18.05.2016 08:31:00
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VIG-Chefin 2 - Kostensenkung angesagt - Mehr Immo-Investments
Die eigenen Kosten könne man eher beeinflussen - die Schäden dagegen kaum. Allenfalls durch Portfoliobereinigung, also etwa indem man sich von unrentablen Kunden trennt, könne man die Schäden nach unten drücken, das dauere aber zum Beispiel in der Autoversicherung mehrere Jahre.
Die Combined Ratio (Kosten und Schäden gemessen an den Einnahmen) wolle sie mittelfristig, binnen drei bis fünf Jahren, von zuletzt 97,3 auf 95 Prozent herunterbringen, so Stadler. Am intensiven Kampf um Kfz-Kunden mit Dumping-Preisen wie in Polen, Slowakei oder Rumänien beteilige man sich nicht.
In Infrastruktur würde Stadler gerne Geld veranlagen, doch seien dazu noch gesetzliche Erleichterungen nötig. Infrastruktur-Investments würden sehr gut zur Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns passen, "wir prüfen derzeit auch mehrere Projekte in Österreich und in Osteuropa" - eine Gaspipeline sei nicht dabei. In Österreich sei die VIG einer der größten Finanzierer im gemeinnützigen Wohnbau.
Ausweiten will die VIG-Chefin Immo-Investments in Österreich, Ost- und Westeuropa. Aktuell liegt man bei knapp über 6 Prozent Immo-Anteil, darunter viele "sehr gute Innenstadt-Lagen". Mit 70 Prozent entfällt der Großteil auf Anleihen. In der Sparte Leben müsse man auch sichere Staatsbonds mit im Portfolio haben, zum Glück habe man die schon vor längerer Zeit "hold to maturity", also bis zum Abreifen, günstig erworben - vielfach mit noch zwanzig Jahren Laufzeit. Auf Darlehensvergaben, die zur Zeit 9 Prozent der Veranlagungen ausmachen, lege man strategisch keinen Schwerpunkt.
Mit dem VIG-Aktienkurs könne man natürlich nicht zufrieden sein, der sei "alles andere als erfreulich", räumte Stadler ein. Doch zeige ihr Strategie-Update für den Konzern, dass man sichtbar auf Expansion setze. Den Investoren wolle man zeigen, dass die VIG ihre Aktivitäten nicht nur plane, sondern auch wirklich umsetze, "und dann wird sich die Aktie hoffentlich wieder positiver entwickeln".
"Wir haben ein klares Wachstumsziel", so Stadler. In Ungarn, Serbien, Kroatien und Ungarn wolle man mittelfristig in den nächsten drei bis fünf Jahren den Marktanteil auf mindestens 10 Prozent erhöhen. Bevorzugt werde organisches Wachstum, aber auch weitere Akquisitionen sind nicht ausgeschlossen. Die VIG screene diesbezüglich die 25 Länder, in denen sie tätig ist. "Wenn es ein Angebot gibt, schauen wir uns das an."
Zu Frage der Finanzierung des Wachstums verweist Stadler auf eine gute Kapitalausstattung. Die Solvency-II-Quote liege nach bisherigen Berechnungen bei rund 200 Prozent. Wenn die Rahmenbedingungen passten, sei bei einem allfälligen Finanzbedarf auch eine Kapitalerhöhung nicht ausgeschlossen. Für kleinere Akquisitionen habe man Geld genug. Stadler ist zudem überzeugt, dass die neuen Eigenkapitalregeln für Versicherungen (Solvency II) in der Versicherungswirtschaft Europas noch "einiges an Konsolidierung" zeigen werde, die die VIG entsprechend nutzen könne. Österreich und CEE "sind unser Heimatmarkt", auf den sich die VIG fokussieren wolle. In Deutschland fahre die VIG eine sehr erfolgreiche Nischenpolitik, hier sieht Stadler noch Potenzial. In Rumänien funktioniere der Optimierungskurs sehr gut, das Gewinnen von Neukunden sei durch das Ausscheiden von Mitbewerbern möglich.
Für einen Schock an der Börse hatte im Herbst eine überraschende IT-Abschreibung von 195 Mio. Euro gesorgt, die auch das Jahresergebnis verhagelte. Der Vorsteuergewinn (EGT) brach 2015 um zwei Drittel 172 Mio. Euro ein, das Konzernergebnis um fast drei Viertel auf 98 Mio. Euro, die Dividende wurde von 1,40 Euro auf 60 Cent je Aktie gekürzt. Für 2016 ist zumindest eine Verdoppelung des EGT geplant bzw. eine Anhebung auf bis zu 400 Mio. Euro. Beim Ergebnis sei man "auf Kurs", so Stadler; kommende Woche gibt es die Erstquartalszahlen.
Einen Grund, wegen der IT-Mega-Abschreibung am SAP-System im Konzern zu rütteln, sieht Stadler nicht. Fast jedes Unternehmen verwende eine Applikation dieses Herstellers, natürlich seien aber Versicherungsverwaltungssysteme etwas sehr Spezielles. Die VIG passe ihre IT regional an, es gebe vier, fünf Insellösungen im Konzern. Geringe Abschreibungen könne es hier auch künftig geben, wie schon in den letzten Jahren, denn die Abschreibungsdauer von 10, 15 Jahren überlebe kaum noch ein IT-System.
Zur Heta werde man sich das für Mittwoch erwartete neue nachgebesserte Angebot "ansehen" und die Bedingungen dahinter prüfen und danach entscheiden, so Stadler am Dienstagnachmittag. Dem seinerzeitigen ersten Offert hätte die VIG für ihre 50 Mio. Euro vorrangigen Senior Bonds - die zur Hälfte, also auf 25 Mio. Euro, abgeschrieben sind - zugestimmt, doch erhielt das Angebot nicht die erforderliche Gläubigerzustimmung. Ein weiteres Paket, 50 Mio. Euro nachrangige Heta-Bonds, hat die VIG schon länger auf Null abgeschrieben.
(Schluss) sp/itz/cs
ISIN AT0000908504 WEB http://www.vig.com
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