06.09.2015 10:03:00
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WIIW-Experte sieht Zuwanderung von Flüchtlingen als Chance für Wachstum
Üblicherweise seien die Neuankömmlinge besonders motiviert und hätten eine höhere Beteiligungsrate am Arbeitsmarkt als die alteingesessene Bevölkerung. Auch suchten derzeit in der Regel die Engagierteren den Weg nach Europa. Man müsse zwar kurzfristig in ihre Integration investieren, aber längerfristig könne man dafür mit mehr Innovation und Dynamik rechnen.
Studien würden zeigen, dass neu ankommende Flüchtlinge am ehesten frühere Migranten verdrängen, weil sie die gleichen Jobs anstreben. Hier gebe es wirtschaftliche Probleme. Diese Substitution sei aber "üblicherweise nicht sehr hoch". Sollten in Österreich 80.000 Flüchtlinge anerkannt werden und auf den Arbeitsmarkt drängen, dann würde die Zahl der Arbeitslosen (derzeit saisonal schwankend etwa 400.000) um "viel weniger" als 80.000 steigen. Die Idee, der Wirtschaftskuchen wäre konstant, sei nicht richtig, so Landesmann, der zugleich einräumte, dass die Unterbringung am Arbeitsmarkt umso leichter sei, je stärker eine Wirtschaft gerade wachse.
Selbstverständlich gehe so ein Prozess nicht ohne "Integrationsprobleme" ab. Aber die Aufnahme so vieler Flüchtlinge sei "nicht vorrangig ein ökonomisches, sondern ein kulturelles Problem". Es gehe um den Aufbau von Infrastruktur, die Schaffung von Wohnraum, die Ausbildung, die Aufnahme in die Gesellschaft. Im beiderseitigen Interesse wäre es, die vorhandene Ausbildung der Flüchtlinge zu nutzen.
Im Schnitt seien die Neuankömmlinge jünger, arbeiteten viel und zahlten mehr ins System ein, als sie herausbekommen, erinnert Landesmann. Auch habe die Zuwanderung langfristig positive Auswirkungen auf die Demografie. Dementsprechend sollte man den Zustrom von Flüchtlingen nicht nur als Problem sehen, sondern als Chance für die Wirtschaft und die Gesellschaft.
(Schluss) tsk/cri
ISIN WEB http://www.wiiw.ac.at/
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