Expertenmeinungen 31.12.2020 23:03:00

Wasserstoff-Aktien im Visier: NEL, FuelCell, ITM und Co. im Analystenvergleich

Wasserstoff-Aktien im Visier: NEL, FuelCell, ITM und Co. im Analystenvergleich

• Markt für grünen Wasserstoff laut Experten vor enormem Wachstum
• Analystenmeinungen zu NEL gespalten
• Kaufempfehlungen für Ceres Power und ITM Power, Zurückhaltung bei Cummins und FuelCell

Börsenkenner sind sich einig: Grüner Wasserstoff, der mithilfe erneuerbarer Energien erzeugt wird, steht vor einer aussichtsreichen Zukunft. Gegenüber "ABC News" sprachen nicht näher genannte Experten davon, dass der Markt für grünen Wasserstoff im kommenden Jahrzehnt ein exponentielles Wachstum erfahren dürfte, und auch die britische Investmentbank Bryan, Garnier & Co. gibt sich optimistisch: "Wasserstoff ist auf dem Weg von Pilot- und Demonstrationsprojekten zu kommerziellen Anwendungen", so ihre Einschätzung laut "Börse Online".

Als stützende Faktoren für das Wachstum der Branche sehen die britischen Analysten laut dem Online-Magazin vor allem die steigenden Umweltauflagen, eine bessere Leistung von Elektrolyseuren und Brennstoffzellen sowie Kostenrückgänge im Bereich der erneuerbaren Energien. Denn grüner Wasserstoff ist nur dann "grün", also umweltfreundlich, wenn er mittels Elektrizität aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Wird er mittels Gas oder fossiler Brennstoffe erzeugt, ist der daraus resultierende Wasserstoff "blau", beziehungsweise "grau". Daher haben die Kosten für erneuerbare Energien auch einen großen Einfluss auf den Preis von grünem Wasserstoff. Ein weiterer Kostenfaktor bei der Herstellung sind die Preise für Elektrolyseure, in denen durch chemische Reaktionen der Wasserstoff entsteht - und auch hier gibt es gute Nachrichten für die Branche. Denn wie die Bank of America gegenüber "CNBC" sagte, seien die Preise für Elektrolyseure in den letzten fünf Jahren um 50 Prozent gefallen. Doch damit nicht genug: Die Investmentbank erwartet für die Zukunft, dass die Produktion von grünem Wasserstoff noch billiger wird, da sie bis zum Ende des Jahrzehnts einen weiteren Preisrückgang bei Elektrolyseuren und erneuerbaren Energien um 60 bis 70 Prozent für wahrscheinlich hält.

Für die Unternehmen der Branche sind das gute Nachrichten, denn sie können somit billiger produzieren. Die Analysten von Bryan, Garnier & Co. empfehlen daher auch die Wasserstoff-Unternehmen NEL, Ceres Power und ITM Power zum Kauf. NEL sei laut den Experten gar ein "Must-have" im Bereich grüner Wasserstoff, meldet "Börse Online" mit Bezug auf die Studie. Doch nicht alle Analysten sehen die Zukunft für den norwegischen Wasserstofftankstellenbetreiber so rosig.

An NEL scheiden sich die Geister

Die NEL-Aktie hat in den letzten Monaten eine wahre Rally hingelegt und ihren Kurs innerhalb eines Jahres in etwa verdreifacht. Aktuell notiert sie etwas unterhalb ihres bisherigen Jahreshochs von 27,45 Norwegischen Kronen. Die Experten sind sich jedoch anscheinend nicht sicher, ob die Rally noch weitergehen kann oder das Papier nun zu heiß gelaufen ist. Wie "Der Aktionär" berichtet, raten nur fünf von zwölf Analysten, die sich regelmäßig mit der NEL-Aktie befassen, zu einem Kauf. Unter ihnen befinden sich allerdings prominente Namen wie die Bank of America. Die US-Investmentbank glaubt, dass es für das Wasserstoffpapier aus Norwegen noch bis auf 30 Kronen rauf gehen kann. Andere sehen hingegen nicht mehr so viel Potenzial. So empfehlen die Analysten der skandinavischen Bank SEB lediglich, die Aktie zu halten und nennen als Kursziel mit 20 Kronen einen Wert, der klar unter dem aktuellen Kurs liegt. Auch zwei weitere Analysehäuser schließen sich laut "Der Aktionär" der "Halten"-Empfehlung an. Demgegenüber stehen gleich vier Analysten, die zu einem Verkauf der Aktie raten. Besonders pessimistisch für NEL eingestellt sind die Experten von Kepler Cheuvreux mit ihrem Kursziel von 18,50 Kronen und das Investmenthaus Fearnley mit einem Kursziel von 19 Kronen.

