Günstige Aktien? |
05.11.2019 19:45:00
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Warum man jetzt in europäische Aktien investieren sollte
• Experten erwarten Outperformance europäischer Aktien
• Geldpolitik und Fiskalpolitik dürften Kurse treiben
Die Konjunkturdaten aus der Eurozone geben momentan allen Anlass zur Vorsicht: Der vom IHS Markit Institut ermittelte Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft und der aggregierte Einkaufsmanagerindex verzeichneten zuletzt nahezu eine Stagnation des Wirtschaftswachstums in der Eurozone. Auch die von der EU-Kommission ermittelte Wirtschaftsstimmung im Euroraum befindet sich auf dem tiefsten Stand seit Januar 2015. Vor allem das anhaltende Tauziehen um den Brexit und die Folgen des Handelskrieges zwischen den USA und China belasten die Wirtschaft in der Eurozone.
Diese Faktoren sind auch am Aktienmarkt spürbar, wo die Anleger sich aufgrund der aktuellen Unsicherheiten in den letzten Monaten eher zurückhaltend zeigten: Aktien aus der Eurozone hinken den US-Papieren seit Januar 2018 deutlich hinterher. Während der S&P 500, der den Gesamtmarkt in den USA abbildet, in den letzten 22 Monaten ein Plus von 13 Prozent verzeichnen konnte, bringt es der ähnlich breite Stoxx Europe 600 nur auf einen Zuwachs von knapp drei Prozent. Doch Analysten sind sich sicher: Die europäischen Aktien werden bald Stärke zeigen und gegenüber den Papieren in den USA eine Outperformance aufweisen.
Wirtschaftspessimismus dürfte Tiefpunkt erreicht haben
Wie "MarketWatch" berichtet, haben etwa die Analysten der US-Bank JPMorgan ihr Rating für europäische Aktien angepasst und die Papiere aus der Eurozone von "Neutral" auf "Overweight" hochgestuft. Gleichzeitig wurde auch die Einschätzung für US-Aktien revidiert: von "Overweight" auf "Neutral". Analyst Mislav Matejka begründete diese Kehrtwende gerade mit der Schwäche der Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum. "Wir glauben, dass sich der lange Abwärtstrend bei den PMIs der Eurozone dem Ende nähern dürfte", schreibt er laut "MarketWatch" in seiner Einschätzung Ende Oktober. Diese seien nur zu Zeiten der Finanzkrise schlechter als jetzt ausgefallen. Der Boden ist also allmählich erreicht - und von dort aus kann es dann offenbar nur nach oben gehen.
Matejka denkt, dass "internationale Aktien von jetzt an die Outperformer" sein werden. Der JPMorgan-Analyst setzt dabei darauf, dass es einen baldigen Beschluss zum Brexit geben wird und die Geldspritzen der EZB - ab 1. November sollen pro Monat Anleihen für 20 Milliarden Euro aufgekauft werden - das Unternehmensvertrauen und die Investitionen steigen lassen werden. Hier habe sich laut Matejka gerade in der Vergangenheit gezeigt, dass die Einkaufsmanagerindizes immer dann angestiegen seien, wenn auch die Geldmenge in der Eurozone wuchs.
Analystin Lisa Shalett von Morgan Stanley Wealth Management ist ebenfalls optimistisch für Aktien aus dem Euroraum, setzt laut "MarketWatch" allerdings auf fiskalpolitische Stimuli durch die Regierungen der einzelnen Länder. Laut ihrer Einschätzung würden die erstarkenden populistischen Kräfte vor allem in Europa zu mehr Bewegung in der Fiskalpolitik führen und so den Bewertungen am Aktienmarkt auf die Sprünge helfen. Da sich viele europäische Länder Geld zu negativen Zinssätzen leihen können, wären steigende Investitionen der Regierungen oder auch Steuersenkungen durchaus denkbar - vor allem da auch der ehemalige EZB-Chef Draghi an die Regierungen appellierte, die fiskalpolitischen Möglichkeiten zu nutzen, da die Mittel der EZB nicht unbegrenzt seien.
Europäische Aktien aktuell viel zu billig - vor allem deutsche
Potential für kräftige Kursgewinne gibt es am europäischen Aktienmarkt nach Einschätzung der Experten jedenfalls reichlich. JPMorgan bewertete das Kurs-Gewinn-Verhältnis für Aktien aus der Eurozone bereits Ende September laut "MarketWatch" als nahezu extrem billig. Auch Manfred Hübner von Sentix spricht laut "Börsen-Zeitung" davon, dass europäische Aktien im historischen Vergleich sehr günstig wären - und zwar günstiger als die aus den USA. Ein besonderes Schnäppchen sind dabei offenbar vor allem die Aktien deutscher Unternehmen. Denn sie sind laut Nick Nelson von der UBS deutlich zu billig.
Nick Nelson, der bei der Schweizer Großbank das Team "Europäische Aktienstrategie" leitet, hat sich Anfang Oktober das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktien aus verschiedenen europäischen Ländern angesehen und anhand der Daten der letzten Rezessionen berechnet, wie sich das KGV im Falle einer neuen Krise voraussichtlich entwickeln würde. Das Ergebnis für Deutschland: Nicht nur das aktuelle KGV liegt unter dem langjährigen historischen Durchschnitt, sondern auch das im Falle einer neuen Rezession erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis. Deutsche Aktien wären somit nicht nur aktuell, sondern auch im Falle einer Krise sehr günstig bewertet - und somit eine interessante Investitionsmöglichkeit.
Redaktion finanzen.at
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