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26.10.2023 17:57:00
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VW-Aktie in Rot: Volkswagen setzt deutlich mehr um, aber rückläufige Rendite bei Kernmarke
Überraschungen in den Quartalszahlen habe es auf den ersten Blick nach den vorläufigen Zahlen keine gegeben, schrieb Jefferies-Analyst Philippe Houchois.
Die Wolfsburger haben insbesondere bei ihrer Kernmarke VW Pkw mit hohen Kosten zu kämpfen. Beim Herzstück von Europas größtem Autokonzern ging die operative Umsatzrendite in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres auf 3,4 Prozent zurück, wie das Unternehmen mitteilte. Ein Jahr zuvor betrug die operative Marge dagegen noch 4,7 Prozent. Die anderen Marken in der sogenannten Markengruppe Core (Skoda, Seat/Cupra, VW Nutzfahrzeuge) konnten hingegen ihre Profitabilität im Jahresvergleich steigern.
Volkswagen begründete das schwächere Abschneiden unter anderem mit höheren Produktkosten sowie einer Verschiebung hin zu billigeren Autos. Zudem belastete wie bereits bekannt ein Produktionsausfall eines Zulieferers wegen des Hochwassers in Slowenien im dritten Quartal.
VW-Markenchef Thomas Schäfer arbeitet derzeit noch an den Details eines milliardenschweren Sparprogramms für die Massenmarken des Konzerns, um die Rendite zu steigern. Seit Anfang des Monats wird mit dem Betriebsrat in mehreren Arbeitsgruppen verhandelt. Vom ursprünglichen Zeitplan, das Paket im Oktober zu verabschieden, ist VW inzwischen abgerückt.
Laut Volkswagen geht es insbesondere darum, Geld für Investitionen in Elektroantriebe und den stärkeren Softwareeinsatz im Auto freizuspielen. Insgesamt geht es bis 2026 um einen Betrag von zusammengenommen 10 Milliarden Euro, um den das operative Ergebnis gesteigert werden soll. Finanzchef Antlitz wollte in einer Telefonkonferenz keine Angaben dazu machen, wie viel der 10 Milliarden auf Kosteneinsparungen zurückgehen soll - zuerst müssten die Pläne ausverhandelt werden.
Vorläufige Zahlen für das Abschneiden im dritten Quartal hatte VW bereits in der vergangenen Woche vorgelegt, diese bestätigten die Wolfsburger nun. Der Umsatz stieg um knapp zwölf Prozent auf 78,8 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis wuchs um fast 15 Prozent auf 4,89 Milliarden Euro. Weil Sicherungsgeschäfte für Rohstoffe und Energie in diesem Jahr stärker negativ zu Buche schlagen als zunächst gedacht, hatte VW in der vergangenen Woche seine Erwartungen an den Gewinn aus dem Tagesgeschäft für das Gesamtjahr eingedampft.
Unter dem Strich machte der Konzern hingegen im dritten Quartal doppelt soviel Gewinn wie ein Jahr zuvor. Allerdings waren dafür vor allem milliardenschwere Abschreibungen im Vorjahreszeitraum verantwortlich. In den Monaten Juli bis September dieses Jahres lag das Ergebnis nach Steuern bei 4,35 Milliarden Euro. Im Vorjahresquartal hatte das Ende einer Kooperation bei Software rund um autonomes Fahren für eine Belastung von 1,9 Milliarden Euro gesorgt.
Zugleich trübten sich die Rahmenbedingungen für das Tagesgeschäft deutlich ein. "Wie erwartet ist der Wettbewerb härter geworden, die Stimmung am Markt verschlechtert sich. Inflation und Zinsen erschweren die Lage zusätzlich", sagte Antlitz in seiner Videobotschaft. Hinzu komme, dass nach dem Ende des Chipmangels alle Hersteller wieder mehr Autos bauen könnten. Das erhöhe das Angebot und drücke auf die Preise. Deshalb müsse man die geplanten Effizienzprogramme, die die Kosten senken sollen, nun zügig "finalisieren und rasch die ersten Maßnahmen umsetzen", mahnte Antlitz.
VW hat nicht nur mit seiner Kernmarke Probleme. Auch im einstigen Wachstumsmarkt China steht das Unternehmen unter Druck, vor allem mit seinen Elektroautos kommen die Wolfsburger dort nur schwer gegen die Billigkonkurrenz zurecht. In diesem Jahr verlor das Unternehmen die seit Jahrzehnten gehaltene Marktführerschaft in der Volksrepublik, weil der E-Autobauer BYD mit seinen günstigen Elektroautos an den Deutschen vorbeizog. Seither peilt Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume in dem Riesenmarkt nur noch die Führungsrolle unter den ausländischen Herstellern an, auch weil er die aus Sicht von vielen Experten ruinöse Rabattschlacht in China nicht mitmachen will.
VW baut wegen Slowenien-Hochwasser 150.000 Neuwagen weniger
Nach dem Ende des Lieferengpasses bei Motorteilen will VW den Rückstand nun wieder aufholen. Insgesamt habe man rund 150 000 Autos nicht bauen können, weil in Slowenien nach dem Hochwasser Anfang August ein Zulieferer ausgefallen war, sagte Finanzvorstand Arno Antlitz am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalsbilanz in Wolfsburg. "Das wollen wir jetzt natürlich wieder aufholen", fügte er hinzu. Komplett gelingen werde das bis Jahresende aber wohl nicht.
VW hatte wegen des Teilemangels ab Anfang September an mehreren Standorten die Produktion gedrosselt, darunter das Stammwerk in Wolfsburg. Auch in Emden, Osnabrück und Hannover fielen Schichten aus. Weil der slowenische Zulieferer vorübergehend die Produktion einstellen musste, fehlten Zahnkränze für den Antriebsstrang für Verbrennungsmotoren. Elektroautos waren dagegen nicht betroffen. Vergangenen Montag hatte VW dann angekündigt, ab kommender Woche überall wieder normal zu produzieren.
Die Belastung durch den Engpass bezifferte Antlitz auf einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag. Das sei im jüngst nach unten korrigierten Jahresziel bereits berücksichtigt, fügte er hinzu. Betroffen waren laut Antlitz vor allem die Volumenmarken, allen voran die Kernmarke Volkswagen. Das habe die ohnehin schwache Rendite dort zusätzlich belastet. Bei Audi seien die Ausfälle dagegen deutlich geringer gewesen. Konzernweit waren bis Ende September mehr als 100 000 Fahrzeuge weggefallen. Weitere 50 000 seien im Oktober hinzugekommen, so Antlitz. Weitere Ausfälle seien nicht zu erwarten. Ab November sehe man wieder "normales Geschäft".
Im XETRA-Handel ging es für die VW-Aktie zu Handelsschluss 0,82 Prozent auf 99,97 Euro nach unten.
WOLFSBURG (dpa-AFX)
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