Gewinnsteigerung 08.03.2022 17:53:00

VIG-Aktie letztlich stärker: Gewinnsteigerung 2021, 2022 schwierig - Sorgen um Ukraine-Krieg

VIG-Aktie letztlich stärker: Gewinnsteigerung 2021, 2022 schwierig - Sorgen um Ukraine-Krieg

Deshalb wird die Dividende von 75 Cent auf 1,25 Euro je Aktie angehoben. Die Combined Ratio - Kosten und Schäden gemessen an den Einnahmen - verbesserte sich um 0,8 Prozentpunkte auf 94,2 Prozent. Der Ausblick auf 2022 seien wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs schwierig, so die VIG am Dienstag.

Der Krieg in der Ukraine, wo die VIG mit etwas über 100 Mio. Euro Einnahmen von insgesamt 11 Mrd. Konzernprämie vertreten ist, "macht uns tief betroffen", erklärte CEO Elisabeth Stadler in einer Aussendung. "Mit großer Sorge müssen wir beobachten, dass heute Menschen in einem europäischen Land und innerhalb unserer Gruppe der Gefahr um Leib und Leben ausgesetzt sind. Jetzt geht es in erster Linie um die Sicherheit und bestmögliche Unterstützung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ukrainischen Gesellschaften in dieser schrecklichen Situation." Gleich nach Kriegsausbruch seien zahlreiche Hilfeleistungen der VIG-Gesellschaften gestartet worden, man habe einen mit 5 Mio. Euro dotierten "VIG Family Fund" gestartet, um die Belegschaft bei kriegsbedingten Notfällen und dem Wiederaufbau zu unterstützen. Zuletzt zählte man 1.400 Mitarbeiter in der Ukraine.

Der Ausblick 2022 sei für die VIG wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten und etwaigen Volatilitäten durch die Kriegssituation in der Ukraine schwierig, so Stadler. Auch die noch anhaltende Pandemie, die Inflation, hohe Rohstoffpreise, Probleme bei den Lieferketten und Ressourcenknappheit könnten zu erhöhten Risiken führen und die VIG-Märkte entsprechend beeinträchtigen. Man sehe ich aufgrund der breiten Aufstellung und der konservativen Veranlagungs- und Rückversicherungspolitik jedoch in der Lage, das operative Versicherungsgeschäft weiterhin gut zu managen, betonte die Konzernchefin.

Im Gesamtkonzern stiegen die verrechneten Prämien um 5,5 Prozent auf 11,00 Mrd. Euro. Dabei wuchs die Gruppe in allen Sparten deutlich - außer die Einmalerläge der Lebensversicherung, die strategiekonform leicht sanken. Besonders kräftig wuchs man in der Sonstigen Sach (+8,0 Prozent) sowie in den Auto-Sparten (Kfz-Haftpflicht +7,0 Prozent, Kfz-Kasko +8,7 Prozent).

Der größte Prämienanteil entfiel 2021 mit 5,27 Mrd. Euro auf die Sonstige Sachversicherung, gefolgt von der Lebensversicherung mit laufender Prämienzahlung und 2,68 Mrd. Euro, der Kfz-Haftpflicht mit 1,61 Mrd. Euro, der Kaskoversicherung mit 1,40 Mrd. Euro, den Einmalerlägen in der Lebensversicherung mit 869 Mio. Euro und der Krankenversicherung mit 743 Mio. Euro.

Nach Regionen erhöhten sich die verrechneten Prämien besonders stark in den Segmenten Tschechische Republik (+7,7 Prozent), Erweiterte CEE (+9,3 Prozent) und Gruppenfunktionen (+13,2 Prozent). Von den Ländern im Segment Erweiterte CEE zeigten vor allem das Baltikum (+9,1 Prozent), Kroatien (+23,1 Prozent), Rumänien (+17,2 Prozent) und Ungarn (+13,6 Prozent) eine dynamische Prämienentwicklung. 2021 wurden insgesamt 61,8 Prozent der Konzernprämien außerhalb Österreichs erwirtschaftet.

Die Versicherungsleistungen stiegen um 1,6 Prozent auf 7,14 Mrd. Euro - u.a. wegen eines deutlich höheren Geschäftsvolumens in Nicht-Leben. Der Anstieg des EGT um 48 Prozent basiere vorwiegend auf der verbesserten Combined Ratio sowie einer guten Entwicklung des Finanzergebnisses. Samt Ergebnis aus at equity bewerteten Unternehmen lag dieses mit 632 Mio. Euro um 6 Prozent höher. Zudem seien im Ergebnis des Jahres davor unter anderem Firmenwertabschreibungen berücksichtigt gewesen.

Die von der VIG-Gruppe ab dem Geschäftsjahr 2021 neu ausgewiesenen Profitabilitäts-Kennzahl des operativen Return on Equity (RoE) betrug vor Steuern 10,9 Prozent. Dabei ist das operative Gruppenergebnis in Relation zum durchschnittlichen Eigenkapital gesetzt.

