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27.09.2013 20:44:58

Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Klimawandel

Bielefeld (ots) - Nirgendwo ist die Neigung, naturwissenschaftliche Kenntnisse anzuzweifeln, so groß wie bei Weltklimaprognosen. Vermutlich hängt dies damit zusammen, dass sich die meisten noch an Zeiten erinnern, in denen Wettervorhersagen nicht viel glaubhafter gewesen sind als althergebrachte Bauernregeln. Um so schwieriger, so die logische Folgerung, muss es doch sein, langjährige Klimaveränderungen im Bereich von ein bis vier Grad vorauszusagen. Inzwischen aber sind nicht nur die kurzfristigen Wetterprognosen viel besser geworden. Auch die neuen Modelle und Aussagen der Wissenschaftler zur Klimaerwärmung basieren dank der stark gestiegenen Rechenleistung moderner Computer über eine ganz andere Basis. Danach steht nicht nur fest, dass sich das Klima erwärmt, sondern auch, dass Menschen für den Anstieg verantwortlich sind. Das vergangene Jahrzehnt war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Sicher, der Anstieg der Durchschnittstemperatur war weltweit niedriger als im Durchschnitt vorausgesagt. In Deutschland war es sogar kühler als im Jahrzehnt davor. Doch hatten die Wissenschaftler stets auf mögliche zeitliche und räumliche Abweichungen hingewiesen. Die jetzigen sind außerdem gut begründet. Vom Tisch ist die Gefahr damit nicht. Wichtig ist der langfristige Trend: Hier sorgen sich die Wissenschaftler, dass das Ziel, die Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, kaum noch eingehalten werden kann. Erschreckend ist eine weitere Erkenntnis: Der Meeresspiegel steigt sogar noch schneller an. Erwartet werden jetzt 26 bis 82 Zentimeter bis Ende dieses Jahrhunderts - acht bis 23 Zentimeter mehr als bei der vergangenen Prognose 2007. Kam sein, dass der ein oder andere zwischen Alpen und Teutoburger Wald jetzt denkt: 82 Zentimeter höher, da ist das Meer immer noch weit von meinem Haus entfernt. Auf den Nordsee-Halligen und in anderen Regionen der Welt sieht das schon anders aus. Die Niederlande, im Deichbau geübt, sind vermutlich reich genug, um sich zu schützen. Anders aber ist die Situation zum Beispiel in Bangladesch. Dort führt der Anstieg im Golf von Bengalen bereits jetzt zu einer Zunahme von Zahl und Schwere der Überschwemmungen mit Meereswasser. Als Folge gehen die Erntemengen zurück. Zudem gefährdet in den Küstenregionen der höhere Salzgehalt im Grundwasser bereits die Gesundheit der Menschen - vor allem der Kinder. Irgendwann wird das Meer gar nicht mehr zurückweichen. Wohin werden die 160 Millionen im dicht besiedelsten Flächenstaat der Erde dann fliehen? Auf Tuvalu, Kiribati und anderen Pazifikinseln werden Auswanderungsstrategien entwickelt. Sich irgendwo einkaufen? Auf künstlichen Inseln neuen, höher gelegenen Lebensraum schaffen? Bei kleinen Inselbevölkerungen mag so eine Strategie gelingen. In Flächenstaaten wie Bangladesch, Pakistan und Ägypten wird ein Anstieg des Meeresspiegels zu Veränderungen führen, die nicht mehr beherrschbar sind.

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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261

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