25.06.2019 23:03:42
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Westfalen-Blatt: ein Leitartikel zum Iran
Bielefeld (ots) - Die Mullahs vermuten eine »geistige Behinderung«
hinter der Entscheidung des US-Präsidenten, Sanktionen nun auch gegen
sie persönlich zu richten. Und Donald Trump spricht von
»Auslöschung«. Mit verbaler Abrüstung ist im Konflikt zwischen Iran
und USA leider nicht zu rechnen. Und das macht die Lage so brisant.
Denn mit jeder weiteren rhetorischen Eskalationsstufe steigt das
Risiko einer militärischen Auseinandersetzung im Mittleren Osten. Die
Befürchtung ist die: Wer sich mit Beleidigungen und Drohungen so weit
vorwagt, der kommt an einem bestimmten Punkt nicht mehr umhin, eine
militärische Reaktion zu zeigen. Der Iran setzt auf eine Strategie
der Nadelstiche. Bislang: die Angriffe auf zwei Öltanker in der
Straße von Hormus und der Abschuss einer US-amerikanischen Drohne. Es
droht der Moment, in dem ein Nadelstich einer zu viel sein wird - und
Donald Trump sich gezwungen sieht, eine starke Antwort zu geben. Die
Sorge vor einem Krieg, der wie zufällig ausgelöst wird, ist nicht
unbegründet. Zwei Dinge sprechen dafür, dass sich der US-Präsident
nicht zum Waffengang hinreißen lassen wird. Erstens: Trumps außen-
und sicherheitspolitischer Berater, der Scharfmacher John Bolton, hat
nicht mehr das Ohr seines Chefs. Bolton gehörte 2003 als
Staatssekretär unter George W. Bush zu den Befürwortern des
Irak-Kriegs. Zweitens: Trump scheint überzeugt, dass ihn ein Krieg
die Wiederwahl im November 2020 kosten könnte. Genau darauf setzt das
Mullah-Regime, das glaubt, seine Provokationen kalkulieren zu können.
Und hier liegt die größte Gefahr: Der impulsive Mann im Weißen Haus
folgt in dem Konflikt keiner Strategie. Im Gegensatz zu Nordkoreas
Diktator haben die iranischen Führer wenig Interesse, sich mit Trump
zu treffen und einen Deal zu machen. Die schiitischen Herrscher
brauchen keine Fotos mit dem obersten Vertreter des »Großen Satans«.
Die Lösung des Problems sollen andere übernehmen: die zahnlosen
Vereinten Nationen und das schwache Europa. Ein Ende der
wirtschaftlichen Isolation ist aber in weiter Ferne. Die
US-Sanktionen wirken. Weil die Ölausfuhren sinken, verstärkt sich die
Krise. Derzeit sieht es jedoch nicht so aus, als müssten die Mullahs
einen Volksaufstand fürchten. Der Iran strebt nach Atomwaffen. Wer
etwas anderes glaubt, ist naiv. Der Besitz nuklearer Sprengköpfe
macht ein Land praktisch unangreifbar. Das hat Nordkorea vorgemacht.
Einerseits will niemand einen Krieg im Mittleren Osten, andererseits
will niemand einen nuklear aufgerüsteten Iran. Den ersten Schritt, um
dieses Dilemma aufzulösen, kann nur Teheran machen.
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/nr/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
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