Die Verbesserung der Combined Ratio basiere in erster Linie auf besseren Schadenverläufen in den Segmenten Tschechische Republik, Polen und Erweiterte CEE sowie auf nachhaltigen Effizienzsteigerungen im operativen Geschäft. Auch die Auswirkungen der heftigen Naturkatastrophen auf die Combined Ratio, die sich mit einem Nettobetrag von rund 90 Mio. Euro auf das Ergebnis niedergeschlagen hätten, seien durch das umfassende Rückversicherungsprogramm beschränkt worden.

Die Kapitalanlagen (samt liquiden Mitteln) betrugen Ende 2021 rund 37,3 Mrd. Euro (+2 Prozent). Der Anstieg resultiere vor allem aus einer vorübergehenden Erhöhung der liquiden Mittel in Vorbereitung des geplanten Erwerbs des Osteuropageschäfts des niederländischen Versicherers Aegon, heißt es. Dieser Deal war lange durch ein Veto Ungarns blockiert gewesen, hier gab es erst kürzlich eine Einigung: Demnach erwirbt die ungarische Staatsholding Corvinus für 350 Mio. Euro eine 45-prozentige Beteiligung an den ungarischen VIG-Gesellschaften. Der gesamte, im November 2020 verkündete, Deal sah den Erwerb des Versicherungsgeschäft der Aegon in Ungarn, Polen, Rumänien und der Türkei durch die VIG für 830 Mio. Euro vor.

Ukraine-Krieg schmerzt vorallen "menschlich

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hält die Vienna Insurance Group (VIG) vor allem in menschlicher Hinsicht in Atem. Der börsennotierte Konzern sprach am Dienstag bei der Bilanzpräsentation von einer "dramatischen Situation", die "tief betroffen" mache. In der Ukraine nimmt die VIG mit 1.400 Mitarbeitern 100 Mio. von 11 Mrd. Euro Konzernprämie ein. Im Jahr macht man dort 10 Mio. Euro Gewinn, das Exposure beträgt 60 Mio. Euro, in Russland 220 Mio. Euro.

Die 220 Mio. Euro beziehen sich auf die Kapitalveranlagung der gesamten VIG-Gruppe und betrifft laut Finanzvorständin Liane Hirner russische Staatsanleihen und Corporate Bonds, die vor allem von Wien aus veranlagt seien. Es handle sich um weniger als ein Prozent der VIG-Kapitalanlagen, "ein Ausfall wäre gut zu verkraften". Ende 2021 verfügte der Konzern über 37,3 Mrd. Euro Kapitalanlagen. In der Ukraine gehe es um 60 Mio. Euro Investments, der mögliche Maximalverlust wären 55 Mio. Euro Net Assets.

Als "dramatisch" bezeichnete Vize-Konzernchef Hartwig Löger im Bilanzpressegespräch die Situation, die Bilder und die Nachrichten aus der Ukraine. Seit 2004 habe die VIG dort das Geschäft aufgebaut. Man sei mit drei Gesellschaften, die im Vorjahr 108 Mio. Euro Prämie erzielten, mit sieben Prozent Marktanteil die Nummer 3 in dem Land. Im Schnitt der letzten drei Jahre habe man jährlich 10 Mio. Euro Gewinn in der Ukraine gemacht, sagte Löger, der die positiv auf Corona getestete Konzernchefin Elisabeth Stadler vertrat.

In der Früh hatte Stadler in einer Aussendung erklärt, der Krieg in der Ukraine "macht uns tief betroffen". Mit großer Sorge müsse man beobachten, dass heute Menschen in einem europäischen Land der Gefahr um Leib und Leben ausgesetzt seien. Löger berichtete von einer Solidaritätswelle ab Kriegsbeginn innerhalb der Gruppe, ausgehend von Polen, wo schon an die 200 Familien von Mitarbeiterinnen aus der Ukraine versorgt und untergebracht seien. Ähnliche Aktivitäten gebe es in Tschechien, Ungarn, Rumänien und Moldawien. Es gebe "eine unglaubliche solidarische Unterstützung" auf allen Ebenen. "Wir gehen davon aus, dass wir hier weiter aktiv werden müssen", so Löger: "Wir hoffen, dass dieses schreckliche, dramatische Ereignis bald ein Ende finden kann."

Die Krise werde direkte und viele indirekte Auswirkungen haben, dessen sei man sich in der VIG bewusst, sagte der Vize-Chef. Wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten und etwaigen Volatilitäten durch die Kriegssituation in der Ukraine sei ein Ausblick auf 2022 schwierig, hatte schon Stadler betont. Auch die noch anhaltende Pandemie, die Inflation, hohe Rohstoffpreise, Probleme bei den Lieferketten und Ressourcenknappheit könnten zu erhöhten Risiken führen und die VIG-Märkte entsprechend beeinträchtigen.

Die Vienna Insurance Group-Aktie sank an der Wiener Börse zunächst, zum Handelsende ging es aber 3,39 Prozent auf 21,35 Euro nach oben.

APA

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Bildquelle: Vienna Insurance Group,Vienna Insurance Group / Robert Newald

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