03.02.2017 23:03:56
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Westfalen-Blatt: zu Negativzins und Finanzpolitik
Bielefeld (ots) - Hilfe, Kunden drohen mit Geldanlagen! Die
Zinspolitik der Europäischen Zentralbank hebt die Finanzwelt seit
geraumer Zeit aus den Angeln. Sparer, früher umworben, werden
bestraft. Noch sperren sich jedenfalls die deutschen Sparkassen und
Volksbanken, bei Kleinanlegern eine »Verwahrungsgebühr« zu erheben.
Doch bei institutionellen Anlegern und Unternehmen entfällt diese
Scheu bereits. Für Unternehmen und Institutionen wie eine Stadt,
Universität oder Klinik bedeutet dies, dass sie für ihre Liquidität
nicht nur mit dem Inflationsverlust, sondern auch noch mit dem
Negativzins bezahlen. Es ist ja nicht so, dass Geld immer dann
fließt, wenn es gebraucht wird. Die Politik der EZB verstärkt aber
die Neigung, Einnahmen schneller auszugeben. Damit wirkt sie - von
EZB-Chef Mario Draghi so gewollt - als Konjunkturprogramm. Das
schließt allerdings die Gefahr von Fehlinvestitionen ein, die in
Zeiten knappen Geldes wohl nicht finanziert würden. Die Überlegungen
von Privatanlegern unterscheiden sich nicht sehr von denen in
Unternehmen. Statt verlustreich zu sparen, werden Möbel-, Auto- und
andere Käufe, vielleicht auch die Traum-Urlaubsreise und
Investitionen am Haus vorgezogen. Schon hat die Flucht in das so
genannte Betongold zur Folge, dass die Bau- und Immobilienpreise
Rekordhöhen erklimmen. Nur so lange die Nachfrage viel größer als das
Angebot ist, brauchen sich die Investoren keine Sorgen haben. Doch
was, wenn sich die Dinge ändern? Ältere erinnern sich, dass der
Zinsanstieg in den siebziger Jahren manchen, der sich für sein
Eigenheim verschuldet hatte, auch in Deutschland vor Probleme
stellte. 2007 war der US-Immobilienmarkt mitverantwortlich für den
Ausbruch der globalen Finanzkrise. Banken hatten in den Vereinigten
Staaten Interessenten ohne Eigenkapital den kompletten Hauskauf
finanziert - gern auch inklusive neuer Küche und neuem Auto. Und
2017? Dass der neue US-Präsident nicht einmal zehn Jahre nach der
Finanzkrise die Sicherheitsmaßnahmen schon wieder abschaffen will,
ist unfassbar. Aber ein Präsident, der als größter Job-Beschaffer in
die US-Geschichte eingehen will, braucht natürlich billiges Geld. Ein
Mann wie Draghi wäre so gesehen nach Donald Trumps Geschmack.
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/nr/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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