Nutzfahrzeugsparte 13.03.2019 16:34:45

Volkswagen verzichtet vorerst auf Traton-Börsengang

Volkswagen verzichtet vorerst auf Traton-Börsengang

Im gegenwärtigen Marktumfeld nehme der Konzern "bis auf Weiteres davon Abstand", den IPO weiter vorzubereiten, teilten die Wolfsburger in einer dürren Ad-hoc-Meldung mit. Bei einem besseren Marktumfeld soll das Geschäft aber weiterhin an die Börse gebracht werden.

Spekuliert worden war über ein Doppel-Listing in Frankfurt und Stockholm, damit der Lkw-Hersteller mehr Investoren aus der Heimat von Scania locken konnte. Bis zu 25 Prozent der Anteile waren im Zuge des Börsengangs erwartet worden.

Auch wenn zuletzt vieles auf den Börsengang von Traton im Frühjahr hingedeutet hat, standen hinter dem Vorhaben auch immer noch Fragezeichen. Volkswagen hatte vergangenes Jahr zwar grundsätzlich grünes Licht für den Gang aufs Parkett des Lkw-Geschäfts gegeben. In Wolfsburg betonten die Verantwortlichen aber besonders mit Blick auf das sich eintrübende Marktumfeld, dass man den Börsengang nicht um jeden Preis durchziehen wolle.

Zu Traton gehören neben den beiden Lkw-Bauern MAN aus München und Scania aus Schweden auch die brasilianische Tochter Caminhoes e Onibus und die Mobilitätsmarke Rio. Das Unternehmen ist einer der größten Hersteller von schweren Lkw.

Traton will in den kommenden Jahren sowohl beim Absatz als auch der Rendite zulegen. CEO Andreas Renschler, den der langjährige VW-Patriarch Ferdinand Piech vor knapp fünf Jahren beim Rivalen Daimler abgeworben hatte, soll Traton auch mit weiteren Partnerschaften und einer engeren Zusammenarbeit von MAN und Scania auf Kurs bringen.

Schwung dafür erhoffte sich Renschler und sein Führungsteam auch vom Börsengang. Er setzt darauf, künftig unabhängiger und flexibler vom Mehrmarkenkonzern agieren zu können. Doch davon unabhängig wird es Jahre dauern, bis er die erhofften Kostenvorteile durch die Vereinheitlichung der Fahrzeugarchitektur bei MAN und Scania einfahren kann. 2021 soll die erste gemeinsame Motorenplattform für die Lastwagen der Marken fertig sein. Das wird dann dringend notwendig sein, um vor allem den margenschwachen Münchener Lkw-Hersteller endlich nach vorne zu bringen.

Langfristig peilt Renschler mit Traton über den Branchenzyklus durchschnittlich eine operative Marge von 9 Prozent an. Doch bis dieses Ziel erreicht wird, werden wohl noch Jahre ins Land gehen: Vergangenes Jahr kam das Unternehmen auf eine bereinigte Rendite von 6,4 Prozent. Während die Ertragsperle Scania 2018 mit einer Rendite von 9,3 Prozent erneut geglänzt hat - und damit in etwa auf Augenhöhe mit Volvo oder Paccar liegt -, kam MAN nur auf 5,0 Prozent. Dieses Jahr rechnet Traton in der Gruppe bestenfalls mit 7,5 Prozent.

Zwar will Renschler mit Traton zum "Global Champion" der Transportbranche aufsteigen. Aber auch beim Blick auf den Absatz zeigt sich eine große Lücke: Traton verkaufte vergangenes Jahr 233.000 Nutzfahrzeuge. Das ist weniger als die Hälfte, die der Marktführer Daimler mit mehr als 517.000 zuletzt abgesetzt hat. Auch wenn Traton immer mehr Partner weltweit ins Boot holt - in den USA Navistar, in Japan Hino und in China Sinotruk - und die Verkäufe aller zusammen mit über 420.000 Nutzfahrzeugen angibt, bleibt die Lücke relativ groß.

FRANKFURT (Dow Jones)

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Bildquelle: WGM/TRATON AG,TRATON Group,Dan Boman/TRATON Group
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