Mehr Dividende |
14.03.2018 15:01:00
|
Verbund-Gewinn 2017 nach Einmaleffekten gesunken
Das berichtete Konzernergebnis sank um 29 Prozent auf 301,4 Mio. Euro. Das EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) ging um 11,7 Prozent auf 922,3 Mio. Euro zurück. Diese Effekte resultierten vor allem aus Wertminderungen bzw. Wertaufholungen im Kraftwerksbereich, aus dem Verkauf von Anteilen an der E-Mobilitätstochter Smatrics GmbH & Co KG sowie der Bewertung einer Anteilsrückgabeverpflichtung für das Kraftwerk Jochenstein. Im EBITDA wurden 2017 positive Einmaleffekte von 22,7 Mio. Euro verzeichnet, nach 149,7 Mio. Euro 2016. Im Konzernergebnis gab es negative Einmaleffekte von 53,1 Mio. Euro, nach positiven von 98,5 Mio. Euro 2016.
Bereinigt um die Einmaleffekte stieg das EBITDA um 0,6 Prozent auf 899,7 Mio. Euro, das bereinigte Konzernergebnis erhöhte sich um 8,8 Prozent auf 354,5 Mio. Euro. Ausgewirkt hätten sich vor allem deutlich höhere Erlöse aus Flexibilitätsprodukten (vorwiegend aus dem Engpassmanagement), die thermische Restrukturierung und die Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme der vergangene Jahre. Negative Effekte kamen von der Wasserführung, den etwas niedrigeren Absatzpreisen bei der Wasserkraft-Eigenerzeugung sowie einem deutlich niedrigeren Ergebnis aus dem Netz. Der Erzeugungskoeffizient von 0,99 war gegenüber 2016 (1,00) stabil.
Die Ausschüttungsquote bezogen auf das berichtete Konzernergebnis beträgt 48,4 Prozent, bezogen auf das um Einmaleffekte bereinigte Konzernergebnis 41,2 Prozent.
Für das laufende Geschäftsjahr 2018 erwartet der Verbund auf Basis einer durchschnittlichen Wasserkrafterzeugung ein EBITDA von rund 850 Mio. Euro und ein Konzernergebnis von rund 300 Mio. Euro. Die Ausschüttungsquote sei zwischen 40 und 45 Prozent bezogen auf das bereinigte Konzernergebnis geplant, teilte der Verbund im Vorfeld der Bilanzpressekonferenz mit.
Mellach brachte Verbund viel Geld, aber auch schlechtere CO2-Bilanz
Ein kräftiger Zuwachs der kalorischen Stromerzeugung aus dem steirischen Gas-Kombi-Kraftwerk Mellach hat dem Verbund voriges Jahr viel Geld gebracht, aber auch die CO2-Bilanz des größten heimischen Stromkonzerns verschlechtert. Zur Absicherung der Versorgung wurde Mellach mehr als doppelt so stark eingesetzt. Die Verbund-Jahresergebnisse wurden aufgefettet und Mellach in der Bilanz aufgewertet.
Das 840-MW-Gaskraftwerk Mellach erzeugte voriges Jahr 1,47 TWh Strom, 2,3-mal so viel wie 2016 bzw. mehr als 2015 und 2016 zusammen. Grund war der deutlich höhere Einsatz für das Engpassmanagement, für das - ebenso wie für andere Netzstabilisierungsmaßnahmen - im Vorjahr mehr getan werden musste. "Wir werden hochflexible Gaskraftwerke weiter brauchen", betonte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber am Mittwoch im Bilanzpressegespräch. Insgesamt werde man in ganz Österreich rund 3.000 MW installierte Leistung als "vernünftige langfristige langfristige" Netzreserve" benötigen, nach dem Muster des "Feuerwehr-Kraftwerks" Mellach. Zudem stünden für die Versorgungssicherheit noch die Pumpspeicherkraftwerke zur Verfügung, die binnen Minuten zuschaltbar seien. Der Verbund verfügt über 22 (Pump-) Speicherwerke mit 3.785 MW Leistung.
