04.09.2017 23:33:56
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Weser-Kurier: Über Duell-Kritik schreibt Joerg Helge Wagner:
Bremen (ots) - Kulturgeschichtlich haben Duelle den Zweck,
todernste Meinungsverschiedenheiten aus der Welt zu schaffen - im
Zweifelsfall auch durch das gewaltsame Ableben eines der beiden
Beteiligten. So gesehen ist schon die Bezeichnung für das
TV-Ereignis, das am Sonntagabend immerhin noch 16,23 Millionen
Zuschauer auf gleich fünf Kanälen fesselte, reichlich daneben.
Natürlich hat hier niemand sein Leben riskiert. Vor allem aber geht
der Händel zwischen Angela Merkel und Martin Schulz munter weiter.
Mindestens bis zum 24. September um 18 Uhr, vermutlich sogar deutlich
länger: bis zum Ende der nächsten Legislaturperiode, so denn Merkel
Kanzlerin und Schulz SPD-Chef bleibt. Angesichts dieses Horizonts
scheint der Einwand berechtigt, dass die beiden Kontrahenten ja gar
nicht den gesamten Themenkanon abgearbeitet haben, der einmal in
Regierungshandeln münden muss. Bei einer Sendezeit von 90 Minuten ist
das indes gar nicht zu leisten. Diesen Umstand haben auch die vier
Moderatoren nicht zu verantworten; sie mussten irgendwie damit
klarkommen. Die folgende Kollegenschelte ist unfair. Etwa der
Vorwurf, man habe überwiegend Fragen "aus der AfD- Ecke" gestellt.
Blödsinn! Der Themenkomplex Flüchtlinge/Zuwanderung/Integration wird
in allen repräsentativen Umfragen von den Wählern als der wichtigste
genannt. Da wäre es doch höchst unprofessionell, überwiegend Fragen
zum Klimawandel oder zur Digitalisierung zu stellen. Die
entsprechenden Passagen kann sich ohnehin jeder Interessierte mit
wenigen Klicks aus den Parteiprogrammen suchen. Die Spitzenkandidaten
werden kaum das Gegenteil dessen vertreten, was ihre Parteitage
beschlossen haben. Darum geht es beim Format TV-Duell gar nicht. Man
will doch eher sehen, wie die Kontrahenten auf Widerspruch, auf
Provokationen reagieren. Etwa, wenn ein Moderator einen Kandidaten
mit einem sinnentstellend verkürzten Zitat konfrontiert. Natürlich
wurde auch das ausgiebig auf Twitter bemäkelt, dabei wäre es ein
Ausweg aus der Ödnis: 90 Minuten echter Stresstest pro
Spitzenkandidat statt eines Duells, das seinen Namen nicht wert ist.
OTS: Weser-Kurier newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30479 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2
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