Verkaufsserie |
20.09.2024 23:43:00
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Warren Buffett trennt sich seit Wochen von Bank of America-Aktien - Das könnte dahinter stecken
• Experte: Investor womöglich enttäuscht von Bankenbranche
• Gewinnmitnahmen, Steuern oder Risikoreduzierung als weitere Gründe
Ende des zweiten Quartals 2024 hielt Warren Buffett mit seiner Investmentholding noch rund 1,033 Milliarden Aktien der Bank of America - doch dann reduzierte der Altmeister seit Mitte Juli seine Beteiligung in mehreren Tranchen. Nach den Verkäufen vom 10. September besitzt Berkshire Hathaway laut SEC-Dokumenten noch rund 858 Millionen BofA-Aktien. Im Berkshire-Depot ist die zum Ende des letzten Quartals noch zweitgrößte Beteiligung somit auf Rang drei abgerutscht und macht mit rund 12,5 Prozent einen kleineren Anteil an Buffetts Portfolio aus als Apple und American Express. Zwar ist die Investmentholding auch weiterhin noch der größte Anteilseigner der Bank, besitzt nun allerdings nur noch 10,64 Prozent am Finanzhaus. Sobald Buffetts Beteiligung unter die Schwelle von zehn Prozent rutscht, kann er weitere Verkäufe durchführen, ohne sie - wie jetzt - innerhalb von drei Tagen an die SEC melden zu müssen.
Über die Gründe für Buffetts Verkäufe kann bislang nur spekuliert werden. Der Starinvestor hat sich bislang nicht dazu geäußert und auch Brian Moynihan, CEO der Bank of America, erklärte in einem Interview, dass er den Grund für die Verkäufe nicht kenne: "Ich weiß nicht, was genau er macht, denn ehrlich gesagt können wir ihn nicht fragen und würden auch nicht fragen", so der Bankchef, der Warren Buffett aber auch gleichzeitig als "großartigen Investor für unser Unternehmen" bezeichnete.
Wie "The Motley Fool" schreibt, machte Warren Buffett aber zuletzt nicht nur bei der Bank of America Kasse, sondern habe in jedem der vergangenen sieben Jahresviertel mit Berkshire Hathaway mehr Aktien verkauft als gekauft. Unter anderem stieß er im zweiten Quartal 2024 rund die Hälfte seiner Apple-Aktien ab. Auch im dritten Quartal scheint die Investorenlegende wieder ein Netto-Verkäufer zu sein. Warum dies so ist, könnte mehrere Gründe haben.
Macht sich Warren Buffett größere Sorgen um die Bankenbranche?
Wie "The Motley Fool" berichtet, könnte ein möglicher Grund für die Reduzierung der Bank of America-Beteiligung Buffetts generelle Sorge um den Zustand der Bankenbranche sein. So habe er bereits bei der Aktionärsversammlung von Berkshire Hathaway im vergangenen Jahr, die kurz nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank stattfand, Bedenken hinsichtlich der Branche geäußert. Damals habe der Investor laut dem Nachrichtenmagazin gesagt, dass sich das Bankwesen in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert habe und dies auch weiterhin tun werde. "Wenn die Leute glauben, dass Bankeinlagen noch bindend sind, leben sie einfach in einer anderen Ära", so Buffett damals laut "The Motley Fool".
Zwar habe der Berkshire-CEO damals noch die Bank of America als einzige Bank, die er - aufgrund des Managements - möge, gelobt, aber dennoch könnte Buffetts Skepsis gegenüber der Branche inzwischen weiter zugenommen haben. "Er hat die Bank of America natürlich nie speziell angegriffen. Aber ich denke, im Allgemeinen könnte man argumentieren, dass er von den Banken insgesamt enttäuscht war, von ihrem Verhalten - sie haben sich zu lange auf das gesicherte Portfolio konzentriert und sind zu hohe Zinsrisiken eingegangen", sagte etwa Haruki Toyama, ein Portfolio-Manager bei Madison Investments, laut "FORTUNE".
Warren Buffett nimmt womöglich aus Steuergründen jetzt Gewinne mit
Neben der möglichen Sorge um die Bankenbranche könnte Warren Buffett aber auch schlicht einen günstigen Zeitpunkt nutzen, um Gewinne mitzunehmen. Laut "FORTUNE" betrage Berkshire Hathaways Kostenbasis für die Bank of America-Beteiligungen, die sich bereits seit Jahren im Depot der Buffett-Holding befindet, nur 14,15 US-Dollar pro Aktie. Der aktuelle Kurs der BofA-Aktie liegt weit über diesem Niveau. Laut "The Motley Fool" konnte Berkshire Hathahway bei den Aktienverkäufen einen Durchschnittspreis von knapp 41 US-Dollar je Aktie erzielen, weshalb es für Buffett momentan lukrativ sein könnte, zumindest einige Gewinne mitzunehmen.