Die Experten von Fearnley stören sich laut "Börse online" vor allem an den Bewertungskennzahlen von NEL, die aktuell in den meisten Fällen zu teuer seien, sowie an den längerfristigen Aussichten bei Marktanteilen und Marge, denn hier drohe Gegenwind für den Wasserstoffkonzern aus Norwegen. Auch sei es laut den Analysten denkbar, dass NEL große Projekt nicht alleine gewinnen könne, sondern einen strategischen Partner brauche. Daher setzen sie eher auf einen Kursrutsch, als auf eine Fortsetzung des starken Kursverlaufs.

Das sind die Wasserstofflieblinge der Analysten

Neben NEL empfahl das Analysehaus Bryan, Garnier & Co. in seiner Studie auch die Aktien von ITM Power und Ceres Power zum Kauf - und zumindest hier scheinen sich die Analysten einig zu sein. Laut Daten des "Wall Street Journal" wird die Aktie von Ceres, einem britischen Spezialisten für Hochtemperatur-Brennstoffzellen, aktuell von sieben Experten abgedeckt - die sie allesamt zum Kauf empfehlen. Ähnlich gut sieht die Statistik für den britischen Konzern ITM Power aus, der Wasserstoffproduktionsanlagen baut. Von sechs Analysten empfehlen fünf die Aktie zum Kauf, ein weiterer Experte empfiehlt, sie zu halten. Wie "Finanztrends" berichtet, wird ITM Power bei mehreren Analysehäusern gar als "Top Pick" geführt. Ein weiteres Papier aus dem Wasserstoffsektor, das von den Experten nahezu unisono gelobt wird, ist die Aktie von Plug Power, einem Unternehmen aus den USA, das Brennstoffzellen in Gabelstapler verbaut. Laut dem "Wall Street Journal" halten 10 Analysten das Papier von Plug Power für einen Kauf, ein weiterer Analyst vergibt aktuell ein "Halten"-Rating.

Auf für Ballard Power, den kanadischen Weltmarktführer für Brennstoffzellen, sind die Experten in der Mehrzahl äußerst positiv gestimmt. Das "Wall Street Journal" listet für das Papier fünfmal das Rating "Kaufen", viermal die Empfehlung "Overweight" und zweimal "Halten" - und zwar trotz des gewaltigen Kursplus von rund 190 Prozent, das die Aktie seit Jahresbeginn bereits verbuchen konnte. Ballard Power kooperiert im Bereich Brennstoffzellen-Fahrzeuge unter anderem mit AUDI, dürfte aber auch von einer neuen offiziellen Richtlinie für Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge in China profitieren.

Analystenbewertungen zu Cummins und FuelCell: Bei diesen Wasserstoffaktien ist Vorsicht geboten

Während andere Wasserstoff-Aktien 2020 abhoben, blieb die Aktie des US-Unternehmens Cummins, das unter anderem Energieversorgungs-Systeme herstellt, mit einem Kursplus von "nur" rund 25 Prozent seit Jahresbeginn klar zurück. Entsprechend zeigen sich auch die Analysten eher vorsichtig: Von 24 Experten, die die Aktie laut "Wall Street Journal" analysieren, vergaben 15 eine "Hold"-Empfehlung. Immerhin sechsmal wurde noch zum Kauf geraden sowie einmal zum Übergewichten. Dem gegenüber steht je einmal das Rating "Underweight" und "Verkaufen". Vor allem die Strategie- und Produktvorstellung von Cummins Mitte November konnte wohl nicht alle Experten überzeugen.

