Starker Einbruch |
23.06.2020 14:12:00
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'Wirtschaftsweise' mit deutlich pessimistischerem Konjunkturausblick - Chancen für Aufschwung 2021
Die Prognose für das laufende Jahr schraubten die Experten, die die Bundesregierung beraten, nach einer Reihe historisch schlechter Konjunkturwerte deutlich nach unten. Der Sachverständigenrat geht nun davon aus, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2020 um 6,5 Prozent schrumpfen wird. Damit reihte sich das Gremium ein in eine Reihe düsterer Vorhersagen. In der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 war das deutsche BIP um 5,7 Prozent zurückgegangen.
Wie viele andere Ökonomen, Institute und Verbände sind aber auch die "Wirtschaftsweisen" zuversichtlich, dass Europas größte Volkswirtschaft schon im nächsten Jahr wieder auf Wachstumskurs zurückkehren wird. Für das Jahr 2021 prognostiziert der Sachverständigenrat 4,9 Prozent Wachstum. Allerdings: "Eine Rückkehr auf das Niveau des BIP vor der Pandemie ist nicht vor dem Jahr 2022 zu erwarten." Für den Euroraum rechnet der Sachverständigenrat mit einem Rückgang des realen BIP im Jahr 2020 um 8,5 Prozent und einem positiven Wachstum von 6,2 Prozent 2021.
Mit der Lockerung der coronabedingten Einschränkungen seit Mai fasse die Wirtschaft allmählich wieder Tritt, stellte das Gremium fest. "Zudem dürften sich die Stützungsmaßnahmen und beschlossenen wirtschaftspolitischen Konjunkturimpulse positiv auswirken."
Die Bundesregierung will die Wirtschaft mit einem 130 Milliarden Euro schweren Konjunkturpaket wieder in Schwung bringen. Union und SPD haben sich darauf verständigt, vorübergehend die Mehrwertsteuer zu senken und eine höhere Kaufprämie für Elektroautos zu zahlen. Zudem gibt es unter anderem Finanzspritzen für Familien und Kommunen.
"Im Großen und Ganzen sind wir mit dem Konjunkturpaket zufrieden", sagte Feld. Das Paket habe "mehr Licht als Schatten". Zugleich warnten die "Wirtschaftsweisen" vor einer verfrühten Debatte um Steuererhöhungen zur Rückführung der gewaltigen neuen Schulden infolge der staatlichen Maßnahmen in der Corona-Krise.
"Fatal wäre es natürlich, jetzt schon von Steuererhöhungen zu reden mit dem Verweis auf Konsolidierung. Damit würde man der Erholung, auf die wir jetzt hoffen, einen Schlag mit dem Hammer verpassen", sagte der Frankfurter Ökonom Volker Wieland. Feld betonte, eine expansive Fiskalpolitik sei in der aktuellen Lage notwendig. In normalen Zeiten sollte Deutschland aber wieder zur Schuldenbremse zurückkehren.
Im ersten Quartal 2020 war die deutsche Wirtschaftsleistung nach Daten des Statistischen Bundesamtes zum Vorquartal um 2,2 Prozent geschrumpft - obwohl in dem Drei-Monats-Zeitraum von den Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus im Grunde nur der März betroffen war.
Und die Erwartungen für das zweite Quartal sind düster - auch wenn mittlerweile etliche Einschränkungen wieder gelockert wurden. "Im zweiten Quartal 2020 dürfte das BIP in Deutschland saisonbereinigt um knapp 12 Prozent niedriger liegen als im Schlussquartal des Jahres 2019", schreibt der Sachverständigenrat.
Die Produktion in der deutschen Industrie sackte auf den tiefsten Stand seit mehr als 20 Jahren, für die Exportwirtschaft brachte der April "Horrorzahlen", wie es der Außenhandelsverband BGA nannte. Der Inlandstourismus kam zwischenzeitlich fast komplett zum Erliegen, das Gastgewerbe kämpft nach Einschätzung des Branchenverbandes Dehoga ums Überleben. Etliche Ökonomen rechnen für das Gesamtjahr mit einem deutlichen Anstieg der Firmenpleiten.
Ende März war der Sachverständigenrat noch etwas optimistischer: Seinerzeit hatten die Experten als wahrscheinlichstes Szenario für Deutschland angenommen, dass es einen fünfwöchigen "Lockdown" geben wird und anschließend die Einschränkungen für Unternehmen sowie Konsumenten wieder gelockert werden. Für diesen Fall war das Gremium davon ausgegangen, dass das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr um 2,8 Prozent schrumpfen würde. Für den schlimmsten Fall unterstellten die "Wirtschaftsweisen" in ihrer März-Einschätzung ein Minus von 5,4 Prozent bei der Wirtschaftsleistung.
/ben/DP/bgf
WIESBADEN (dpa-AFX)
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