Herausforderungen bleiben |
03.01.2022 14:34:00
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Weniger Arbeitslose als vor der Krise - Aber mehr Langzeitarbeitslose
Der Arbeitsmarkt hat sich nach fast zwei Jahren scheinbar gegen die Pandemie mit ihren Lockdowns und dem Auf- und Zusperren immunisiert. Das ist freilich auch Corona-Wirtschaftshilfen und der Corona-Kurzarbeit geschuldet. Die Arbeitslosigkeit ist zum Jahreswechsel mit rund 402.000 Menschen ohne Job jedenfalls um rund 5.500 Betroffene geringer ausgefallen als Ende Dezember 2019, noch vor der Coronakrise.
Per Ende Dezember waren exakt 402.378 Menschen in der Arbeitslosigkeit. Davon waren 336.276 arbeitslos gemeldet und 66.102 Personen befanden sich in Schulungen. Das ergab eine Arbeitslosenquote von 8,1 Prozent. Verglichen zum Jahreswechsel 2020/21 - mitten in einem Lockdown - waren diesmal um fast 119.000 Menschen weniger arbeitslos oder in Schulung.
"Es entspricht dem gewöhnlichen Trend, dass saisonale Effekte zum Jahreswechsel am österreichischen Arbeitsmarkt wirken", meinte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP). Dennoch bewege sich die Arbeitslosigkeit in einem für diese Jahreszeit niedrigeren Ausmaß als in den Vorjahren. Positiv sei auch, dass die Arbeitslosigkeit im Jahresverlauf 2021 um rund 130.000 Personen abgenommen habe. "Das zeigt, dass unsere Maßnahmen wirken und die Dynamik am Arbeitsmarkt trotz zeitweiser Einschränkungen, die pandemiebedingt notwendig waren, besser ist als erwartet", so der Politiker.
Arbeiterkammer, Gewerkschaftsbund und SPÖ hingegen sahen in Stellungnahmen zu wenige Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit durch die türkis-grüne Bundesregierung. Sie fordern Joboffensiven in Zukunftsbranchen, Qualifizierungsmaßnahmen, eine bessere Vereinbarkeit von Job und Familie sowie eine Modernisierung der Arbeitslosenversicherung ein.
Ein Problemfeld ist und bleibt auch die Langzeitarbeitslosigkeit und die Arbeitslosigkeit bei Älteren. Ende Dezember 2021 befanden sich mit 115.743 Langzeitarbeitslosen um 20.877 Personen mehr in Langzeitarbeitslosigkeit als im Vergleichszeitraum 2019, vor der Krise. "Auch im Jahr 2022 liegt daher unser Fokus auf der Reduktion der Langzeitarbeitslosigkeit durch Maßnahmen im Rahmen des Programms Sprungbrett", so Kocher. 2021 habe man bereits einige Erfolge bei der Reduktion erzielt - seit dem Höhepunkt im April mit 148.436 Personen sei die Zahl der Betroffenen schließlich wieder zurückgegangen.
Eine weiteres Problemfeld ist die Gruppe der älteren Arbeitslosen. Insgesamt waren Ende Dezember 110.054 Personen über 50 Jahre beim AMS arbeitslos gemeldet. 2020 lag dieser Wert bei 143.710 Personen, 2019 bei 110.866 Personen. Mit 124.482 Personen, die im Jahresverlauf insgesamt aus der Arbeitslosigkeit wieder in eine Beschäftigung vermittelt wurden, habe es aber auch bei der Vermittlung von älteren Arbeitslosen Fortschritte gegeben, argumentierte Arbeitsminister Kocher.
Der Chef des Arbeitsmarktservice (AMS), Johannes Kopf, sagte zum Gesamtjahr 2021, dass es trotz der anhaltenden Coronakrise "höchst erfreulich" gewesen sei. Im Vergleich mit dem Vorcoronajahr 2019 "überraschte die Geschwindigkeit der Erholung alle Expertinnen und Experten". Für heuer seien die AMS-Prognosen ""sehr optimistisch. Mit gutem Rückenwind halte ich es für möglich, dass die Arbeitslosigkeit des Gesamtjahres 2022 unter den Wert von 2019 sinken wird, das wäre ein großartiger Rückgang um rund 40.000 Personen." Das gelte auch, wenn "pandemiebedingt bei weiten noch nicht alles gut" sei.
Zur Kurzarbeit waren im Dezember 176.529 Personen angemeldet. Kocher sprach hier von einem "recht moderaten Ausmaß. Entscheidend wird sein, wie stark die Kurzarbeit nach den Abrechnungen tatsächlich in Anspruch genommen wurde. Es ist jedenfalls zu erwarten, dass die Inanspruchnahme der Kurzarbeit bei weitem nicht das Ausmaß des Vergleichszeitraums 2020 erreichen wird." Zum Jahreswechsel 2020/2021 waren rund 390.000 Personen in Kurzarbeit.
"Der Arbeitsminister 'vergisst' bei seinem Jubel die knapp 180.000 Menschen, die aktuell in Kurzarbeit sind und bei denen niemand eine Garantie abgeben kann, ob diese danach dann auch ihren Job behalten werden können", kritisierte FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch. Das allergrößte Problem sei aber die Langzeitarbeitslosigkeit - und dafür habe die Regierung keine Antwort. "In diesem Bereich gibt es von Minister Kocher nur Ankündigungen, wirksame Schritte sind aber weit und breit keine zu sehen", bedauerte die Oppositionspolitikerin.
APA
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