Wie Matt Elkott von der US-Investmentbank Cowen laut "Barron's" schreibt, waren die Erwartungen vor der Präsentation möglicherweise zu hoch für das, was dann tatsächlich geliefert wurde. Er vergibt daher für Cummins das Rating "Halten" sowie ein Kursziel von 222 US-Dollar. Auch Baird-Analyst Luke Junk moniert laut der US-Webseite, dass das Unternehmen "eine langfristige Sicht auf das Thema Wasserstoff" einnehme und heute in Möglichkeiten investiere, die sich erst weit in der Zukunft ergeben würden. So prognostizierte Cummins im November etwa, dass man bis zum Jahr 2025 bei Elektrolyseuren einen Marktanteil von 15 Prozent erreichen und dann damit hunderte Millionen Dollar an Umsatz erwirtschaften werde, blieb sonst laut "Barron's" beim Ausblick jedoch unspezifisch. Baird-Analyst Junk betont zwar, dass ihm weiterhin das Aufwärtspotenzial gefiele, dass sich bei Cummins in Geschäftsbereichen ergebe, auf die sich Investoren normalerweise nicht konzentrieren würden, vergibt jedoch dennoch nur die Empfehlung "Halten" mit einem Kursziel von 237 US-Dollar. Etwas zuversichtlicher zeigt sich Steven Fisher von der Schweizer Großbank UBS. Er bewertet Cummins mit "Buy" und setzt das Kursziel auf 240 US-Dollar fest. Nach seiner Einschätzung wollte Cummins den Investoren bei der Präsentation zu verstehen geben, dass das Unternehmen in Technologien mit niedrigem Kohlenstoffausstoß in Zukunft führend sein werde - so wie es dies schon heute bei Diesel sei, so der Experte laut "Barron's".

Mit einem 12-Monats-Kursplus von mehr als 1.000 Prozent hat sich hingegen das Papier von FuelCell Energy in der jüngsten Vergangenheit als eine der besten grünen Wasserstoff-Aktien erwiesen. Analysten warnen nun jedoch davor, dass die Aktie nach dem starken Lauf - und vor allem nach der Verdreifachung des Kurses im November - den Fundamentaldaten zunächst davongelaufen sein dürfte. Daher empfehlen laut "The Motley Fool" etwa die Analysten von Canaccord Genuity, die Aktie zu halten. Ihr Kursziel liegt bei 8,50 US-Dollar. Insgesamt bleiben die Experten des Finanzdienstleisters aber grundsätzlich positiv gestimmt für das Unternehmen, das seinen Fokus auf die Energieversorgung auf Basis von Wasserstoff gelegt hat. Die Aktie sei "gut positioniert, um das steigende globale Interesse an Wasserstoff auszunutzen", so die Analysten laut der US-Webseite.

Auch Analyst Paul Coster von JPMorgan bewertet die FuelCell-Aktie aktuell mit "Halten", betont laut "MarketWatch" aber gleichzeitig, dass dies "kein Aufruf ist, die Aktie zu verkaufen" - auch wenn sein Rating zuvor noch bei "Overweight" lag. "Die Fundamentaldaten [für FuelCell] scheinen gut zu sein und die Firma scheint auf dem Weg zur Profitabilität in 2022 zu sein, aber die Aktie wird jetzt jenseits unserer ursprünglichen Schätzung für ihren fairen Wert gehandelt", so Coster als Begründung seiner Bewertung. Den fairen Wert hob Coster nun immerhin an auf "so um die 4 Dollar", während er ihn zuvor noch bei nur 3 US-Dollar gesehen hatte. Aktuell kostet die FuelCell-Aktie jedoch immer noch mehr als doppelt so viel. Gegenüber einigen anderen Wasserstoff-Aktien bleibe FuelCell laut dem JPMorgan-Experten dennoch "irgendwie attraktiv", es gebe aber auch bessere Titel. So bevorzugt Coster laut "MarketWatch" etwa die Aktie von Bloom Energy gegenüber FuelCell. Diese bewertet der Analyst seit August 2018 weiterhin mit "Overweight".

Redaktion finanzen.at

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