Vorwürfe umfassender |
10.03.2014 14:05:32
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Steuerprozess gegen Uli Hoeneß vor Landgericht München eröffnet
Hoeneß legte ein umfassendes Geständnis ab. "Ich will ohne Wenn und Aber reinen Tisch machen und zeigen, dass ich steuerehrlich bin - vielleicht soll ich besser sagen, geworden bin", sagte Hoeneß. Er verwies außerdem darauf, dass er hohe Summen gespendet und in Deutschland hohe Summen an Steuern gezahlt habe. Außerdem habe er unterm Strich mit seinen Zockereien keinen Gewinn, sondern Verlust gemacht - nur hätte er zwischenzeitliche Gewinne versteuern müssen.
Hoeneß hatte im Januar vergangenen Jahres Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung eingereicht. Die Staatsanwaltschaft erkannte diese aber nicht an und klagte ihn wegen siebenfacher Steuerhinterziehung an. Dies bezieht sich auf falsch abgegebene Steuererklärungen der Jahre 2003 bis 2009.
In der Anklageschrift ist von verschwiegenen Kapitalerträgen, Spekulationsgewinnen und sonstigen Einkünften in Höhe von 33,53 Millionen Euro die Rede, aus denen sich eine Steuerschuld von 3,55 Millionen Euro ergebe. Hoeneß reichte nun aber kurz vor Prozessbeginn Unterlagen seiner Schweizer Bank Vontobel nach, die weitaus umfassendere, steuerpflichtige Geldbewegungen bei der Bank belegen.
Die damit verbundene Steuerschuld geht laut Hoeneß' Anwalt Hanns Feigen "deutlich über 15 Millionen" hinaus. Diese Summe müsse "on top" auf die in der Anklageschrift genannten 3,55 Millionen Euro addiert werden. Wie es hieß, soll sich diese Summe bereits aus dem mit der von Hoeneß erstatteten Selbstanzeige eingereichten Zahlenkonvolut ergeben haben. Hoeneß sagte, er erwarte eine weitere Steuernachzahlung im zweistelligen Millionenbereich.
Wie die Sprecherin des Oberlandesgerichts München, Andrea Titz, am Rande des Verfahrens vor Journalisten sagte, muss im Fall einer Verurteilung bei der Strafzumessung nun die neue, höhere Summe berücksichtigt werden.
Hoeneß' Verteidiger Feigen sagte, es müsse beachtet werden, dass ohne die Selbstanzeige die Ermittlungen der Behörden ergebnislos geblieben wären. Dies räume selbst die Staatsanwaltschaft ein, wie aus einem schriftlichen Vermerk der Ermittler hervor gehe. Doch auch wenn das Gericht von einer Unwirksamkeit ausgehe, müsse die inzwischen erfolgte Rückkehr von Hoeneß zur Steuerehrlichkeit berücksichtigt werden. Dies sei von "allergrößter Bedeutung".
Der Vorsitzende Richter Heindl zeigte sich allerdings äußerst kritisch zu den Darstellungen von Hoeneß. Er äußerte sich "überrascht", dass Hoeneß nie etwa schriftliche Kontoauszüge in die Hand bekommen haben will. Das Gericht habe inzwischen grob geschätzt 70.000 Blatt Papier zu den Kontobewegungen von Hoeneß erhalten. Der Richter zeigte sich auch verwundert, warum Hoeneß sich beim Auftauchen von CDs mit den Daten von Steuersündern nicht schon früher zur Selbstanzeige entschlossen hatte.
Besonders offen attackierte Heindl den Angeklagten Hoeneß bei der Darstellung, dass er von Recherchen eines "Stern"-Journalisten zu dem Schweizer Konto nicht besonders beunruhigt gewesen sein will. "Das kann man glauben, muss man aber nicht", sagte der Richter. Für den Prozess sind bis Donnerstag vier Verhandlungstage angesetzt.
DJG/apo
Dow Jones Newswires
MÜNCHEN (AFP)
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