07.02.2019 23:03:42
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Facebook
Bielefeld (ots) - Andreas Mundt hat den Daumen gesenkt. Allerdings
geht es dem Chef des Bundeskartellamts diesmal nicht um Firmenkäufe
oder Fusionen. Auch nicht um Preisabsprachen oder ähnliche Verstöße.
Der Markt, den er diesmal im Blick hat, ist das Geschäft mit
persönlichkeitsrelevanten Daten. Es geht gegen die größte Sammelkrake
Facebook. Mit dem Verbot, Nutzerdaten aus unterschiedlichen sozialen
Medien und anderen Quellen zusammenzutragen, begeben sich die Bonner
Wettbewerbshüter auf ein neues Territorium. Schon deshalb darf man
vermuten, dass sich das Kartellamt bewusst ist, dass der Weg zur
Durchsetzung seiner Entscheidung lang sein wird. Facebook kündigte
bereits an, dass das Unternehmen die Anweisung vor Gericht anfechten
wird. Und es ist zu vermuten, dass seine Juristen den Fall bei
Nichterfolg auch durch alle nationalen und internationalen Instanzen
tragen werden. Schließlich geht es um nichts weniger als um das
Geschäftsmodell des Konzerns. Und nicht nur von Facebook: Daten sind
die Währung, die weltweit die nächste technische Revolution
finanzieren soll. In der Internet-Wirtschaft spielt räumliche Distanz
fast keine Rolle. Das fördert offenbar die Bildung von immer größeren
Monopolen. Europas Problem: Keiner der großen Player - neben Facebook
vor allem Alphabet/Google, Alibaba, Amazon, Apple, Samsung, Microsoft
und der chinesische Internetriese Tencent - hat seinen Sitz in
Europa. Dabei gab es durchaus Ansätze, sogar für ein »deutsches
Facebook«: Doch weder »StudiVZ« noch »SchülerVZ« noch »Wer kennt
wen?« noch Lycos Europe haben sich durchgesetzt. Stattdessen
»facebooken« wir nun - weltweit 1,52 Milliarden Menschen sogar
täglich. In Deutschland zählt das Netzwerk 32 Millionen Nutzer, von
den sich 24 Millionen ebenfalls täglich anmelden. Dagegen fallen
andere Dienste wie Twitter, Snapchat, Xing und LinkedIn zum Teil weit
ab. Daumen hoch für Facebook - für den unternehmerischen Erfolg.
Daumen runter aber dafür, wie der Konzern mit eigenen Versprechen
umgeht. Die meisten Nutzer wissen natürlich, dass sie die Vernetzung
mit »Freunden« und die Belieferung mit interessanten, das Adrenalin
ankurbelnden Nachrichten und Bildern mit ihren Daten bezahlen. Doch
in welchem Ausmaß Facebook diese Daten mit anderen, die es bei
Messenger, Instagram, Whatsapp und sogar Drittseiten im Netz
einsammelt, zusammenbringt, ist weniger bekannt. Im Gegenteil: Mark
Zuckerberg hat oft - und ganz ausdrücklich beim Kauf von Whatsapp -
versprochen, die Dienste unabhängig zu leiten und die Daten nicht
zusammenzuführen. Auch wenn die Anordnung des Bundeskartellamts
letztlich noch scheitern kann: Sie trägt vielleicht wenigstens dazu
bei, dass die Nutzer doch auf das eine oder andere Smiley bei und für
Facebook verzichten.
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Pressekontakt: Westfalen-Blatt Scholz Stephan Telefon: 0521 585-261 st_scholz@westfalen-blatt.de
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