10.05.2009 11:18:00

WOCHENAUSBLICK: Experten werden nach Aktienmarktrally vorsichtig

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einer zweimonatigen Rally an den europäischen Aktienmärkten werden die meisten Experten langsam vorsichtig. "Die massiven Kursgewinne seit Mitte März haben schon den Großteil des Erholungspotenzials vorweggenommen", schrieben etwa die Analysten der Landesbank Berlin (LBB) mit Blick auf die neue Woche. Gute Zahlen aus dem Bankensektor und erfreuliche Konjunkturdaten hätten die Notierungen angetrieben. "Ein nachhaltiger Ausbruch über den Widerstandsbereich zwischen 4.976 und 5.100 Punkten beim Dax erscheint aber fraglich, wenngleich die aktuelle Dynamik dafür spricht. Ein herber Rückschlag in den nächsten Wochen sollte daher nicht verwundern."

WEBERBANK GLAUBT NOCH NICHT AN ENDGÜLTIGE WENDE          Jens Herdack von der Berliner Weberbank fällt es "vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Situation schwer, daran zu glauben, dass die aktuelle Aktienmarktrallye bereits die endgültige Wende eingeleitet hat". Er erinnerte daran, dass nach dem Platzen der 2000er-Technologieblase der Leitindex zwischenzeitlich ebenfalls 50 Prozent gewonnen habe, bevor er dann noch einmal neue Tiefstände markierte. "Eine solche Reaktion können wir uns auch diesmal vorstellen."          Nach einem 30-prozentigen Kursanstieg in nur zwei Monaten preisten die Aktienmärkte nun einen Konjunktur-Aufschwung ein, "was nach unserem Dafürhalten allerdings verfrüht ist", urteilte Ad van Tiggelen, Stratege bei der ING. Die Wirtschaft befinde sich weiter in einer außerordentlich schweren Rezession. Ein kräftiger Aufschwung wäre "zu viel zu schnell" und "gerade so, als würde man einen Fußballer wieder aufs Spielfeld schicken, bevor seine Verletzungen ausgeheilt sind". Das aktuelle Interesse an konjunkturabhängigen Werten beruhe weniger auf realistischen Erholungsaussichten als auf einer markttechnischen Neupositionierung.

UNICREDIT SIEHT ABER POTENZIAL FÜR WEITER STEIGENDE KURSE          Etwas optimistischer zeigen sich die Experten der UniCredit. Positive Überraschungen bei vielen Wirtschaftsindikatoren und nur wenige negative Ausreißer in der Berichtssaison hätten zwar dafür gesorgt, dass die Aktienmärkte "bereits in die von uns vor einigen Wochen avisierten Zielzonen vorgestoßen sind", hieß es. Doch auch wenn die Dynamik kurzfristig nachlassen könnte, gebe es unter Bewertungsgesichtspunkten Potenzial für weiter steigende Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGVs). Die aktuellen Bewertungen lägen nach wie vor unter dem Niveau von vor der Finanzkrise. "Wie von uns erwartet, zeigen nach den verbesserten Stimmungsindikatoren inzwischen auch Frühindikatoren mit einem direkteren Produktionsbezug wie etwa Auftragseingänge erste Stabilisierungsanzeichen." Dies stütze Hoffnungen auf eine nachhaltige konjunkturelle Bodenbildung und könnte den Börsen weitere Kursgewinne ermöglichen.          Von Unternehmensseite rollt die Flut der Quartalsberichte ungebremst weiter. Im DAX eröffnet am Montag nach Börsenschluss die Deutsche Börse <DB1.ETR> den wöchentlichen Zahlenreigen. Die Finanzkrise dürfte im ersten Quartal 2009 auch den Börsenbetreiber kräftig erwischt haben. Die Geschäftsberichte von Allianz <ALV.ETR>, E.ON <EOAN.ETR> und ThyssenKrupp <TKA.ETR> stehen am Mittwoch auf der Agenda. E.ON-Konkurrent RWE <RWE.ETR> veröffentlicht neben Salzgitter <SZG.ETR> tags darauf seine Zahlen. Daneben informieren - insbesondere zwischen Dienstag und Donnerstag - etliche im MDAX <MDAX.ETR> und TecDax <TDXP.ETR> notierte Unternehmen über die jüngste Geschäftsentwicklung.          Bei den Konjunkturdaten sollten die Anleger am Mittwoch die US-Einzelhandelsumsätze im Auge behalten. Am Freitag rücken BIP-Daten aus Deutschland und der Eurozone sowie das von der Universität Michigan ermittelte US-Konsumklima in den Fokus./gl/la/tw          --- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

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