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24.09.2014 21:22:58

Weser-Kurier: Kommentar von Julius Müller-Meiningen zum neuen Vatikan-Skandal

Bremen (ots) - Die Festnahme des ehemaligen polnischen Erzbischofs Jozef Wesolowski wegen Kindesmissbrauchs und seine Überstellung in den Hausarrest ist eine Premiere für den Vatikan. Niemals ging der Kirchenstaat mit solcher Härte gegen einen Priester vor, niemals wendete sich die Vatikanjustiz gegen ein so hohes Mitglied der Kurie. Der Fall Wesolowski bietet eine ganze Reihe von Superlativen, die auch dem Papst nicht ungelegen kommen. Franziskus, so heißt es, untermauere seine scharfen und glaubwürdigen Worte unmissverständlich mit Taten. Doch ganz so einfach liegt der Fall Wesolowski nicht. Er zeigt im Gegenteil, wie tief die Geheimniskrämerei und das mitbrüderliche Zögern in der Kirche verbreitet sind. Sexueller Missbrauch im Klerus, das war lange Zeit ein Tabuthema, das zum Hohn der Opfer mit Versetzungen und schützenden Händen von ganz oben behandelt wurde. Die Zeit, in der das klerikale Schweigegelübde flächendeckend funktionierte, ist glücklicherweise vorbei. Doch der Vatikan tut sich trotz aller öffentlicher Bekenntnisse immer noch schwer damit, eine klare Linie zu finden, die jeglichen Verdacht eines kriminellen Korpsgeistes überflüssig macht. Der Fall Wesolowski bestätigt dies nun wieder. Es bleiben Fragen: Warum entzog der Vatikan klammheimlich den Fall der dominikanischen Justiz? Warum lief Wesolowski beinahe ein Jahr lang unbehelligt herum? Warum reagierte der Vatikan erst jetzt mit einer Festnahme, wo international Kritik laut wurde?

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