Gewinnverluste |
30.07.2020 18:10:00
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Verbund im Halbjahr mit weniger Gewinn - Verbund-Aktie leicher
Für das Gesamtjahr wird nun ein leicht höherer Konzerngewinn erwartet als zuletzt, beim EBITDA wurde die untere Schwelle angehoben.
Das Geschäftsmodell habe sich bewährt, so der Verbund. Der Fokus auf die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, der Ausbau des österreichischen Hochspannungsnetzes, die Fokussierung der Downstream-Aktivitäten sowie der Aufbau neuer innovativer Geschäftsfelder hätten einen wesentlichen Beitrag geleistet. Die strenge finanzielle Disziplin in den Vorjahren habe dazu geführt, dass der Verbund über eine hohe Widerstandsfähigkeit verfüge und heute somit in einem etwas schwächeren und volatileren wirtschaftlichen Umfeld eine weiterhin gute Performance erzielen könne.
Die Wasserführung war im Halbjahr niedriger. Der Erzeugungskoeffizient der Laufwasserkraftwerke betrug 0,95 und lag damit um 5 Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt und um 16 Prozentpunkte unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Die Erzeugung in den Speicherkraftwerken ist gestiegen.
Positiv auf das Ergebnis hätten sich die im relevanten Absicherungszeitraum gestiegenen Terminmarktpreise ausgewirkt. Die Spotmarktpreise seien - insbesondere bedingt durch die Auswirkungen der Covid-19-Krise - deutlich rückläufig gewesen, heißt es in der heutigen Mitteilung. Einmaleffekte habe es im Wesentlichen Wertminderungen im Kraftwerksbereich aufgrund der gestiegenen Kapitalkosten sowie der Bewertung einer Anteilsrückgabeverpflichtung betreffend das Donaukraftwerk Jochenstein gegeben. Das um Einmaleffekte bereinigte Konzernergebnis sei mit 301,0 Mio. Euro um 11,6 Prozent unter dem Wert der Vorjahresperiode gelegen. Der Umsatz sank um 14,1 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro.
Für das Gesamtjahr erwartet der Verbund auf Basis einer durchschnittlichen Eigenerzeugung aus Wasser- und Windkraft im zweiten Halbjahr sowie der Chancen- und Risikolage ein EBITDA zwischen 1,15 und 1,25 Mrd. Euro. Bei der Ergebnisveröffentlichung zum ersten Quartal war eine Bandbreite von 1,09 bis 1,25 Mrd. Euro angegeben worden. Die Prognose für das Konzernergebnis liegt nun zwischen rund 510 und 570 Mio. Euro, nach zuletzt rund 470 bis 560 Mio. Euro. Die geplante Ausschüttungsquote für 2020 liege zwischen 40 und 50 Prozent des um Einmaleffekte bereinigten Konzernergebnisses zwischen rund 500 und 560 Mio. Euro, so der Verbund heute.
Verbund kommt gut durch Krise - Gerüstet für Investitionsprogramm
Der börsennotierte Verbund-Stromkonzern spürt die Coronakrise kaum in seinen Gewinnzahlen und kann seine Investitionen ohne Einschränkung fortsetzen. Dafür habe man ausreichend Reserven, wolle aber gesetzliche Erleichterungen, hieß es am Donnerstag. Trotz deutlich geringerer Wasserführung fielen die Ergebnisse bis Juni nur wenig geringer aus, der Jahresausblick wurde leicht nach oben gesetzt.
Der Konzerngewinn sank im ersten Halbjahr um 8,2 Prozent auf 310,4 Mio. Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 6,8 Prozent auf 639,0 Mio. Euro. Der Umsatz ging um 14,1 Prozent auf 1,714 Mrd. Euro zurück. Die Wasserführung war beim Verbund von Jänner bis Juni niedriger. Der Erzeugungskoeffizient der Laufwasserkraftwerke betrug 0,95 und lag damit um 5 Prozentpunkte unter dem langjährigen Schnitt und 16 Prozentpunkte unter dem Vergleichswert des Vorjahres.
Für das Gesamtjahr erwartet der Verbund auf Basis einer durchschnittlichen Eigenerzeugung aus Wasser- und Windkraft im zweiten Halbjahr sowie der Chancen- und Risikolage ein EBITDA zwischen 1,15 und 1,25 Mrd. Euro. Zur Erstquartals-Ergebnisveröffentlichung war eine Bandbreite von 1,09 bis 1,25 Mrd. Euro genannt worden. Die Prognose für das Konzernergebnis liegt nun zwischen rund 510 und 570 Mio. Euro, nach zuletzt rund 470 bis 560 Mio. Euro. Die geplante Ausschüttungsquote für 2020 liege zwischen 40 und 50 Prozent des um Einmaleffekte bereinigten Konzernergebnisses zwischen rund 500 und 560 Mio. Euro, so der Verbund heute.
