Überkompensation 03.03.2023 16:07:00

Wifo-Studie: Arbeitskräfteangebot steigt bis 2040

Wifo-Studie: Arbeitskräfteangebot steigt bis 2040

Bei diesem Szenario seien die bereits beschlossenen Maßnahmen der Regierung wie die Angleichung des Pensionsantrittsalters berücksichtigt. Damit würde auch der demografisch bedingte Rückgang der Erwerbstätigen überkompensiert werden.

Rund 30 Prozent dieses Zuwachses entfallen demnach auf bereits beschlossene Veränderungen der Pensionszugangsregelungen. Aber auch die Veränderung bei der Bildung trage mit rund einem Viertel zur Ausweitung des Arbeitskräfteangebots bei.

Die Wirtschaftskammer (WKÖ) merkte heute zu der Wifo-Studie zweierlei an: Mehr als die Hälfte dieses eingangs erwähnten Zuwachses ist bereits eingetreten, bis 2040 kommen somit nur noch wenige Erwerbspersonen hinzu. Und bereits jetzt fehlen über 200.000 Arbeitskräfte und der Arbeitskräftebedarf der Wirtschaft wird weiter steigen, warnt die WKÖ.

Laut der Wifo-Studie wird es im Jahr 2027 mit rund 4,797 Mio. Personen die meisten Erwerbstätigen geben. Danach soll deren Zahl bis 2035 leicht auf 4,751 Mio. Menschen sinken, um dann wieder auf 4,775 Mio. Erwerbstätige zu steigen.

Im Zeitraum bis 2040 werde sich aber die Zusammensetzung der Erwerbsbevölkerung deutlich verändern. So werde es um 250.000 weniger Erwerbstätige mit Lehrabschlüssen geben. Und es werde auch um 130.000 Personen weniger geben, die eine berufsbildende mittlere Schule abgeschlossen haben - dafür um 223.000 mehr Erwerbstätige mit AHS- oder BHS-Matura und 375.000 mehr Erwerbstätige mit akademischem Abschluss.

Aber auch vom Alter her wird sich der Arbeitsmarkt verschieben: Der Anteil 55 Jahre und älter steige bis 2040 um rund 4 Prozentpunkte, während im Haupterwerbsalter (25 bis 54 Jahre) ein Rückgang von rund drei Prozentpunkten zu erwarten sei. Absolut betrachtet bedeute dies einen Rückgang der Erwerbspersonenzahl um knapp 33.000 in der Gruppe der 25- bis 54-Jährigen bei gleichzeitiger Zunahme der Gruppe der Über-55-Jährigen um rund 221.000.

Parallel dazu werde auch die Zahl der Erwerbspersonen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen von rund 584.000 im Ausgangsjahr 2018 bis 2027 auf 644.000 ansteigen. Danach werde sie bis 2040 leicht auf rund 620.000 absinken - um knapp 36.000 mehr als im Jahr 2018.

Das Basisszenario setze eine verbesserte Nutzung vorhandener Arbeitskräftepotenziale - insbesondere von Frauen und Älteren - voraus. Die Wifo-Studie beschäftigt sich aber auch mit Alternativszenarien: Abweichend vom Basisszenario zeigen sich die markanten Auswirkungen der internationalen Wanderungsbewegungen für die österreichische Bevölkerungsentwicklung. So würde bei der Variante mit der geringsten Anzahl an Migranten die Zahl der Erwerbspersonen bis 2040 um mehr als 320.000 unter jener des Basisszenarios zu liegen kommen, während sie unter den Annahmen der oberen Wanderungsvariante das Basisszenario um mehr als 340.000 übersteigen würden.

Auch eine - im Vergleich zum Basisszenario - veränderte Zuwanderungsstruktur hin zu mehr Drittstaatsangehörigen würde die Zahl der Erwerbspersonen im Vergleich zum Basisszenario um rund 30.000 Personen sinken lassen.

In den vom Wifo erstellten Szenarien zeigt sich, dass durch eine verstärkte bzw. raschere (Re-)Integration von Müttern in den Arbeitsmarkt eine Ausweitung des Arbeitskräfteangebots bis 2040 um rund 20.000 erzielbare wäre. Und eine Forcierung des zweiten Bildungswegs könnte zudem dem Rückgang der Erwerbspersonen mit Lehrabschluss deutlich entgegenwirken und den im Basisszenario errechneten Rückgang von rund 240.000 Erwerbspersonen mit Lehrabschluss mehr als halbieren.

Gelingt es, Personen mit gesundheitlicher Beeinträchtigung entweder durch den Ausbau präventiver Maßnahmen oder die Forcierung der Integrationschancen arbeitsloser oder erwerbsinaktiver Menschen, wirkt sich dies laut der Studie deutlich aus. Eine Halbierung der relativen Unterschiede in der Arbeitsmarktintegration von Personen mit Beeinträchtigungen führe zu einem merklichen Anstieg des Arbeitskräftepotenzials sowie der Erwerbstätigen (+31.500 bzw. +28.000 Erwerbstätige im Jahr 2040).

WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf meinte heute zu der Studie, diese belege einmal mehr, dass die demografische Entwicklung den Arbeitskräftemangel weiter verschärfen werde - "und wir vor allem dort ansetzen müssen, wo die Potenziale derzeit noch nicht ausgeschöpft sind". "Allen voran gibt es bei der Erwerbsquote der über 55-Jährigen noch Luft nach oben. Ziel muss sein, das faktische Pensionsantrittsalter näher an das gesetzliche heranzuführen, beziehungsweise Anreize zu schaffen, dass pensionsberechtigte Menschen länger aktiv bleiben", so Kopf.

APA

Weitere Links:


Bildquelle: granata68 / Shutterstock.com,baranq / Shutterstock.com,Patryk Kosmider / Shutterstock.com,Stephen VanHorn / Shutterstock.com
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!