29.12.2019 17:23:46
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Weniger Fusion 2019 - aber dennoch kein schlechtes Jahr
Von Luisa Beltran
NEW YORK (Dow Jones)--Mehr als 10 Jahre nach der Finanzkrise befindet sich der Markt für Zukäufe und Fusionen (M&A) im Aufschwung - und zeigt nur wenige Anzeichen eines Stillstands. 2020 dürfte ein gutes Jahr werden, in dem ein verbessertes wirtschaftliches Umfeld und niedrige Zinsen den Markt voraussichtlich weiter brummen lassen werden.
2019 war nicht ganz so rosig, aber dennoch kein schlechtes Jahr. Die Zahl der weltweit angekündigten Transaktionen ist nach Angaben des Datendienstleisters Dealogic um 3,7 Prozent auf 34.482 per 19. Dezember gesunken, gegenüber 35.976 im Jahr 2018. Der Wert dieser Transaktionen lag bei etwa 4 Billionen US-Dollar, ein Rückgang von 2,4 Prozent gegenüber den 4,1 Billionen Dollar des Vorjahres.
Dennoch kam es vielen M&A-Teilnehmern nicht wie ein schlechtes Jahr vor. Christian Atwood, Partner bei der Kanzlei Kirkland & Ellis, die M&A- und Private-Equity-Transaktionen berät, zeigte sich überrascht über den Rückgang der M&A-Aktivitäten. "Das haben wir sicher nicht gespürt", sagte Atwood. "Die Nachfrage nach unseren Dienstleistungen war höher als je zuvor, und basierend auf dem, was jetzt auf meinem Schreibtisch liegt und in der Pipeline ist, habe ich keinen Grund zu glauben, dass es 2020 anders sein wird."
Der leichte Rückgang kommt am Ende eines fünf Jahre währenden Aufwärtstrends bei Fusionen. Das globale M&A-Volumen hat seit 2014 jährlich die Marke von 3 Billionen Dollar überschritten, so Dealogic. "Die letzten vier Jahre waren fantastisch", sagte Brendan Ryan, ein Geschäftsführer und Co-Leiter der Technologie- und Dienstleistungsgruppe des Dienstleisters Raymond James.
2019 haben vor allem große Deals zugenommen. Viele Transaktionen im Wert von mehr als 20 Milliarden Dollar waren transformativ. Zum Beispiel ist der 27 Milliarden Dollar schwere Kauf von Refinitiv durch die London Stock Exchange Group ein Versuch, einen Datenanbieter zu schaffen, der mit Bloomberg konkurrieren kann. Aus dem 86 Milliarden Dollar teuren Zusammenschluss von United Technologies und Raytheon soll ein 100 Milliarden Dollar schwerer Verteidigungsgigant hervorgehen. Schließlich gab es drei große Deals im Zahlungsgeschäft, das den Fintech-Markt konsolidiert hat: Global Payments kaufte für 21,5 Milliarden Dollar Tsys, Fiserv erwarb für 22 Milliarden Dollar First Data, und Fidelity National Information Services (FIS) lässt sich die Übernahme von Worldpay 35 Milliarden Dollar kosten.
Technologiesparte ist der Renner
Top-Sektor für Deals war erneut der Bereich Technologie, insbesondere Software. Im Sektor Technologie gab es 2019 den Angaben zufolge 10.216 Transaktionen im Wert von 808 Milliarden Dollar. An zweiter Stelle lag das Gesundheitswesen mit 2.967 Transaktionen im Gesamtwert von 580 Milliarden Dollar, so Dealogic. Die Übernahme von Worldpay durch Fidelity war der größte Tech-Deal, während der Kauf von Celgene durch Bristol-Myers Squibb im Wert von 99 Milliarden Dollar, einschließlich Schulden, der größte im Gesundheitssektor war.
Angesichts des weiter stark wachsenden M&A-Marktes können Verkäufer weiterhin extrem hohe Bewertungen verlangen - und erhalten sie auch. Gut aufgestellte Software- und Fintech-Unternehmen können für das 20-fache des Gewinns (EBITDA) gehandelt werden, sagte Ryan von Raymond James. Vor 10 bis 15 Jahren hätte der Wert für die gleichen Unternehmen wahrscheinlich im mittleren Zehnerbereich gelegen.
Seitdem die USA 2009 sich aus der letzten Rezession herausgearbeitet haben, hätten sich Führungskräfte im Banken- und Private-Equity-Bereich auf einen Crash vorbereitet. Aber bisher gebe es kaum Anzeichen für einen Abschwung. Abgesehen von geopolitischen Problemen mit Nordkorea, Russland oder China stünden Führungskräfte Zukäufen und Fusionen 2020 weiterhin sehr positiv gegenüber.
Viele Führungskräfte aus dem Banken- und Private-Equity-Bereich erwarteten einen Ansturm auf den Markt in der ersten Hälfte des Jahres 2020. Die Verkäufer wollten ihre Deals noch vor der Präsidentschaftswahl abschließen. Etwa im September oder Oktober dürften sich die Fusionsaktivitäten verlangsamen. Ryan rechnet mit einem Rückgang im Spätsommer.
Doch es gibt auch andere Einschätzungen. Atwood von Kirkland & Ellis glaubt nicht, dass sich der Markt 2020 verlangsamen wird. In der ersten Jahreshälfte dürfte der Markt für M&A noch "glühend heiß" sein, sagte er. Wenn Präsident Donald Trump wiedergewählt werde, dann sei mit "business as usual" zu rechnen. "Wenn Trump besiegt wird, denke ich, dass dies tatsächlich eine Beschleunigung der Aktivitäten verursachen könnte, da das Risiko besteht, dass Änderungen im Steuergesetz folgen könnten", sagte er.
Vor allem Private-Equity-Firmen werden 2020 sehr aktiv sein. Buyout-Firmen sitzen auf 1,4 Billionen Dollar, die für sie arbeiten müssten, so der Anbieter von Finanzdaten Preqin. Der Wert steige auf 2,4 Billionen Dollar, beziehe man Immobilien, Infrastruktur, natürliche Ressourcen und private Schulden mit ein, sagte eine Sprecherin.
Der Druck zu investieren, kombiniert mit einer relativ einfachen Finanzierung, dürfte Private-Equity-Firmen anspornen, nach mehr Deals bei börsennotierten Unternehmen zu suchen. Ein Beispiel: KKR soll Interesse an Walgreens Boots Alliance bekundet haben, die mit 70 Milliarden Dollar bewertet wird.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/DJN/bam
(END) Dow Jones Newswires
December 29, 2019 11:24 ET (16:24 GMT)
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