28.02.2018 23:03:42
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Westfalen-Blatt: das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zu Politik und Tierschutz
Bielefeld (ots) - Die Wölfe haben es ungewollt in den
Koalitionsvertrag von Union und SPD geschafft. Neben Digitalisierung,
Baukindergeld und Innerer Sicherheit. Wölfe seien zur Gefahr geworden
und die Sicherheit der Menschen müsse oberste Priorität haben, meinen
CDU, CSU und SPD. Notfalls müssten Tiere, die Weidezäune überwinden
oder sich in der Nähe von Kindern auffällig verhalten, getötet
werden. Das Verhalten der Wölfe sorge für immer mehr Probleme,
behauptet Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies. Solche Sätze
grenzen an Panikmache, und schrecklich banal sind sie auch. Natürlich
hat die Sicherheit der Menschen oberste Priorität. Bezweifelt das
jemand? Längst dürfen verhaltensauffällige Wölfe erschossen werden.
Und es ist doch klar, dass Wölfe durch Vergrämung aus
Ballungsgebieten herausgehalten werden sollten. Genau so klar ist
aber auch: Angriffe auf Menschen sind nicht bekannt. In Wahrheit ist
also nicht die Sicherheit der Menschen bedroht, sondern allenfalls
die von Weidetieren wie Schafen. Werden die nicht ausreichend
geschützt, durch entsprechend hohe Zäune zum Beispiel, können sie zur
Beute werden. Deshalb müssen Schafzüchter bei ihren Vorkehrungen von
Bund und Ländern unterstützt und bei Verlusten entschädigt werden.
Das fordern übrigens Schafzuchtverbände und Tierschützer unisono.
Aber über welche Dimension reden wir eigentlich? In Deutschland
streifen etwa 60 Wolfsrudel umher, in NRW haben sie zehn Schafe und
sieben Ziegen gerissen. Jedes getötete Weidetier ist für den Besitzer
ein Verlust, aber seine wirtschaftliche Existenz ist nicht gefährdet.
Ohnehin werden von den 83 Millionen Deutschen nur die allerwenigsten
jemals einen Wolf in freier Wildbahn zu sehen bekommen. Die sind
selten und scheu. Dass einer wie in Winsen an der Aller vor einem
Kindergarten auftaucht, ist die große Ausnahme. In der öffentlichen
Diskussion wird die Tierart aber zur Bedrohung hochstilisiert, quasi
zum »Weißen Hai auf Pfoten«, und die jahrhundertealte Legende von der
Bestie fortgeschrieben. Weil sich Politiker gerne als Kümmerer
präsentieren, erwecken Union und SPD den Eindruck, als wäre der Wolf
ein echtes Problem. Wir brauchen eine Koalition für den Wolf, aus
Naturschützern und Menschen, die sich von Hysterie nicht anstecken
lassen. Der Wolf hat ein Recht, bei uns zu leben, und es spricht
nichts dagegen, dass er durch waldreiche Mittelgebirgslandschaften
streift. Der Mensch hat die Natur zerstört und einen beispiellosen
Artenschwund ausgelöst. Wölfe gehören in einen Koalitionsvertrag -
und zwar ins Kapitel Umweltschutz. Übrigens: Frankreichs Regierung
will mehr Wölfe. Ihre Zahl soll bis 2023 auf 500 steigen.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261

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