Trotz höherer Erlöse |
28.07.2016 14:35:00
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Verbund mit unerwartet starkem Gewinnrückgang - weiteres Sparpaket
Von der APA befragte Analysten hatten im Schnitt mit 24 Prozent weniger EBIT und einem Rückgang von 16 Prozent beim Nettoergebnis gerechnet. Belastet war das Halbjahr u.a. durch Wertminderungen bei den rumänischen Windparks, dem Gas-Kombikraftwerk Mellach und den Laufwasserkraftwerken Gössendorf und Kalsdorf, während es im gleichen Vorjahreszeitraum positive Einmaleffekte gegeben hatte.
Bereinigt um Einmaleffekte wäre das Konzernergebnis um 7,9 Prozent auf 173,9 Mio. Euro gestiegen, das bereinigte EBITDA um 1,8 Prozent auf 450,2 Mio. Euro, so der Verbund am Donnerstag; tatsächlich sank das EBITDA wegen des schwierigen Energiewirtschafts-Rahmens prognosekonform um 8,0 Prozent auf die 450,2 Mio. Euro.
Fürs Gesamtjahr 2016 hatte der Verbund seine Erwartungen erst am 18. Juli angehoben - auf rund 270 Mio. Euro beim Konzernergebnis und auf rund 840 Mio. Euro beim EBITDA. Die Umsatzerlöse konnte der Verbund im Halbjahr um 3,9 Prozent auf 1,461 Mrd. Euro steigern, die Analysten hatten nur marginal höhere Erlöse erwartet.
Verbund mit 90 Millionen Euro Impairments bis Juni
Im ersten Halbjahr resultierten beim Verbund die Wertminderungen in Höhe von insgesamt 90,4 Mio. Euro im wesentlichen aus Impairments der Windparks in Rumänien (57,2 Mio. Euro), der Laufwasserkraftwerke Gössendorf und Kalsdorf (16,5 Mio. Euro) und des zum Verkauf gestellten Gas-Kombikraftwerks Mellach (15,5 Mio. Euro), heißt es im Halbjahresbericht. Mellach produzierte heuer um 40 GWh mehr Strom.Die Eigenerzeugung des Verbund lag im Halbjahr mit 15.886 GWh um 7,7 Prozent unter dem Vorjahresvergleich. Die Wasserkraft-Erzeugung sank wegen einer etwas schlechteren Wasserführung (0,99 - um 4 Prozentpunkte tiefer als ein Jahr davor) um 3,9 Prozent auf 14.846 GWh; Wärmekraft lieferte mit 602 GWh um 53,8 Prozent weniger. Bei Wind/Sonne betrug der Rückgang 7,5 Prozent auf 438 GWh, Gründe waren ein geringeres Windaufkommen in Rumänien sowie Betriebseinschränkungen in Deutschland. Samt Fremdbezug Handel und Vertrieb (12.496 GWh, +44,2 Prozent) sowie Verlust- und Regelenergie machte die Stromaufbringung 29.961 GWh aus (+7,7 Prozent).
Der schwierige energiewirtschaftliche Rahmen spiegelt sich laut Verbund in gesunkenen durchschnittlichen Absatzpreisen - wiewohl sich die Großhandelspreise für Strom an Europas Märkten im 2. Quartal gegenüber dem 1. Quartal leicht erholten. Die Marktbedingungen seien aber "weiterhin herausfordernd und setzen die europäischen Stromerzeuger weiterhin stark unter Druck", verweist der Konzern auf wachsende Stromerzeugungskapazitäten (v.a. aus geförderten Erneuerbaren), eine schwache Stromnachfrage infolge der verhaltenen Konjunktur und auf Energieeffizienzmaßnahmen, die greifen würden. Die für heuer maßgeblichen Preise für Strom-Future-Kontrakte (Frontjahr-Base 2016, gehandelt 2015) lagen per 30.6. mit im Schnitt 31,0 Euro je MWh um 11,8 Prozent unter dem Vorjahresniveau, so der Verbund; die Spotmarktpreise (Base) sanken um 17,1 Prozent auf 25,0 Euro/MWh.
Der Stromabsatz des Verbund legte im Halbjahr um 9,7 Prozent auf 28.406 GWh zu. Der Absatz an Endkunden kletterte um 25,8 Prozent auf 5.601 GWh, an Weiterverteiler um 8,9 Prozent auf 13.106 GWh und an Händler um 3,2 Prozent auf 9.699 GWh. Die Hälfte des Stroms setzte der Verbund in Österreich ab (14.293 GWh, +7,0 Prozent), außerdem u.a. 11.037 GWh in Deutschland (+5,4 Prozent), 2.671 GWh in Frankreich und 230 GWh in Rumänien.
Der Personalstand lag im Halbjahr mit im Schnitt 2.940 Personen um 5,1 Prozent niedriger als ein Jahr davor (3.099). Zur Stärkung des Free Cash Flow und zur weiteren Entschuldung hat der Verbund kürzlich ein neues Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramm vorgelegt. Darin enthalten ist - neben Aufwandsreduktionen und Steigerungen der Effizienz - auch eine weitere Senkung der Zahl der Stellen um rund 175 bis zum Jahr 2020.
