25.08.2015 13:27:00

VIG steuert mit Kostenbremse durchs Zinstief

Die Vienna Insurance Group (VIG) will mit Kostendämpfungs-Maßnahmen unbeschadet durch die aktuelle Niedrigzins-Phase kommen. Kosten und Schäden wolle man trotz wachsendem Geschäft stabil halten, die Combined Ratio bessert sich dadurch, wie zuletzt im Halbjahr auf ein 5-Jahres-Tief. Grund für eine andere Dividendenpolitik sieht man trotz des heuer wohl spürbar geringeren Finanzergebnisses nicht.

Der Vorsteuer-Gewinn wurde bis Juni um 16,8 Prozent auf 250 Mio. Euro gedrückt, laut VIG-Chef Peter Hagen "im Erwartungskorridor". Hauptgrund waren die Niedrigzinsen, die das Finanzergebnis belasteten - es sank um 7,2 Prozent auf 524,5 Mio. Euro -, aber auch erneut Vorsorgen für Personalrückstellungen in Österreich erforderlich machten. Bleibe die Zinsentwicklung so, könnten weitere Vorsorgen im dritten oder vierten Quartal nötig werden, so Hagen am Dienstag. Im Segment Österreich (Wiener Städtische, s Versicherung sowie Donau samt Italien) sank der Vorsteuergewinn bis Juni - ähnlich wie im Erstquartal - um 32,5 Prozent auf 85,7 Mio. Euro. Das VIG-Konzernergebnis insgesamt gab um 13,7 Prozent auf 192,5 Mio. Euro nach. Die verrechneten Prämieneinnahmen lagen mit 4,91 Mrd. Euro um 1,5 Prozent tiefer.

Trotz der gedämpften Ergebniserwartungen für das Gesamtjahr sieht Hagen "momentan noch keinen Grund, die Dividendenpolitik zu ändern". Für 2014 hatte die VIG 1,40 Euro je Aktie ausgeschüttet (um 10 Cent mehr als für 2013), gemessen am aktuellen Kurs eine Dividendenrendite von ansehnlichen fünf Prozent. "Wir sehen die Dividende gesichert", bekräftigte der Konzernchef beim Halbjahrespressegespräch.

Dass heuer wegen der niedrigen Zinsen ein Gewinndämpfer droht - beim Finanzergebnis womöglich in einer dreistelligen Millionen-Höhe - hatte Hagen schon im April bei der Bilanzvorlage erklärt. "In Hinblick auf das aktuelle Niedrigzinsumfeld ist für das Jahr 2015 von einem Rückgang im ordentlichen Finanzergebnis auszugehen, der aus heutiger Sicht durch die angestrebte weitere Verbesserung des versicherungstechnischen Ergebnisses nicht überkompensiert werden kann", heißt es auch jetzt im Ausblick. Kosten und Schäden gemessen an den Einnahmen (Combined Ratio) hat die VIG heuer bis Juni mit 95,9 Prozent auf den tiefsten Wert seit 2010 gesenkt, bei der Wiener Städtischen betrug er 92 Prozent.

Stärker ins Risiko gehen will die VIG bei ihren Veranlagungen nicht, wie der für das Asset Management zuständige Vorstandsdirektor Martin Simhandl am Dienstag vor Journalisten zu verstehen gab. Die sinnvollen Möglichkeiten einer Risikoaufnahme seien für einen Lebensversicherer nämlich sehr beschränkt. Wichtig sei immer, auf die Passivseite zu schauen und die Politik eines stabilen Portefeuilles zu betreiben. Probleme, in die manche Rückversicherer gekommen seien, wolle man vermeiden, ergänzte Hagen dazu.

Infrastruktur-Finanzierungen durch die Assekuranz in der EU seien wohl nur möglich, wenn die EIB gewisse Risiken übernehme - die Veranlagungsformen seien in dem Bereich sehr komplex und auch noch mit der Möglichkeit behaftet, dass die involvierten öffentliche Hände die Bedingungen ändern können, so Simhandl. Und zur Frage von Kreditverbriefungen erinnerte er daran, dass diese - wie in der Finanzkrise 2007/08 - zu starken Effekten auf den Risikoappetit großer Banken führen können, "das sehen wir auch heute so". Die Aktienquote war Ende Juni bei der VIG mit 4,3 Prozent recht niedrig. In Immobilien steckten 6,4 Prozent der gegenüber Ende März von 32,4 auf 31,3 Mrd. Euro gesunkenen Kapitalanlagen, in Anleihen 70,2 Prozent.

