21.11.2013 19:54:35
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Weidmann meldet Zweifel an EZB-Zinssenkung an
Von Hans Bentzien
BERLIN--Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat die jüngste Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) kritisiert. Beim Führungstreffen Wirtschaft der Süddeutschen Zeitung in Berlin sagte Weidmann, dass der EZB-Rat bei seiner Entscheidung nicht alle notwendigen Informationen gehabt habe.
Die EZB hatte ihren Leitzins am 8. November überraschend um 25 Basispunkte gesenkt, nachdem die Inflation im Oktober auf 0,7 Prozent gesunken war. Die EZB soll die Inflation "mittelfristig" bei knapp 2 Prozent halten.
Weidmann zufolge hätte für den EZB-Rat aber entscheidend sein müssen, was die Ursachen dieses starken Inflationsrückgangs waren. "Abhängig davon, welche Gründe hinter diesem Rückgang der Inflationsrate stehen, müssen Sie auch unterschiedlich geldpolitisch reagieren", sagte er. Von der Beantwortung dieser Frage hänge auch ab, ob und in welchem Maße die geldpolitischen Instrumente der EZB überhaupt noch geeignet seien, die Inflationsrate in der Zukunft zu beeinflussen.
"Wir haben uns darüber unterhalten, wie sich das auf die Zukunft auswirkt, und da lagen, glaube ich, noch nicht alle Informationen vor, um eine wirklich sichere Einschätzung treffen zu können", kritisierte Weidmann. "Es ist nicht so entscheidend, wie die Inflationsrate gestern war, sondern für uns ist es entscheidend, wie sieht die Inflation in 18 oder 24 Monaten aus. Das ist die Wirkungsverzögerung der Geldpolitik, mit der wir es zu tun haben."
Dem Vernehmen nach stimmten in der Ratssitzung sechs Mitglieder gegen die Zinssenkung. Präsident Mario Draghi und Frankreichs Zentralbankpräsident Christian Noyer hatten anschließend angedeutet, dass es im Rat keine wirklichen inhaltlichen Differenzen gegeben habe, sondern nur das "Timing" umstritten war.
Weidmanns Äußerungen deuten allerdings darauf hin, dass zumindest er selbst die Zinssenkung für potenziell nutzlos hält. Der Bundesbankpräsident räumte aber ein, dass die EZB ihr Inflationsziel symmetrisch verteidigen muss. Es solle weder große Abweichungen nach oben noch nach unten geben.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com
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November 21, 2013 13:22 ET (18:22 GMT)
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