21.03.2014 19:14:00
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Westdeutsche Zeitung: Nordrhein-Westfalen debattiert über das Turbo-Abitur = von Wibke Busch
Düsseldorf (ots) - Politiker scheuen in der Regel umfangreiche
Reformen. Diese sorgen für Unruhe, für Widerstand bei den Betroffenen
und in der Regel für höhere Kosten. Eine Ausnahme bildet da die
Schulpolitik. Hier wird - angespornt nicht zuletzt durch den
Pisa-Schock - seit Jahren reformiert auf Teufel komm raus. Oftmals
übereilt, vielfach unterfinanziert. Und dazu auch noch in jedem Land
völlig unterschiedlich. Das Ergebnis ist in erster Linie eine
Verunsicherung von Schülern, Lehrern und Eltern. Das Turbo-Abitur ist
hierfür ein Paradebeispiel. Seit der Einführung sorgt es auch in
Nordrhein-Westfalen für massive Kritik, die durch die neue
bundesweite Debatte Auftrieb bekommt. Für die Schulzeitverkürzung
spricht heute wie vor neun Jahren, dass deutsche Schüler damit zum
internationalen Standard aufschließen - in Zeiten von Globalisierung
und Fachkräftemangel schneller ins Berufsleben einsteigen können.
Allerdings hat es von Anfang an Versäumnisse und damit große Probleme
bei der Umsetzung dieser Schulreform gegeben. Das führte zu dem
breiten Akzeptanzmangel - zumal mit G 9 an Gesamtschulen keine echte
Alternative für die Eltern geboten wurde, die diese Schulform
ablehnen. Doch anstatt die neu entbrannte Debatte als Chance zu
nutzen, Konsequenzen zu ziehen, verfällt die Politik erneut in
Aktionismus. Nicht anders ist die Ankündigung von Schulministerin
Sylvia Löhrmann von gestern zu werten. Nach langem Festhalten an G 8
kündigt sie einen Runden Tisch an - offenbar ohne Abstimmung mit dem
Koalitionspartner und als Reaktion auf die wachsende Kritik und die
Entwicklung in Niedersachsen. Kritiker fühlen sich von diesem Gremium
aber gar nicht vertreten, und mit Blick auf die bundesweite Debatte
greift der Vorstoß auch zu kurz. Sinnvoller wäre es, das Thema auf
die Tagesordnung der Kultusministerkonferenz zu setzen, deren
Vorsitzende Löhrmann derzeit ist. Anstatt den bildungspolitischen
Flickenteppich noch zu vergrößern, sollten sich die Länder eine
ehrliche Analyse zum Turbo-Abitur gönnen und ein einheitliches
Vorgehen vereinbaren. Dann könnte G 8 doch noch zum bundesweiten
Erfolgsmodell werden.
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