Aus Flexibilitätsprodukten, vor allem dem Engpassmanagement, lukrierte der Verbund 2017 mit 200 Mio. Euro um fast 70 Mio. Euro oder 56 Prozent mehr als 2016 - "ein signifikanter Beitrag zu unserem Ergebnis", sagte Finanzvorstand Peter F. Kollmann. Im Sommer hatte der Verbund fürs Gesamtjahr lediglich mit 166 Mio. Euro Beitrag aus flexiblen Produkten gerechnet. Für 2018 senkte man die Erwartung auf 130 Mio. Euro - ein normales Ausmaß, vor allem was das Engpassmanagement betreffe.
In der Verbund-Bilanz 2017 konnte das Gaskraftwerk Mellach durch den Mehreinsatz spürbar aufgewertet werden, laut Kollmann um 29 Mio. Euro im dritten und um 30 Mio. Euro im vierten Quartal. Damit habe sich der Buchwert auf 95 Mio. Euro erhöht. Auf den Tag genau vor einem Jahr hatte der Verbund entschieden, Mellach nicht zu verkaufen, sondern selbst weiterzubetreiben. So stehe Mellach nun als "eine Feuerwehr zur Stabilisierung" zur Verfügung, sagte Generaldirektor Anzengruber, lebe von den Engpass-Abrufen und sei nicht in der Grundlast enthalten, obwohl ursprünglich für die Grundversorgung gebaut.
Für das Gaskraftwerk Mellach wünscht sich Anzengruber schon lange mehrjährige Kontrahierungs-Vereinbarungen - sonst würden kalorische Blöcke geschlossen, hatte er im November gewarnt. Die jetzige Mellach-Kontrahierung läuft noch bis April, für den Sommer 2018 sei man gerade dabei, eine Lösung zu finden. Eine "Minimalperspektive" aus Sicht Anzengrubers wäre es aber, ein System gleich für fünf Jahre zu schaffen: "Wir müssen ja auch betriebswirtschaftlich rechnen", etwa was den Gaseinkauf betreffe.
Insgesamt kletterte die thermische Eigenstromerzeugung des Verbund voriges Jahr von 1,35 auf 2,23 Terawattstunden (TWh), bezieht man auch das mit Steinkohle betriebene Fernheizkraftwerk Mellach mit ein, dessen Stromerzeugung um 7,2 Prozent von 710 auf 761 GWh zulegte. Die Fernwärmeproduktion wuchs 2017 um 3,7 Prozent auf 943 GWh. Vertraglich liefert der Verbund der Steirischen Gas-Wärme GmbH Fernwärme für den Großraum Graz. Die durchschnittliche zeitliche Verfügbarkeit der beiden Mellach-Kraftwerke (Gas und Kohle) stieg im Mittel auf 89,0 Prozent, nach 86,5 Prozent 2016.
Die CO2-Bilanz des Verbund hat sich 2017 durch den vermehrten thermischen Kraftwerkseinsatz um drei Prozentpunkte von 96 auf 93 Prozent verschlechtert, bezogen auf die gesamte Stromerzeugung. Das sei aber "kein Sündenfall", wie Anzengruber betonte, sondern vielmehr dem Bedarf für die Versorgungssicherheit geschuldet.
Verbund sieht Strompreis-Trendwende nach oben
Der Verbund, Österreichs größter Stromkonzern, sieht nach längerer Zeit der Abwärtsbewegung eine gewisse Erholung und Trendwende bei den Strom-Großhandelspreisen. 2018 will man ebenso viel Nettogewinn einfahren wie 2017. Das Vorjahr sei "trotz aller Schwierigkeiten und Verwerfungen am Markt ein gutes Jahr" gewesen, sagte Verbund-Generaldirektor Wolfgang Anzengruber am Mittwoch vor Journalisten.
Bei 4,2 Prozent Umsatzplus auf 2,913 Mrd. Euro und 301,4 Mio. Euro Konzerngewinn (-29 Prozent) erhöht man die Dividende kräftig auf 0,42 (nach 0,29) Euro je Aktie, weil das um Einmaleffekte bereinigte Ergebnis um 9 Prozent auf 355 Mio. Euro stieg. Der Konzern sei widerstandsfähiger geworden, betonte Finanzvorstand Peter F. Kollmann. Den Zinsaufwand habe man reduzieren können - nämlich um einen massiven Schuldenabbau um 1 Mrd. Euro binnen drei bzw. um 1,5 Mrd. Euro binnen fünf Jahren, und dies bei sinkendem Strompreis, "das ist eine enorme Leistung". Zudem habe man Kosten weiter gesenkt und Effizienz weiter erhöht. Im Schnitt zählte der Verbund voriges Jahr 2.819 Mitarbeiter, nach 2.923 davor.
