06.05.2018 23:03:42
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum früheren VW-Chef Martin Winterkorn
Bielefeld (ots) - Und läuft und läuft und läuft... warb VW einst
für sein erfolgreichstes Modell, den Käfer. Heute laufen zwar die
Absatzzahlen des Wolfsburger Konzerns. Doch bei der Aufarbeitung des
Diesel-Abgasskandals stockt der Motor immer wieder. Vielleicht liegt
es daran, dass kein Sprit im Tank ist. Oder, schlimmer noch, jemand
zieht permanent den Zündschlüssel ab. Jedenfalls kann man vom
Aufsichtsrat des Konzerns nicht viel mehr sagen, als dass er prüft
und prüft und prüft... Kaum schneller kommen die juristische und die
politische Aufarbeitung voran. Sicher, hin und wieder wird gemeldet,
dass irgendwo bei einem Konzernmanager eine Razzia stattgefunden hat.
Dabei geht die Wahrscheinlichkeit, dass zweieinhalb Jahre nach Beginn
des Skandals noch irgendwelche Hinweise in Akten oder Computerdateien
gefunden werden, allmählich gegen Null. Den Politikern kann man
immerhin zugute halten, dass sie über Volkswagen hinaus die
Arbeitsplätze in der für Deutschland wichtigen Automobilindustrie
schützen wollen. Doch diese sind mittelfristig weniger durch Straf-
und Schadensersatzforderungen gefährdet als durch weltweite
Umwälzungen im Mobilitätssektor sowie durch den sich abzeichnenden
Verlust des Autos als Statussymbol Nummer 1. Zugleich schädigt der
Abwehrwall um Volkswagen den Ruf der deutschen Wirtschaft insgesamt.
Was den früheren VW-Chef und lange Jahre bestverdienenden Dax-Manager
Martin Winterkorn betrifft, so wachsen die Zweifel, ob seine
Behauptung stimmt, er sei nicht über die Schummelsoftware informiert
gewesen. War er es aber und kann das dem 70-Jährigen vor Gericht
nachgewiesen werden, dann stehen ihm auch ohne Auslieferung an die
US-Justiz schwierige Jahre bevor. Für Mitleid ist indessen kein
Grund. Winterkorn kassiert vom Konzern, der unter seiner Führung in
die Krise geriet, eine Rente von - täglich! - 3100 Euro. Mit dem Geld
könnte - täglich - ein Dieselfahrzeug nachgerüstet werden. Manager
können für grobes Fehlverhalten heute zur Verantwortung gezogen
werden. Thomas Middelhoff saß zu Recht eineinhalb Jahre im Gefängnis.
Er würde vermutlich die Welt nicht verstehen, wenn Winterkorn ohne
einen Prozess davonkäme.
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/nr/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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