Beim Personal- und sonstigen betrieblichen Aufwand behalte man im wesentlichen das Kostenniveau 2015 bis zum Jahr 2019 bei, hieß es Mitte Juli. Zudem werden die Wachstums- und Instandhaltungsinvestitionen für 2016 bis 2019 von 1,5 auf 1,0 Mrd. Euro reduziert. Begleitend wurde wie berichtet eine Reduktion der Ausschüttungsquote für das Geschäftsjahr 2016 von rund 50 auf 30 Prozent des bereinigten Konzernergebnisses beschlossen. Somit würde, so eine fiktive Rechnung, für 2016 trotz erhöhter Gewinnprognose weniger ausgeschüttet werden - rund 87 statt rund 115 Mio. Euro.
Verbund sieht weiter Strompreisverfall, kürzt Jobs und Investitionen
Der Verbund muss wegen des Strompreisverfalls weiter sparen: Weitere Jobs werden bis Ende des Jahrzehnts gestrichen, Investitionen gekürzt. Es handle sich um ein Gesamtpaket zur Stärkung des Ertragskraft sowie des Free Cashflow und damit der Verschuldung, betonte der Vorstand am Donnerstag bei der Halbjahres-Pressekonferenz. 2017 wird ein weiterer Absatzpreis-Rückgang erwartet.Bis 2020 werden weitere 175 Stellen abgebaut, hatte der Verbund bereits vor zehn Tagen anlässlich der Anhebung der Ergebnisprognose für 2016 bekanntgegeben. Rund zwei Drittel des zusätzlichen Stellenabbaus würden relativ bald 2017/18 erfolgen, so Verbund-Chef Anzengruber heute. Er betonte, dass der Stellenabbau sozialverträglich erfolge. Insgesamt fallen beim Verbund damit im Zeitraum 2013 bis 2020/21 rund 800 Stellen weg. Im ersten Halbjahr beschäftigte der Verbund 2.940 Mitarbeiter, um 5,1 Prozent weniger als im Jahr davor. Das Effizienzprogramm werde erweitert und sei eine Ergänzung zum bereits bestehenden Programm. Als Ziel gibt der Verbund ein Halten des Kostenniveaus (Personal und sonstiger betrieblicher Aufwand) von 2015 bis ins Jahr 2019 an.
Die Investitionen werden im Zeitraum 2016 bis 2019 um eine halbe Milliarde auf rund 1 Mrd. Euro gekürzt. Die Wachstumsinvestitionen werden nun mit rund 400 Mio. Euro angegeben, die Instandhaltungsinvestitionen mit rund 560 Mio. Euro.
Bei den Großhandels- und Absatzpreisen für Strom sieht der Verbund kurzfristig keine Erholung. Der durchschnittliche Absatzpreis lag 2015 noch bei 35 Euro je Megawattstunden (MWh), im ersten Halbjahr waren es 30,7 Euro/MWh. Für 2017 geht der Verbund von einem weiteren Absinken auf 28,7 Euro/MWh aus. Und auch 2018 müsse man damit rechnen, dass die Strompreise im schwierigen Umfeld weiter sinken könnten, so Finanzvorstand Peter Kollmann. Eine Veränderung des durchschnittlichen Absatzpreise um 1 Euro/MWh verändert das Verbund-Ergebnis (EBITDA/Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) um plus/minus 25 Mio. Euro. Eine Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone würde laut Verbund wohl zu höheren Preisen in der kleineren Zone führen.
Als Gründe für die Erhöhung der Gewinnprognose für 2016 nannte Kollmann heute Verbesserungen im Stromgeschäft, ein höheres Ergebnis im Netzbereich, Kosteneinsparungen wegen bereits erfolgter Restrukturierungsmaßnahmen, flexible Produkte sowie eine Reduktion bei den thermischen Verlusten. Die geplante Reduktion der Ausschüttungsquote von 50 auf 30 Prozent des bereinigten Konzernergebnisses sei im Zusammenhang mit dem Gesamtpaket und ziele auf den Free Cashflow sowie die Schuldenreduktion. Zu einer möglichen Satzungsänderung zur Dividende sagte Anzengruber, eine solche werde diskutiert.
Der Verbund setzt verstärkt auf Dienstleistungen und Kooperationen. Neben der gestern bekanntgegebenen Sechs-Jahres-Kooperation mit der voestalpine wies Anzengruber heute unter anderem darauf hin, dass Verbund der erste österreichische Kooperationspartner von Tesla Energy Power Wall sei und auch mit Kommunen zusammenarbeitet. Der E-Mobilitätsanbieter Smatrics, eine gemeinsame Tochter mit Siemens, hat österreichweit bereits 400 Ladestationen, davon 200 Highspeed.
sp/gru
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