"Wir sind bisher gut durch die Krise gekommen", sagte Anzengruber - und man habe auch die Kraft für Investitionen. Dafür seien aber Unterstützungen bei den Rahmenbedingungen nötig, etwa durch das überfällige Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) oder das in der Zielgerade befindliche Investitionsprämiengesetz, sagte Generaldirektor Wolfgang Anzengruber vor Journalisten. Auch eine CO2-Bepreisung in Österreich für die nicht dem Zertifikatehandel unterworfenen Bereiche (Verkehr, Mobilität, Wärme), in Deutschland schon auf Schiene, wäre hilfreich, zudem sollte im Emissionshandel (ETS) der CO2-Mindestpreis sukzessive ansteigen.
Der Verbund will 2 Mrd. Euro im Zeitraum 2019-2021 investieren, bei passenden Bedingungen "sind wir bereit, das zu erhöhen", sagte Anzengruber im Halbjahrespressegespräch. Aktuell wird das Geld vor allem in Wasserkraftwerks-Ausbauten gesteckt, vornehmlich Effizienzsteigerungen. So baut der Verbund etwa in Bayern das seit 100 Jahren bestehende Innkraftwerk Jettenbach-Töging bis 2022 für rund 250 Mio. Euro von 85 auf 118 MW Leistung aus.
Anzengruber und Finanzvorstand Peter Kollmann betonten, der Verbund habe die Kraft, seine geplanten Investitionen durchzuführen. Durch Maßnahmen in der Vergangenheit habe man, so Kollmann, ein "hervorragendes Immunsystem - wir brauchen keinen Impfstoff. Da haben wir sehr viele Reserven." Die Nettoverschuldung sei in den vergangenen fünf Jahren gesenkt worden, auch heuer, bis Juni auf 2,13 Mrd. Euro. Die Finanzschulden würden dabei nur mehr eine Milliarde ausmachen, der geringste Wert der letzten 15 Jahre. Dass man auch optimistisch in die Zukunft blicke, zeige der etwas nach oben eingeengte Ergebnisausblick.
Zum Marktpreis für Strom hoffen Anzengruber und Kollman, dass er bleibt wie er ist oder noch etwas steigt. Im ersten Halbjahr sind die Spotmarktpreise um 36 Prozent auf 26,1 Euro pro Megawattstunde (MWh) gesunken, in Deutschland sogar um 39 Prozent auf 23,4 Euro. Gleichzeitig gab es bis Juni in beiden Ländern um rund 50 Prozent mehr Stunden mit negativen Strompreisen, in Österreich 86 (nach 59) und in Deutschland 212 (nach 142). Die Stromnachfrage liegt aktuell noch rund 10 Prozent niedriger.
Die Future-Preise für kommendes Jahr (2021), die in der zweiten März-Hälfte, am Höhepunkt des Corona-Lockdown, um 15 Prozent eingebrochen waren, haben schon fast wieder das Vorkrisen-Niveau erreicht. "Die Wirtschaft erwartet offenbar eine Erholung", schließt Anzengruber daraus. Noch stärker sei der Return bei den CO2-Preisen, die im März um 38 Prozent abgesackt waren und nun mit 22 bis 27 Euro/Tonne auf Vorkrisen-Höhe seien. Auch höhere CO2-Notierungen erhöhen den Strompreis. Eine echte preisliche Erholung erwarte man aber erst 2023 - auch Kohle, Gas und Angebot/Nachfrage spielen da mit hinein, so Kollmann.
Der Verbund selbst hat sich für heuer für 88 Prozent seines Stromabsatzes einen Preis von 45,4 Euro/MWh gesichert (nach 39,0 Euro im Vorjahr), nur für 12 Prozent sei man den Preisentwicklungen des Marktes ausgesetzt, sagte Kollmann. Für diesen Rest rechne man mit einem Marktschnitt von 44,9 Euro/MWh. Für 2021 hat man bereits 43 Prozent für 44,8 Euro/MWh unter Dach und Fach.
Seine Eigenerzeugung verkauft der Verbund zu 80 Prozent über Terminmärkte, zu 20 Prozent über Spotmärkte. Bis Juni sank die Eigenproduktion um 8,6 Prozent auf 16.182 GWh, dabei in der Wasserkraft um 10,2 Prozent auf 14.992 GWh. Gleich blieb sie mit 515 GWh aus Windkraft. Die Wärmekraft-Strommenge stieg wegen der Netzstützung durch Mellach um ein Drittel auf 676 GWh. Die Gesamtaufbringung des Verbund lag bei 32.964 GWh (-2 Prozent), inklusive 14.989 GWh (-5 Prozent) Fremdbezug Handel und Vertrieb.
