Profitabilität im Blick |
04.11.2019 15:59:00
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Wie lange kann Tesla seine positiven Ergebnisse beibehalten?
• Elon Musk verspricht weitere Profitabilität
• Zukunftspläne stellen das in Frage
Im dritten Quartal dieses Jahres hat E-Auto-Pionier Tesla die Erwartungen der Wall Street übertroffen und mit deutlich mehr Umsatz und einem unerwarteten Gewinn überzeugt. Obwohl CEO Elon Musk die Rückkehr in die schwarzen Zahlen mit dieser Bilanz versprochen hatte, zeigten sich viele, aufgrund der im Voraus hauptsächlich skeptischen Analysten, merklich überrascht - die Tesla-Aktie zündete am Tag nach der Bilanzvorlage ein Kursfeuerwerk, sodass Tesla kurzerhand General Motors als wertvollsten US-Autobauer überholte.
Tesla-Bilanz: Verblassender Zahlenerfolg?
Doch bei genauerer Betrachtung der vergangenen Zahlenwerke fällt besonders das Vorjahr auf: Auch im dritten Quartal 2018 schaffte Tesla den Sprung in die Profitabilität. Auch damals löste das Begeisterung aus. Doch die Euphorie ließ schnell nach, als darauffolgend der Gewinn deutlich zurückging und im Halbjahr 2019 wieder ein Verlust von einer Milliarde US-Dollar zu Tage trat - die Profitabilität war also nur ein kurzer Besuch.
Dabei könnte man sagen, dass das Vorjahresquartal wesentlich besser ausfiel: Im Vergleich zu diesem Jahr standen damals im Q3-Bericht auf Ergebnisseite 54 Prozent mehr in den Büchern. Auch der Umsatz ging im dritten Jahresviertel 2019 um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück - obwohl rekordträchtige 97.000 Fahrzeuge ausgeliefert wurden. Anleger zeigten sich zwar trotzdem überzeugt von dem überraschenden Sprung in die Profitabilität, der Erfolg könnte allerdings erneut bald verblassen.
Wie konnte Tesla trotzdem Gewinne einfahren?
Das dürfte insbesondere daran gelegen haben, dass Tesla den Kostendeckel niedrig zu halten versuchte. Bereits zum Jahreswechsel 2018/2019 kündigte Musk an, sieben Prozent der Belegschaft entlassen zu wollen. In diesem Zuge kam es zur Schließung einiger stationärer Läden - so beliefen sich schließlich die betrieblichen Ausgaben im kürzlich abgelaufenen Quartal auf so wenig wie seit dem Produktionsstart des Model 3 vor zwei Jahren nicht mehr, berichtete Tesla. Dementsprechend fraglich ist, ob die Rückkehr in die Profitabilität Bestand haben wird. Ein Blick auf die nahe Zukunft lässt das anzweifeln. Insbesondere die ambitionierten Visionen von Konzernoberhaupt Musk werfen Fragen dazu auf, ob die strengere Kostenkontrolle fortgeführt werden und weiterhin Früchte tragen kann: In einem Brief an die Aktionäre, äußerte Musk, er sei "höchst zuversichtlich", dass der US-Autobauer bis Ende 2019 insgesamt 360.000 Teslas unters Volk gebracht haben wird. Doch in nächster Zeit steht noch einiges mehr als Absatzziele auf dem Plan.
Großprojekte: Schwierigkeiten vorprogrammiert?
Zum einen geht der Bau der Shanghai-Gigafactory schneller voran als geschätzt. Zum anderen soll der Crossover SUV Model Y in China bald serienmäßig vom Band rollen und die Kundschaft begeistern. Musk tönte, der Launch sei auf Sommer 2020 vorgezogen worden - "möglicherweise gibt es noch Verbesserungspotenzial, aber wir sind für Sommer 2020 zuversichtlich," teilte Musk mit der Bekanntgabe der Quartalszahlen mit. Die MarketWatch-Kolumnistin Therese Poletti zeigt sich in einem ihrer Beiträge skeptisch und verglich diese ambitionierten Aussagen des Milliardärs mit der Situation rund um den Start des Model 3, der von einer Produktions- und später Auslieferungshölle überschattet wurde. Auch das Hochfahren der Model 3-Produktion in der US-Gigafactory ging nicht wie geplant vom Tisch. Zu Teslas Vorhaben auf dem chinesischen Markt äußerte ein CNBC-Analyst kürzlich Zweifel, als Musk und die Vorsitzende der neuen Gigafactory sich zu Wort meldeten: Gehe Tesla in Shanghai genauso vor wie in den USA und starte die Fabrik mit einer Überkapazität an Arbeitskräften, um die anfängliche Nachfrage schnell befriedigen zu können, könnte es zu Problemen kommen.
Die Frage, die sich nun stellt, ist, ob Tesla aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und Musks Aussagen nicht einer Übertreibung unterliegen. Sollte sich der Teufelskreis aus Fabrikproblemen und Startschwierigkeiten bei einem neuen Fahrzeug beim Model Y fortsetzen, könnte es schwierig werden, nachhaltig in den schwarzen Zahlen zu bleiben, da die Problemlösung durchaus kostenintensiv werden könnte. Die Vorsitzende der Shanghai-Fabrik äußerte zumindest bereits gegenüber CNCB, dass man aus vergangenen Fehleinschätzungen gelernt habe und Erfahrungen mitgenommen habe.
Anleger zeigten sich zuletzt zumindest überzeugt vom Ergebnis und dürfen nun weiter mit Spannung beobachten, wie es rund um den E-Auto-Konzern aus San Carlos weitergeht.
Redaktion finanzen.at
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