17.03.2015 23:42:58

Westfalenpost: Harald Ries zu Entschädigungen für Griechenland: Eine schwierige Zeit für gute Gesten

Hagen (ots) - Man kann das durchaus so sehen wie Politiker von SPD, Grünen und Linken, die sich für Entschädigungszahlungen an Griechenland aussprechen. Nur weil die Gräueltaten der Nazis während der Besatzungszeit kaum im deutschen Bewusstsein verankert sind, haben die Opfer sie nicht vergessen. Richtig ist auch, dass die bisherigen Finanzleistungen sehr bescheiden ausfielen, dass die Argumentation, durch den 2+4-Vertrag sei alles erledigt, den unangenehmen Geruch eines juristischen Winkelzugs verströmt, und dass die griechische Regierung das Thema nicht jetzt auf einmal entdeckt hat: Der Konflikt schwelt seit Jahrzehnten.

Gegen Reparationen spricht Grundsätzliches: Wenn Unrecht nach 70 Jahren aufgerechnet werden soll, warum dann nicht nach 140 oder 700? Krieg, Vertreibung und Massaker begleiten die Menschheitsgeschichte von Beginn an. Wer da heute noch für Ausgleich sorgen möchte, wird kein Ende finden. Und natürlich ist die aktuelle Athener Verknüpfung solcher Forderungen mit Erpressungsversuchen und der Weigerung, bestehende Verpflichtungen einzuhalten, inakzeptabel.

Allerdings wirkt es wenig überzeugend, wenn sich Politiker in Gedenktagsreden zur deutschen Schuld bekennen, aber auf Blockade schalten, sobald es konkret zu werden droht. Dahinter steht die Befürchtung, nach den Griechen würden sich noch andere Opfer des Nazi-Terrors melden und alles könne sehr teuer werden. Das erzeugt im Rest der Welt kein sehr sympathisches Bild. Es gibt Wege aus dem Dilemma. Eine Stiftung, direkte Zahlungen, konkrete Projekte. Freiwillig. Ohne formale Zugeständnisse an Athen. Als Zeichen guten Willens, als Freundschaftsangebot ans griechische Volk. Leider ist für solche Gesten gerade eine schwierige Zeit.

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