25.09.2018 23:03:45
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Missbrauchsstudie
Bielefeld (ots) - Eine der bedrückendsten Aussagen des Leiters der
Missbrauchsstudie umfasst nur vier Worte: »Das Risiko besteht fort.«
Allein für diese Erkenntnis hat sich der Aufwand gelohnt. Wenn die
katholische Kirche zum Wandel bereit ist, lässt sich für die heutigen
Schutzbefohlenen vielleicht noch Schlimmes verhindern. Dazu gehören
aber all die quälenden Fragen, die die Institution seit Jahren vor
sich her schiebt. Die Fragen nach dem Zölibat, nach der Sexualmoral,
nach der Haltung zur Homosexualität und nach den Machtstrukturen in
den Bistümern. Doch neben der Vorbeugung muss auch die Aufarbeitung
vorangetrieben werden. Zu den Beschränkungen der Untersuchung
»Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester,
Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen
Bischofskonferenz« ist schon viel gesagt worden: kein Zugriff auf
Originalakten, Abhängigkeit von der Mitwirkung der Bistümer, Orden
nicht untersucht usw. Dennoch ist richtig: Hinter ihre Ergebnisse
kann niemand mehr zurück, zumal sich die Einsicht verbreiten dürfte,
dass die ermittelten Fälle wohl nur die Spitze des Eisbergs sind, wie
es gestern hieß. Kardinal Reinhard Marx sagte, dass er sich schäme.
»Allzu lange haben wir in der Kirche weggeschaut, vertuscht,
geleugnet, wollten es nicht wahrhaben.« Dieses Eingeständnis ist
ehrenwert. Aber es sind eben doch nur Worte; und mehr oder weniger
deutliche Worte des Bedauerns haben katholische Würdenträger in den
vergangenen Jahren schon viele gefunden. Es kommt darauf an, was
folgt. Geht die Kirche in allen Bistümern auf die Opfer zu und auf
ihren Wunsch nach Gerechtigkeit ein? Werden Namen genannt, wer
missbrauchte und wer vertuschte, so dass sich vielleicht auch weitere
Opfer trauen, über ihr Schicksal zu sprechen - damit sie es endlich
verarbeiten können? Bisher dauert es oft Jahrzehnte, bis Betroffene
sich offenbaren. Der Abschlussbericht umfasst 366 Seiten. Er ist auf
der Homepage der Bischofskonferenz dbk.de zu finden. Um seine
Tragweite einordnen zu können, betrachte man eine Zahl: Bei
Diözesanpriestern betrug der Anteil der des Missbrauchs Beschuldigten
5,1 Prozent. Jeder Zwanzigste. Da gibt es noch viel aufzuklären.
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/nr/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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