08.03.2017 13:56:00

Verbund: Mellach-Prüfung in den nächsten Tagen abgeschlossen

Der börsennotierte Stromkonzern Verbund prüft für das Gaskraftwerk im steirischen Mellach derzeit noch alle Optionen. Die Prüfung soll in den nächsten Tagen abgeschlossen werden. Eine Entscheidung, ob oder wie eine eventuelle Verkaufsoption zum Tragen komme oder nicht, werde noch vor der am 5. April stattfindenden Hauptversammlung bekanntgegeben, kündigte Konzernchef Wolfgang Anzengruber an.

Derzeit sei die Analysephase noch nicht abgeschlossen. Es seien aber im vergangenen Jahr alle offenen Themen im Zusammenhang mit dem Gas-Kombi-Kraftwerk Mellach bereinigt worden, es bestehe kein Risiko mehr für die Zukunft. Beim Kraftwerksstandort Mellach herrschten nun ein vernünftiges Einvernehmen und eine gute Basis für die weitere Entwicklung. Das Steinkohlekraftwerk werde voraussichtlich früher als im bisher geplanten Jahr 2020 geschlossen, so Anzengruber am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz. Das Gaskraftwerk in Mellach habe in den ersten zwei Monaten des Jahres zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit beigetragen, es müssten aber auch die Kosten berücksichtigt werden, so Anzengruber. Der Verbund bekennt sich zur CO2-freien Stromerzeugung. Aktuell sei die Erzeugung bereits zu 96 Prozent CO2-frei, so Anzengruber.

Die Talfahrt der Stromgroßhandelspreise hat sich auch im vergangenen Jahr fortgesetzt. Dies habe durch höhere Wasserführung als im Jahr davor, durch weitere Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen kompensiert werden können, so dass die Ergebnisse gesteigert wurden, so der Verbund-Vorstand. Die Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung führten zu nachhaltigen Verbesserungen im Konzern, betonte Finanzvorstand Peter Kollmann. Der Wasserkraft-Erzeugungskoeffizient lag im Vorjahr mit 1,00 genau im langjährigen Mittel, 2015 waren es nur 0,93 Prozent. Der durchschnittliche Strompreis lag 2016 bei 31 Euro je Megawattstunde (MWh), 2015 waren es noch 35 Euro. Eine Veränderung bei den Großhandelspreisen um 1 Euro/MWh wirkt sich im Konzernergebnis mit 4,4 Mio. Euro (Erneuerbare Erzeugung) aus, eine 1-prozentige Veränderung bei der Wasserkrafterzeugung mit 4,9 Mio. Euro.

Die Verschuldung habe der Verbund innerhalb von zwei Jahren um fast 1 Mrd. Euro reduziert, so Kollmann. Der Free Cashflow vor Dividende stieg 2016 im Vergleich zu 2015 um 5,3 Prozent auf 580,7 Mio. Euro. An Dividende werden für das Vorjahr 29 Cent (nach 35 Cent) je Aktie vorgeschlagen, das entspricht einer 30,9-prozentigen Ausschüttungsquote auf das bereinigte Konzernergebnis. Insgesamt werden an die Aktionäre etwas mehr als 100 Mio. Euro ausgeschüttet. Mehrheitseigentümer des Verbund ist mit 51 Prozent die Republik Österreich. Zur Kürzung erklärte der Vorstand, der Verbund habe zahlreiche Maßnahmen ergriffen, wie Kostenreduktionen, Effizienzsteigerungen und auch die Maßnahmen auf der thermischen Seite. Es sei um die Stärkung des Unternehmens gegangen, um Schuldenreduktion und die Kraft, sich den Herausforderungen der Zukunft stellen zu können. Der Verbund habe noch nie Verluste geschrieben, betonte Anzengruber.

Für heuer wird ein EBITDA von rund 800 Mio. Euro erwartet, zum Teil wegen der Strompreise sowie leichten Rückgängen bei den Flexibilitätsprodukten und des Beitrags der Verbund-Netztochter APG.

Investiert hat der Verbund im Vorjahr in der Erzeugung unter anderem in Windparks und Effizienzsteigerungen bestehender Kraftwerke, eröffnet wurde Anfang Oktober das Pumpspeicherkraftwerk Reißeck II. Ein "teures Nebengeräusch" bei den Investitionen seien Ökologisierungsmaßnahmen mit 280 Mio. Euro Investitionen bis 2025. So hat der Verbund beispielsweise beim oberösterreichischen Kraftwerk Ottensheim-Wilhering die längste Fischwanderhilfe Europas gebaut.

Zukunftsweisende Innovationsprojekte für den Verbund, den es heuer seit 70 Jahren gibt, sieht Anzengruber unter anderem in Wasserstoffkooperationen wie mit der voestalpine, Elektromobilität und - angesichts immer stärkerer Dezentralisierung der Stromerzeugung - in "smarten" Netzen.

(Schluss) itz/sp

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