07.01.2019 23:03:42
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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld)
Bielefeld (ots) - Gehören Sie auch zu denen, die auf den nächsten
Hügel gehen, um störungsfrei mit dem Handy zu telefonieren? Dann ist
Ihnen der Ausbau des bestehenden 4G- bzw. LTE-Netzes vermutlich näher
als das 'zig Milliarden Euro teure 5G-Netz, obwohl das hundert Mal
schneller sein wird. Problem: Die Lizenzen für das 4G-Netz sind
vergeben. Ohne eine neue Versteigerung können die Betreiber zu den
für sie unlukrativen Ausbauten gar nicht gezwungen werden. Nun ist es
fast normal, dass der zweite Schritt erfolgt, bevor der erste
abgeschlossen ist. 5G ist aktuell vor allem eine Forderung der
Wirtschaft. Neue Service- und Kommunikationsangebote, eine bessere
Verkehrssteuerung, autonomes Fahren, eine noch viel stärkere
Vernetzung der Industrie und neue Technologien in der Medizin sind
starke Argumente. Neue Angebote für die Verbraucher werden nicht auf
sich warten lassen. Die ersten 5G-fähigen Smartphones sind
angekündigt. Zu Hause werden Download-Raten von bis zu 10.000
Megabits pro Sekunde nicht nur die Kommunikation und Unterhaltung in
eine neue Dimension führen, sondern auch die Sicherheitstechnik rund
ums Haus optimieren sowie zum Beispiel eine smarte und Kosten
sparende Energieversorgung ermöglichen. Die Frage, ob er das braucht,
wird jeder für sich beantworten. Für Wirtschaft und Gesellschaft hat
die Politik schon entschieden. Der Rest - das Management - war mal
eine Stärke Deutschlands. Angesichts der Erfahrungen bei der
Energiewende und dem Berliner Flughafen ist davon nicht mehr so
einfach auszugehen. Ein ähnliches Desaster muss beim Aufbau des
5G-Netzes vermieden werden. Was bisher geschah, weckt Zweifel, ob das
gelingt. Eine Versteigerung der Frequenzen soll es bringen. Haben
sich bei dieser Entscheidung die Finanzpolitiker der Großen Koalition
durchgesetzt, so waren es bei den Auflagen die Strukturpolitiker. Im
Ergebnis wurde die Rechnung ohne die Telekomkonzerne gemacht. Sie
scheuen vor allem die Verpflichtung, 5G flächendeckend auszubauen und
auch noch den Wettbewerbern zur Verfügung zu stellen. So ein Modell
funktioniert, wenn wie beim Strom nur der Unterhalt des Netzes zu
finanzieren ist. Bei Neuinvestitionen wägen Konzerne kritischer ab.
Das hätten die Erfahrungen aus dem schleppenden Ausbau der großen
Strompipelines lehren können. Hinzu kommt: für 5G müssen überall im
Abstand von etwa einem Kilometer Sendemasten stehen - drei bis vier
Mal mehr als derzeit vorhanden. Es ist nicht sehr wahrscheinlich,
dass private Bauanträge nicht auf den Widerstand derer stoßen, die
grundsätzlich gegen eine »Verspargelung der Landschaft« sind und
dafür auch das Gehör von Abgeordneten finden. Um das zu umgehen,
müsste sich die Politik durchringen, den Netzausbau zu ihrer Sache zu
machen. 5G ist Infrastruktur und damit Staatsaufgabe.
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