17.05.2011 15:04:33

VÖB-Volkswirte erwarten steigende Anleihezinsen

    FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Chefvolkswirte und Strategen der im Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) zusammengeschlossenen Institute erwarten in den kommenden zwölf Monaten trotz Schuldenkrise in mehreren Euroländern steigende Anleihezinsen. "Die hohe Wirtschaftsdynamik in Deutschland, der starke Preisauftrieb und das Ende der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) werden zu höheren Anleihen-Renditen führen", hieß es am Dienstag in Frankfurt übereinstimmend von den VÖB-Experten. Daran werde auch die schwierige Finanzlage in Griechenland, Portugal und Irland nichts ändern.

 

    Allerdings waren sich die Experten uneinig in der Frage, wie schnell die EZB in diesem Umfeld die Leitzinsen anheben wird. Ulf Kraus von der Landesbank Hessen-Thüringen erwartet im laufenden Jahr nur eine Zinserhöhung der EZB auf dann 1,50 Prozent. Das eher verhaltende Wachstum in den USA, die Schuldenkrise in der Eurozone und das ruhigere Wirtschaftswachstum in China dämpfe das Wirtschaftswachstum und damit auch den Inflationsdruck im Euroraum. Zudem dürfte das  Geldmengenwachstum schwächer ausfallen. Die Renditen an den Kapitalmärkten dürften daher nur zögerlich zurückgehen.

 

    Einen schnellere Anhebung der Leitzinsen erwartet hingegen Thomas Meißner von der DZ Bank. Der Konjunkturaufschwung bleibe intakt, auch wenn die Erholung jetzt etwas "gemächlicher" verlaufe. Die EZB könnte daher ihren Leitzins alle vier Monate anheben. "Die Lage in den Randländern dürfte für die EZB keine entscheidende Rolle spielen." Meißner sieht bei diesen Ländern auch durchaus Fortschritte. So seien die Lohnstückkosten in Griechenland und Irland deutlich gefallen. Gleichzeitig habe sich die Lage in Spanien und Italien entspannt und sich beide Staaten von den anderen Problemländern abgekoppelt.

 

    Die derzeit diskutierte Restrukturierung von griechischen Schulden steht nach Einschätzung von Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, erst im Jahr 2013 auf der Agenda. Er erwarte dann eine gut vorbereite sanfte Umschuldung die keinen Default auslöse. "Die Hauptanpassungsleistung muss aber von Griechenland kommen." Im Jahr 2013 könnten dann Dominoeffekte auf Portugal vermieden werden. Portugal habe eine wesentlich bessere Ausgangsposition und dürfte alles tun, um eine Zuspitzung der Krise wie in Griechenland zu vermeiden. Griechenland dürfte hier abschreckend wirken.

 

    Dirk Gojny, Leiter des Research der HSH Nordbank, befürchtet hingegen eine Zuspitzung der Schuldenprobleme in den USA . "Vor allem die politische Blockade in den USA könnte zu einer Verschärfung der Probleme führen." Hier würden "zwei Züge ungebremst aufeinander zufahren". Er spielte damit auf die ideologischen Diskussionen zwischen Republikaner und Demokraten in den USA an. Kater sieht diese Gefahren auf kurze Sicht auch. Mittelfristig dürfte die Politik jedoch Lösungen finden. Allerdings werde die USA nicht nur mit Wirtschaftswachstum ihre Schuldenprobleme lösen können.

 

    Folgende Prognosen stellten die Volkswirte*:

 

- Ulrich Kater, DekaBank: (3,34 / 3,50 /  3,70 ) - Thomas Meißner, DZ Bank: (3,40 / 3,60 / 4,00 ) - Ulf Krauss, Helaba: (3,30 / 3,20 / 3,60) - Dirk Gojny, HSH Nordbank: (3,35 / 3,70 / 4,10) - Torsten Windels, NORD/LB: (3,40 / 3,50 / 3,80) - Torge Middendorf, WestLB AG : (3,40 / 3,60 / 3,90) - Manuel Pauser, VÖB: (3,35 / 3,50 / 3,70)

 

*Die Werte beziehen sich auf die Frage: Wo stehen die Renditen von 10-jährigen Bundesanleihen in zwei Monate, in sechs Monaten und in zwei Jahren (jeweils in Prozent). /jsl/jkr

 

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