09.11.2014 21:12:58
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Westfalen-Blatt: zur Evangelischen Kirche
Bielefeld (ots) - Nikolaus Schneider, oberster Protestant dieses
Landes, hat Kritik geübt, die es in sich hat. Von den organisierten
Vertretern hier lebender Muslime verlangt der Ratsvorsitzende der
Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) deutlichere Worte gegen die
Legitimierung von Gewalt im Koran. Eine berechtigte Forderung, wenn
man an Vormarsch, Methoden und Ziele des »Islamischen Staates« (IS)
denkt. Genau daran dürfte auch Schneider gedacht haben, als er die
kriegerische Ausbreitung des Islams »mit Feuer und Schwert« betonte.
Man sollte den EKD-Chef nicht dafür kritisieren, dass er erst wenige
Tage vor Ende seiner Amtszeit - morgen wählt die Synode in Dresden
seinen Nachfolger - solch klare Aussagen wagt. Es ist heikel, sich
als Kirchenmann so zum Islam zu äußern. Hätte der Theologe dies kurz
nach seinem Amtsantritt vor vier Jahren getan, wäre seine Amtszeit
von Beginn an belastet gewesen. Ende 2010 erkannten allenfalls
gewiefte Geostrategen einen »Islamischen Staat« und dessen Bedrohung
am fernen Horizont entstehen. Und Papst Benedikt XVI. musste sich
seine Regens-burger Rede vom 12. September 2006, in der er eine
mittelalterliche Einschätzung zur Gewalt im Islam nur zitiert hatte,
sechs Jahre vorhalten lassen. Im Gegensatz zu seinem Vorvorgänger,
dem Berliner Bischof Wolfgang Huber, setzte Nikolaus Schneider auf
einen freundlichen Diskurs mit den Muslimverbänden. Als
EKD-Ratsvorsitzender hatte Huber im sogenannten interreligiösen
Dialog die Unterschiede zwischen Christentum und Islam nicht
vergessen - und in der »Handreichung zum Umgang mit den Muslimen«
unterstreichen lassen. Derzeit entsteht eine Neufassung der
Broschüre. Dass sie in Abstimmung mit muslimischen Verbänden
erarbeitet werden soll, spricht für sich. Hat es die EKD tatsächlich
nötig, sich den Segen der Islamvertreter zu holen? Statt in
vermeintlich politischer Korrektheit vorauszueilen, sollten die
Protestanten mehr Mut zu ihren eigenen Werten haben. Viele Gläubige
haben kein gutes Gefühl dabei, dass ihre Kirche einer intoleranten
Kultur mit übertriebener Toleranz begegnet - bis zur Selbstaufgabe.
Denn es ist nichts anderes als das, wenn der Martinsumzug zum
Laternenfest umgewidmet wird, damit sich keine muslimischen Kinder
oder deren Eltern ausgegrenzt fühlen. Ob in der Kita oder bei der
Unterstützung von Flüchtlingen: Der Umgang mit Muslimen und dem Islam
gehört für die evanglische Kirche zum Tagesgeschäft. Deswegen sollte
sie sich stabil aufstellen. Wer Nikolaus Schneider nachfolgt, sollte
den Schwerpunkt des Wirkens weniger auf wohlfeile Abrahamsfeste
legen, sondern sich vielmehr dafür einsetzen, dass der christliche
Glaube sichtbar gelebt wird.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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