Die bisherigen Abwertungen, die die VIG auf die von ihr gehaltenen Anleihen der früheren Kärntner Hypo (jetzt Heta) vorgenommen hat, hält Hagen für "hinreichend". Die nachrangigen Heta-Bonds hatte die VIG schon 2014 auf Null abgewertet - die mit Kärntner Landeshaftung ausgestatteten vorrangigen, die seit März mit Auszahlungsverbot der Finanzmarktaufsicht (FMA) belegt sind, zur Hälfte. Da nun "Lex Spindelegger" und "Lex Schelling" gemeinsam zu betrachten seien, habe man im Schnitt praktisch 75 Prozent abgeschrieben.

Noch keine Entscheidung getroffen hat die VIG, ob sie ihren Anteil an den Casinos Austria veräußern wird. Dies werde nach Abschluss der Verhandlungen (mit Novomatic) der Fall sein, "in den nächsten Wochen", so Hagen. Ein Verkauf sei möglich, wenn das Angebot attraktiv erscheine. Den Casag-Anteil hat man sehr niedrig in den Büchern stehen, das würde bei Veräußerung einen hohen außerordentlichen Ertrag bringen.

Im ersten Halbjahr hat die VIG in allen Ländern und Geschäftsbereichen einen Gewinn erzielt. Aus Mittel- und Osteuropa (CEE) stammten etwas mehr als zwei Drittel (67 Prozent) des Gewinns vor Steuern. Wachstumstreiber war das Segment "Übrige Märkte" u.a. mit Baltikum, Serbien, Bulgarien und Türkei.

Prämienrückgänge gab es - durch eine bewusste Zurückhaltung bei den für Versicherer derzeit nicht ertragbringenden Einmalerlägen - konzernweit in der Lebensversicherung mit minus 4 Prozent auf 2,13 Mrd. Euro. In Schaden/Unfall gab es ein leichtes Plus von 0,4 Prozent auf 2,57 Mrd. Euro - trotz weiterer Optimierungsmaßnahmen in Italien und einer verschärften Dumping-Konkurrenz im polnischen Flotten-Kfz- und Autoleasing-Geschäft, wie Hagen sagte. In der Krankenversicherung stiegen die verrechneten Prämien um 1,5 Prozent auf 200 Mio. Euro.

Im schwierigen Markt Rumänien wurde ein Vorsteuergewinn von 3,5 Mio. Euro erzielt, nach 1 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Die Optimierungsmaßnahmen hätten weiter Wirkung gezeigt. "In Rumänien haben wir die Talsohle durchschritten, wie es scheint, und wir gehen wieder in die Märkte hinein", so Hagen. Die Einnahmen wuchsen in dem Land um 17,6 Prozent auf 194,2 Mio. Euro.

Im größten Auslandsmarkt Tschechien sanken die Einnahmen um 6,3 Prozent auf 835 Mio. Euro, der Gewinn vor Steuern stieg um 2,7 Prozent auf 88,1 Mio. Euro. Tschechien habe damit den höchsten Beitrag zum Konzernergebnis geliefert.

Im Segment Österreich gingen die verrechneten Prämien um 2,3 Prozent auf 2,29 Mrd. Euro zurück. Das Wachstum der Wiener Städtischen Versicherung von 3,0 Prozent in der Schaden-/Unfallversicherung habe den Prämienrückgang der Donau Versicherung in Italien kompensieren können. Die Donau fährt in Italien nach Problemen das Autoversicherungsgeschäft zurück. In der Lebensversicherung habe man sich im Bereich Einmalerlag bewusst zurückgehalten.

Im Segment "Übrige Märkte" stiegen die Einnahmen um 18,4 Prozent auf 669 Mio. Euro, zweistellige Zuwächse habe es etwa in Bulgarien, Ungarn, Serbien, Albanien, der Türkei sowie im Baltikum gegeben. Der Vorsteuergewinn im Segment legte um 11,5 Prozent auf 30,9 Mio. Euro zu, wobei Serbien, Bulgarien und das Baltikum besonders erfolgreich gewesen seien.

Der Mitarbeiterstand des VIG-Konzerns lag bei 22.867 Beschäftigten, nach 23.360 Mitarbeitern Ende 2014.

Die VIG-Aktie notierte am Dienstag gegen 13.20 Uhr mit 28,82 Euro bereits um 4,40 Prozent über dem Vortagesschluss. Auch der Gesamtmarkt erholte sich bis dahin wieder, der Wiener Leitindex ATX stand mit 4,08 Prozent im Plus.

Die internationalen Börse-Turbulenzen von Montag stießen bei Hagen am Dienstag auf Unverständnis, da sei "völlig undifferenziert aus Aktien herausgegangen" worden. Das sei schon "etwas hysterisch" gewesen. Bezüglich der China-Sorgen könne man "nur hoffen, dass Vernunft einkehrt".

(Grafik 0978-15, Format 88 x 55 mm) (Schluss) sp/itz

ISIN AT0000908504 WEB http://www.vig.com

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