03.06.2018 23:33:42
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Gaulands »Vogelschiss«
Bielefeld (ots) - Ruhig bleiben oder sich aufregen? Vor dieser
Frage stehen alle paar Tage landesweit nicht nur die Kommentatoren
in den Medien, sondern grundsätzlich jeder - ob in Facebook, am
Stammtisch oder in anderen Diskussionsrunden. Klar ist, dass die
Gaulands, Weidels und von Storchs mit ihren Provokationen geradewegs
auf öffentliche Empörung spekulieren. Sie kalkulieren, dass die
Wellen, die die AfD damit auslöst, der Partei eine Bedeutung
zumessen, die sie nicht hat und nicht verdient. Also gibt es viele,
die sich vornehmen, zu schweigen. Erstens ist es bequemer. Und
zweitens sogar noch mit dem guten Gefühl verbunden, nicht als
»dummer Empörer« der AfD in die Hände zu spielen. Dann kommt der 2.
Juni 2018, an dem der 77-jährige AfD-Parteichef die Hitler-Zeit
einen »Vogelschiss« in über 1000 Jahren deutscher Geschichte«
nennt. Und wieder hat das Schweigegebot zurückzutreten. Es gibt
Tabus, die zu den Säulen von Demokratie, Anstand und Rechtsstaat
gehören. Dazu gehören Wahrheiten wie die historische Verantwortung
für 50 Millionen Tote im Zweiten Weltkrieg und für den industriellen
Mord der Nazis an Millionen Juden, Sinti, Roma, gläubigen Christen,
Gewerkschaftern, Kommunisten, Homosexuellen, psychisch Kranken und
vielen anderen. Wer diese Schandtaten, die zu den größten
Katastrophen der Menschheitsgeschichte zählen und nicht einmal drei
Generationen zurückliegen, als Randereignis abtut und seine
Provokation noch durch Absingen der ersten Strophe des
Deutschland-Liedes (»Deutschland, Deutschland über alles«)
bekräftigt, sucht ganz offensichtlich die Allianz mit der
rechtsextremen NPD und ideologisch ähnlich ausgerichteten
Gruppierungen. Dafür bohrt er in das Fundament, auf dem dieser Staat
und die deutsche Gesellschaft aufgebaut ist. Alexander Gauland ist
eine Schande für jeden, der mit ihm Umgang hat. Unter den fast 5,9
Millionen Bürgern, die bei der Bundestagswahl 2017 der AfD ihre
Stimme gaben, taten dies mit Sicherheit manche aus Protest gegen
die etablierten Parteien. Spätestens jetzt sollten sie erkennen,
welch unseligen Geistes Kind diese sogenannte »Alternative« ist.
Klar ist, dass nach der nächsten Wahl keiner sagen kann: Das habe
ich nicht gewusst.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Chef vom Dienst Nachrichten Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
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