Kein Bedarf 13.03.2020 17:48:01

Wirecard-Aktie mit Kursexplosion: Müssen Jahresabschlüsse 2016 bis 2018 nicht korrigieren

Wirecard-Aktie mit Kursexplosion: Müssen Jahresabschlüsse 2016 bis 2018 nicht korrigieren

"Diese Teile der Sonderuntersuchung haben in diesen Untersuchungsgebieten aus heutiger Sicht keine substanziellen Feststellungen ergeben, die für die Jahresabschlüsse im Untersuchungszeitraum 2016, 2017 und 2018 zu Korrekturbedarf führen würden", teilte Wirecard am späten Donnerstagabend in Aschheim mit. Ein anderer Teil der Untersuchung laufe noch, nämlich die Einsicht in das Drittpartnergeschäft.

Wegen der noch weiter laufenden Untersuchung verzögert sich indes die Vorlage der Jahreszahlen. Ursache seien unter anderem die Coronavirus-bedingten Reisebeschränkungen in Asien, hieß es. Das auf die Abwicklung von elektronischem Zahlungsverkehr spezialisierte Unternehmen will seine Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr erst am 30. April vorlegen statt wie zunächst vorgesehen am 8. April. Das teilte das Unternehmen am Freitag mit.

Der Großteil der Vorwürfe über unsaubere Bilanzpraktiken, die der Grund der Sonderprüfung durch die internationale Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sind, betrifft die Wirecard-Geschäfte im Mittleren und Fernen Osten.

So hatte "Financial Times" Wirecard im vergangenen Jahr in einer Serie von Berichten einerseits illegale Praktiken mit Scheinbuchungen und andererseits die Zurückhaltung wichtiger Informationen über das Wirecard-Geschäft vorgeworfen. Letzterer Teil der "FT"-Vorwürfe bezieht sich auf das Geschäft mit drei Drittfirmen in Dubai, auf den Philippinen und in Singapur, die laut der Zeitung den Großteil der Profite beisteuern.

Der Fall Wirecard beschäftigt in Deutschland sowohl die Finanzaufsicht Bafin als auch die Münchner Staatsanwaltschaft, aber richtet sich in der Hauptsache nicht gegen Wirecard. Die Behörden gehen dem Verdacht nach, dass das Unternehmen Opfer gezielter Attacken von Börsenspekulanten geworden sein könnte. Daneben wird von der Münchner Staatsanwaltschaft auch eine Geldwäscheanzeige gegen Wirecard überprüft. Dabei gibt es laut Ermittlungsbehörde aber bislang keine konkreten Beschuldigten, das Verfahren läuft gegen Unbekannt.

Wirecard-Vorstandschef Markus Braun hatte zunächst sämtliche Vorwürfe der britischen Zeitung für haltlos erklärt. Dann stellte sich bei einer internen Untersuchung allerdings heraus, dass es in Singapur doch Fehlbuchungen gegeben hatte - allerdings laut Unternehmen nicht in der Größenordnung, wie von der britischen Zeitung behauptet. Dennoch waren Braun und das Wirecard-Management auch bei Aktionären in die Kritik geraten, die bessere Kommunikation und mehr Transparenz forderten. Wirecard will nun den kompletten KPMG-Bericht unmittelbar nach dessen Fertigstellung auf der Firmenwebseite veröffentlichen.

Wirecard-Aktien springen an

Die Anleger haben am Freitag mit Erleichterung auf erste Ergebnisse der lang ersehnten Jahresabschluss-Prüfung durch KPMG reagiert. Die Aktien des Zahlungsabwicklers waren im frühen Handel mit einem Plus von knapp 30 Prozent immerhin wieder auf das Niveau vom Freitag vergangener Woche zurückgekehrt. Zum Handelsschluss stand noch ein Gewinn von 4,47 Prozent auf 89,70 Euro zu Buche.

Wirecard sieht die Sonderprüfung seiner Bücher mit Blick auf das Singapur-Geschäft als "weitestgehend abgeschlossen" an. "Diese Teile der Sonderuntersuchung haben in diesen Untersuchungsgebieten aus heutiger Sicht keine substanziellen Feststellungen ergeben, die für die Jahresabschlüsse im Untersuchungszeitraum 2016, 2017 und 2018 zu Korrekturbedarf führen würden", hieß es.

Abgeschlossen werde die Prüfung der Experten von KPMG voraussichtlich am 22. April 2020. Mit der Prüfung will das Unternehmen die Turbulenzen wegen ständigen Vorwürfen um Bilanzierungsunregelmäßigkeiten endlich ausmerzen.

Experten werteten die ersten Ergebnisse der Jahresabschluss-Prüfung positiv. Analyst Simon Bentlage von der Privatbank Hauck & Aufhäuser etwa hob hervor, dass es in Singapur, Indien und im Geschäftsbereich Merchant Cash Advance keine substanziellen Feststellungen gebe. Damit seien drei von vier Vorwurfsfällen offenbar haltlos.

Analyst Knut Woller von der Baader Bank sah erste ermutigende Einblicke in die noch nicht beendete Sonderprüfung. Anleger dürfte dies ein Stück weit zuversichtlicher machen.

Der Fachmann David Vignon vom Investmenthaus Bryan Garnier schrieb, dass nun die Zweifel an der Bilanz von Wirecard langsam zerstreut werden könnten. Wichtig bleibe jedoch die noch fehlende Einschätzung des Drittpartnergeschäfts.

Der Großteil der Vorwürfe über unsaubere Bilanzpraktiken, die der Grund der Sonderprüfung durch die internationale Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sind, betrifft die Wirecard-Geschäfte im Mittleren und Fernen Osten.

So hatte die "Financial Times" Wirecard im vergangenen Jahr in einer Serie von Berichten einerseits illegale Praktiken mit Scheinbuchungen und andererseits die Zurückhaltung wichtiger Informationen über das Wirecard-Geschäft vorgeworfen. Letzterer Teil der "FT"-Vorwürfe bezieht sich auf das Geschäft mit drei Drittfirmen in Dubai, auf den Philippinen und in Singapur, die laut der Zeitung den Großteil der Profite beisteuern.

Wirecard-Vorstandschef Markus Braun hatte zunächst sämtliche Vorwürfe der britischen Zeitung für haltlos erklärt. Dann stellte sich bei einer internen Untersuchung allerdings heraus, dass es in Singapur doch Fehlbuchungen gegeben hatte - allerdings laut Unternehmen nicht in der Größenordnung, wie von der britischen Zeitung behauptet.

Ende Oktober 2019 hatte Wirecard angekündigt, dass KPMG die Vorwürfe der "FT" prüfen soll. In den darauffolgenden Wochen haben sich die Anteilsscheine mit Mühe nach oben vorgearbeitet bis zu einem Zwischenhoch von knapp 146 Euro Mitte Februar.

Danach bröckelten die Kurse wieder etwas ab, bevor die Eskalation der Coronavirus-Krise auch die Papiere des Zahlungsabwicklers stark traf: Die Anteilsscheine rauschten bis auf 83,50 Euro nach unten. Dies war das niedrigste Niveau seit November 2017. So tief hatten selbst die jüngsten Vorwürfe der "Financial Times" die Papiere nicht ins Minus gedrückt. Bis zum Rekordhoch von 199 Euro aus dem Herbst 2018 müsste sich der Kurs mehr als verdoppeln./la/ag/mis

ASCHHEIM (dpa-AFX)

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Bildquelle: Anton Garin / Shutterstock.com,Wirecard AG

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