das zusätzliche Geschäft beflügeln. 2017 hat die Fintech Group das eigene Umsatzziel von 100 Millionen Euro um sieben Millionen geschlagen, 2018 wollen die Frankfurter 120 Millionen erreichen.
Nicht nur bei der Größe liegt die Internetbank Comdirect derzeit vorn. Die Quickborner haben im ersten Quartal mit 5,9 Millionen eine Rekordzahl an Trades über ihre Plattform geschleust, 61 Prozent mehr als im Vorjahr. Zudem meldeten sich netto 54.000 neue Privatanleger an. Die Folge: Die Erträge stiegen um 15,2 Prozent auf 204 Millionen Euro. Auch die Aktie der Commerzbank-Tochter schlägt aktuell den Index. Vorstandschef Arno Walter setzt zudem auf neue Technologien.
Die vor einem Jahr gestartete digitale Vermögensverwaltung Cominvest hat bereits 300 Millionen Euro an Kundengeldern eingesammelt.
Es läuft - und dennoch steht Walter unter Druck: Der aktivistische Investor Petrus Advisers moniert hohe Kosten. Wirklich ruhig geht es auch bei der Internetbank nicht zu.
Investor-Info
Deutsche Börse
Aufwind dank Turbulenzen
Knapp 40 Prozent des Umsatzes kommen aus dem stabilen Clearing-Geschäft. Weitere 40 Prozent hängen vom volatilen Derivatehandel an der Eurex ab. Dieses Segment sowie der Xetra-Handel machen die Deutsche Börse vom Handelsvolumen und damit auch von den Marktschwankungen abhängig. Positiv: Experten rechnen damit, dass es am Markt turbulent bleibt. Der neue Chef Theodor Weimer senkt die Kosten. Für 2017 gibt es mehr Dividende, 2,45 Euro je Aktie.
Fintech Group
Auf Wachstumskurs
Die Zeichen stehen bei der Fintech Group auf weiterem Wachstum. Das Unternehmen ist überdies finanziell stark aufgestellt. Mit einer Eigenkapitalrendite von 22 Prozent arbeiten die Frankfurter profitabel. Die Aktie ist zwar schon gut gelaufen - in den vergangenen zwölf Monaten hat der Kurs um rund 140 Prozent zugelegt. Der Titel ist im Branchenvergleich aber immer noch günstig zu haben. Eine Dividende gibt es noch nicht.
Comdirect
Im Fokus eines Hedgefonds
Noch hat der Anteil des aktivistischen Investors Petrus Advisers nicht die meldepflichtige Schwelle von drei Prozent überschritten. Doch die Briten kritisieren das Unternehmen heftig: Die Kostenquote sei mit 70 Prozent zu hoch, die Dividendenrendite von 2,2 Prozent zu niedrig. Mutter Commerzbank und Comdirect betonen, dass sie mit der Eigenkapitalrendite von 18,7 Prozent zufrieden sind. Ein Kauf für spekulative Anleger.
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