Den Covid-19-Lockdown bekam der Verbund im ersten Halbjahr bei Industriekunden mit 2 Mio. Euro negativen Ergebniseffekten zu spüren, geht aus dem Halbjahresbericht hervor. Es kam zudem zu Mengenverschiebungen von Gewerbe- zu Haushaltsmengen. Bei Gewerbekunden sei es Covid-bedingt bis 30.6. zu einem Anstieg der überfälligen Forderungen gekommen. Für Haushalts- und Gewerbekunden galt bis 30.6. der freiwillige Branchenverzicht auf Abschaltungen und Betreibungen, seit 1.7. nicht mehr. Die Kundendisziplin sei aber sehr gut gewesen, hieß es heute, es habe keine extremen Ausfälle oder Aufschübe gegeben. Der Verbrauchsrückgang gehe jetzt Richtung nur noch 5 bis 6 Prozent Minus, das Vorkrisen-Niveau werde heuer nicht mehr erreicht.
Seine Stromnetze baut der Verbund emsig weiter aus. Trotz Coronakrise seien die Projekte in Bau, "mit einigen Nebengeräuschen", verwies Anzengruber auf die anhaltenden Proteste zur 380-kV-Salzburg-Leitung in einigen Salzburger Gemeinden. Die neuen bzw. verstärkten Leitungen hätte man eigentlich schon "vorgestern" gebraucht. Denn Redispatch - Eingriffe ins System, um die Balance in den Netzen aufrecht zu erhalten - sei heuer im ersten Halbjahr bereits an 128 Tagen erforderlich gewesen.
Für kalorische Kraftwerks-Reservekapazitäten, wie sie der Verbund mit Gas im steirischen Mellach vorhält, wünscht sich der Verbund-Chef möglichst bald Klarheit über eine Fortsetzung der im September 2021 auslaufenden Regelung. Gebe es die nicht rechtzeitig, werde es in Österreich wohl auch die Kapazitäten zur Aufrechterhaltung der Netzsicherheit nicht geben. Ein Vertrag für lediglich ein Jahr sei zu wenig, der Verbund plädiere für eine drei- bis fünfjährige Regelung, so Anzengruber.
In Deutschland würden sogar eigens Gaskraftwerke für das Engpassmanagement mit einer 10-jährigen Abschreibungsdauer gebaut. "So eine Regelung wie in Deutschland hätten wir in Österreich auch gern", sonst sei fraglich, ob überhaupt noch jemand in Reservekapazitätsanlagen investiere, sagte Anzengruber in seiner wohl letzten Verbund-Ergebnispressekonferenz - denn mit Jahreswechsel wird er an der Spitze des Stromkonzerns von seinem Vize Michael Strugl abgelöst.
Gestiegen sei - wegen der höheren Systemvolatilität aufgrund des Erneuerbaren-Ausbaus - der Bedarf an Flexibilitätsprodukten (wie Regelreserve und Engpassmanagement), berichtete CFO Kollmann. Hier habe der Verbund einiges anzubieten. Voriges Jahr habe man mit Flexibilitätsprodukten 119 Mio. Euro erlöst, für heuer lautet die Guidance auf 110 Mio. Euro.
Für die Verhandlungen mit dem Öl- und Gaskonzern OMV über einen Erwerb von 51 Prozent der OMV-Tochter GasConnect geht Anzengruber "davon aus, dass wir in diesem Jahr ein Finale finden". Auch OMV-Chef Rainer Seele hatte diese Woche - am Mittwoch zum Halbjahresbericht - erklärt, er rechne noch für heuer mit dem Abschluss eines Deals. Der Verbund hatte Mitte Juni ein verbindliches Angebot für 51 Prozent der Anteile gelegt. Für den GasConnect-Zukauf könnte der Verbund auch Anleihen begeben, schloss Finanzvorstand Kollmann nicht aus: "Unser Zugang zum Kapitalmarkt ist intakt."
In Sachen der vom Kartellgericht kürzlich abgewiesenen Klage von Verbund, voestalpine und Papierindustrie gegen das "Aus" für die früher gemeinsame deutsch-österreichische Strompreiszone behält sich der Verbund weitere wettbewerbsrechtliche Schritte auf europäischer Ebene vor, wie Anzengruber sagte. Eventuell komme man dazu ja in eine Verhandlungsposition. Man sei nach wie vor der Meinung, dass die Auftrennung ungerechtfertigt sei und an der physikalischen Realität vorbeigehe. Das Kartellgericht hatte die deutsche Netzgesellschaft TenneT als zu Unrecht beklagt erkannt, weil diese auf behördlichen Auftrag hin gehandelt habe.
Die Aktie des Verbunds drehte im Handelsverlauf ins Minus und schloss in Wien 1,08 Prozent tiefer bei 44,14 Euro.
(Schluss) itz/cri
APA
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