14.03.2020 18:34:41
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VIRUS/GESAMT-ROUNDUP: Reisebeschränkungen und Hausmannskost
BERLIN (dpa-AFX) - Die Corona-Krise zwingt viele Menschen, zuhause zu bleiben - und im eigenen Land. Die Einschränkungen im Alltag wirken sich spürbar im Einzelhandel aus. Zugleich schotten viele Nachbarländer ihre Grenzen ab, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Das Robert Koch-Institut (RKI) weitete seine Liste der Coronavirus-Risikogebiete aus. Das Bundesgesundheitsministerium warnte vor Falschnachrichten und Panikmache. Wie stark die Epidemie die Bundesbürger bewegt, zeigt das RTL/n-tv-Trendbarometer.
Für drei Viertel der Bürger (76 Prozent) ist die Pandemie demnach das wichtigste Thema. Das sei im Themenradar der Forsa-Umfrage der Spitzenwert dieses Jahres, berichtete RTL am Samstag. Die Klimadebatte ist demnach nur noch für drei Prozent der Bürger ein wichtiges Thema, das Flüchtlingsdrama in Syrien, Griechenland und der Türkei immerhin für 38 Prozent.
Bis Samstag hatten alle Bundesländer beschlossen, Schulen zu schließen oder den regulären Betrieb auszusetzen. Die Länder versuchten, Notbetreuungen auf die Beine zu stellen. Es geht dabei vor allem darum, dass Eltern in sogenannten kritischen Berufen, wie Polizei, Feuerwehr, Krankenpflege oder Rettungsdienst weiterhin zur Arbeit gehen können.
Das Bundesarbeitsministerium (BMAS) rief alle Arbeitgeber dazu auf, pragmatische Lösungen mit ihren Beschäftigten zu finden. Auf die Schließung von Schulen und Kindergärten könne mit Homeoffice, kreativen Arbeitszeitmodellen, der Nutzung von Urlaub und Arbeitszeitkonten reagiert werden, sagte ein Sprecher.
Einzelhändler bestätigten am Samstag, dass deutlich mehr Lebensmittel und Hygiene-Artikel gekauft wurden als zu anderen Zeiten. Dagegen werden Gaststätten eher gemieden. Die Bundesminister Julia Klöckner (CDU) und Andreas Scheuer (CSU) versicherten, es gebe keine Versorgungsengpässe - Hamsterkäufe sollten deshalb vermieden werden.
Während Staaten wie Dänemark, Polen und Tschechien Einreisestopps für Ausländer verhängten, sprach sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) für ein abgestimmtes Vorgehen bei Grenzkontrollen in Europa aus. "Es hilft in unserem gemeinsamen Schengenraum niemandem, wenn die Menschen nach Paris fliegen, weil in München stärker kontrolliert wird", betonte er. Die Türkei stellt als Vorsichtsmaßnahme gegen die Verbreitung des Coronavirus Flüge nach Deutschland und in acht weitere europäische Länder vorübergehend ein.
Das Bundesgesundheitsministerium warnte vor Falschnachrichten und Panikmache. "Achtung Fake News", schrieb das Ministerium am Samstag auf Twitter. "Es wird behauptet und rasch verbreitet, das Bundesministerium für Gesundheit/die Bundesregierung würde bald massive weitere Einschränkungen des öffentlichen Lebens ankündigen. Das stimmt NICHT! Bitte helfen Sie mit, ihre Verbreitung zu stoppen."
Am Freitagabend stufte das RKI weitere Regionen als Risikogebiete ein. Damit gelten auch das Bundesland Tirol in Österreich und die spanische Hauptstadt Madrid als Gebiete, in denen eine fortgesetzte Virus-Übertragung von Mensch zu Mensch vermutet werden kann. Das gilt zudem für Italien, Iran, die französische Region Grand Est (Elsass, Lothringen, Champagne-Ardenne) sowie Provinzen in China und Südkorea.
Gegen eine Ausbreitung des Coronavirus setzen auch Regierungen in Südostasien auf Einreiseverbote für Europäer. Vietnam und Kambodscha schlossen von Samstag an für einen Monat ihre Grenzen für Reisende aus Deutschland und mehreren anderen europäischen Ländern.
Ausrüstung wie Schutzbrillen, Atemschutzmasken, Schutzanzüge oder Handschuhe darf künftig nicht mehr ohne weiteres exportiert werden. Für den Export dieser Gegenstände sei eine Genehmigung beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle nötig, teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Samstag mit.
In Mecklenburg-Vorpommern bleiben von Montag an alle Schulen und Kitas geschlossen. Das verkündete Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Samstag am Rande einer Sondersitzung ihres Kabinetts. Damit haben nun alle Länder eine Linie festgelegt. In 13 Bundesländern werden die Schulen flächendeckend geschlossen. Sachsen will am Montag zunächst die Schulpflicht aussetzen. Das soll Lehrern, Schülern und Eltern Zeit geben, sich auf Schulschließungen vorzubereiten. Brandenburg setzt den regulären Schulunterricht ab Mittwoch aus. Schulbesuch ist damit weiter möglich, aber nicht mehr verpflichtend. Eine ähnliche Regelung gibt es in Hessen.
Weil viele Menschen Gaststätten meiden und wieder mehr zu Hause kochen und essen, gehen der Lebensmittelhandel und Branchenexperten davon aus, dass in Supermärkten anders und mehr eingekauft wird. So registrierte die Supermarktkette Rewe seit Mittwoch eine deutlich erhöhte Nachfrage, vor allem nach Trockenlebensmitteln wie Nudeln und Reis sowie Konserven und Drogerieartikeln. Es gebe aber kein Problem bei der Warenversorgung.
Die Warnungen des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga verheißen dagegen nichts Gutes. "Die Umsatzeinbußen erreichen ein nie gekanntes Ausmaß", sagte Dehoga-Präsident Guido Zöllick. "Inzwischen leidet die gesamte Branche in der gesamten Republik - ob Hotels, Restaurants, Caterer, Kneipen, Bars, Diskotheken und Clubs, ob Betriebs-, Stadion- und Verkehrsgastronomie" - ob in der Stadt oder auf dem Land.
Angesichts der Entwicklung warnte der Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft, Jens Michow, vor schwerwiegenden Folgen für seine Branche. "Wenn derartige Veranstaltungsabsagen nur über zwei, drei Wochen erfolgen müssen, werden sich zahlreiche Firmen davon nicht wieder erholen können", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Die Coronavirus-Krise hat auch die Sportwelt nahezu angehalten. Statt um Titel und Punkte zu kämpfen, vertrieben sich die meisten Sportler die Zeit daheim. "Es ist eine ungewöhnliche Lage", sagte RB Leipzigs Sportdirektor Markus Krösche am Samstag. "Das ist die erste Aussetzung seit dem Zweiten Weltkrieg."
Zudem zogen die ersten festgestellten Coronafälle bei Fußball-Profis drastische Maßnahmen nach sich. Der SC Paderborn sowie die Zweitligisten 1.FC Nürnberg und Hannover 96 schickten Teile der Mannschaft oder das ganze Team für 14 Tage in häusliche Quarantäne./waw/DP/zb
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