Dazu würde laut dem Nachrichtenmagazin auch passen, dass die Bank of America-Aktie momentan mindestens fair bewertet sei, da sie in der Nähe des Fünf-Jahres-Durchschnittskurses im Verhältnis zum materiellen Buchwert gehandelt werde. Portfolio-Manager Toyama sagte gegenüber "FORTUNE", dass Buffetts Verkäufe ein Signal dafür sein könnten, dass das sogenannte Orakel von Omaha denke, dass die Aktie sogar moderat überbewertet sein könnte.
Auch steuerliche Faktoren könnten jedoch bei einer Entscheidung für Gewinnmitnahmen eine Rolle gespielt haben. Laut "The Motley Fool" erklärte Warren Buffett beim diesjährigen Aktionärstreffen, dass er mit steigenden Körperschaftssteuersätzen rechne. In diesem Fall wäre es sinnvoll, Gewinne frühzeitig zu realisieren und die entsprechenden Steuern jetzt zu bezahlen, solange die Steuerbelastung noch geringer ist. Dazu könnten auch die - ebenfalls gewinnbringenden - Verkäufe von Apple-Aktien im zweiten Quartal passen.
Berkshire Hathaway setzt auf Bargeld: Erwarteter Marktcrash oder Übernahme voraus?
Ein weiterer möglicher Grund für die Verkäufe könnte laut "The Motley Fool" jedoch auch sein, dass sich Warren Buffett auf eine verlangsamende US-Wirtschaft oder gar einen Kursrutsch am Aktienmarkt vorbereite. Dafür spreche auch, dass der Investor Bargeldbestände in Höhe von 276,9 Milliarden US-Dollar und mehr kurzfristige Schatzanleihen als selbst die US-Notenbank Fed halte. "Wenn man zurückblickt, war das letzte Mal, dass [Berkshire] im Verhältnis zum Buchwert so viel Bargeld hatte, vor der Finanzkrise. Man kann also argumentieren, dass [Buffett] vielleicht ein bisschen mehr über Risiken nachdenkt", sagte auch Portfoliomanager Toyama laut "FORTUNE". Bankaktien gehören laut "The Motley Fool" zu den zyklischen Werten, die in wirtschaftlich unsicheren Zeiten empfindlich reagieren. Die Verkäufe könnten daher ein Zeichen dafür sein, dass Buffett seine Risiken im Blick hat und sie aktuell durch Gewinnmitnahmen minimiert.
Es könnte allerdings auch sein, dass Warren Buffett endlich wieder eine große Übernahme im Blick hat und über die Verkäufe eine ausreichende Cash-Position dafür aufbauen will. In diesem Fall wäre es auch wahrscheinlich, dass sich der Starinvestor in Schweigen hüllt, bis die Transaktion abgeschlossen ist.
Buffett als Vorbild: Sollten sich Anleger ebenfalls von BofA-Aktien trennen?
Laut "The Motley Fool" bedeuten die Verkäufe der Bank of America-Aktie durch Warren Buffetts Investmentholding allerdings nicht unbedingt, dass sich auch Privatanleger nun von dem Bankentitel trennen sollten. Denn große Investoren hätten bei ihren Investmententscheidungen ganz andere Punkte im Blick als Kleinanleger. Tatsächlich nimmt das Nachrichtenportal an, dass die Bank of America in den kommenden Monaten von Zinssenkungen der US-Notenbank profitieren werde. Laut "The Motley Fool" litt die Bank in der Vergangenheit unter den hohen Zinsen, da sie in ihrer Bilanz Anleihen mit überdurchschnittlich langen Laufzeiten hielt, deren Wert durch die Zinserhöhungen sank. Dies dürfte sich nun jedoch ändern und die Bank von Zinssenkungen überproportional profitieren, da sie noch immer viele Anleihen mit langer Laufzeit halte und dieses Portfolio eine durchschnittliche Rendite von rund drei Prozent generiere. Angesichts der Tatsache, dass die Bank of America dabei sei, den verlorenen materiellen Buchwert wieder hereinzuholen, und es einen Aufwärtstrend beim Nettozinsertrag gebe, könnten Privatanleger der Aktie laut der Nachrichtenseite weiter treu bleiben - auch falls Warren Buffett seinen Anteil weiter reduzieren sollte.
Redaktion finanzen.at
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