Den - bereinigt - etwas höheren Konzerngewinn erklärte der CFO, trotz geringerer Preise und Mengenstagnation, primär mit den unerwarteten Zusatzerlösen aus Flexi-Produkten, etwa dem Engpassmanagement. Mit 200 Mio. Euro lukrierte der Verbund hier um fast 70 Mio. Euro oder 56 Prozent mehr als 2016. Im Sommer hatte man nur 166 Mio. Euro erwartet, für 2018 nun 130 Mio. Euro. Und in der Bilanz konnte das dafür eingesetzte Gas-Kombikraftwerk Mellach um 78 Mio. auf 95 Mio. Euro aufgewertet werden.
Für diese 840-MW-Anlage, "eine Feuerwehr zur Stabilisierung", wünscht sich der CEO eine 5-Jahres-Kontrahierungsvereinbarung. Die Gasanlage Mellach erzeugte 2017 mit 1,47 TWh um 130 Prozent mehr Strom. Insgesamt seien in Österreich wohl 3.000 MW an derartigen Anlagen zur Netzstabilisierung nötig. Die gesamte thermische Produktion des Verbund legte 2017 um 64 Prozent von 1,35 auf 2,23 TWh zu und verschlechterte damit die CO2-Bilanz des Konzerns bezogen auf die Gesamterzeugung von 96 auf 93 Prozent.
Die Verbund-Eigenerzeugung wuchs um 2,7 Prozent auf 32,9 TWh. Dabei sank die Erzeugung aus Wasserkraft um 0,4 Prozent auf rund 29,7 TWh zurück. Der Erzeugungskoeffizient der Laufwasserkraftwerke lag mit 0,99 um ein Prozent unter dem Vergleichswert 2016 und unter dem langjährigen Durchschnitt (1,00). Die Windstromproduktion legte um 14 Prozent auf 952 GWh zu, davon die Hälfte in Rumänien, je ein Viertel in Deutschland und Österreich. Der Stromabsatz stieg um 6,0 Prozent auf über 58,5 TWh. Die Zahl der Strom- und Gaskunden im Bereich Haushalte, Landwirtschaft und Gewerbe stieg um 55.000 auf 447.000.
Die Absatzpreise in der Eigenerzeugung sanken voriges Jahr weiter - im Schnitt von 31,0 auf 30,4 Euro je Megawattstunde (MWh), doch sehe man nun für heuer eine gewisse Trendwende, nämlichen einen Stopp der Abwärtsbewegung, und für 2019 sogar "potenziell signifikant höhere Strompreise", so Kollmann. Zwar gebe es bei den schon gehedgten drei Viertel des Gesamtabsatzes von heuer einen weiteren Preisrückgang von 30,4 auf 26,9 Euro/MWh, die noch offene Menge sehe man aber bei 29,4 Euro, also "nur" um einen Euro/MWh tiefer, "eine gewisse Trendwende." Bei den schon bepreisten Mengen für 2019 - 44 Prozent des Gesamtvolumens - sehe man jetzt schon 29,6 Euro/MWh, gegenüber den 26,9 Euro erzieltem Preis für 2018. Jeder Euro/MWh mehr bei Erneurbarer Erzeugung kann das Konzernergebnis um 3,9 Mio. Euro erhöhen, jedes Prozent mehr Wasserkrafterzeugung um 5,8 Mio. Euro. Sehr stark, zu 90 Prozent, hänge der Strompreis vom Kohlepreis ab - der habe sich vor allem durch China wieder stabilisiert, so Kollmann.
Mit der geplanten Auftrennung der gemeinsam deutsch-österreichischen Strompreiszone - des größten liquiden Markts in Europa - mit 1. Oktober d.J. will sich der Verbund weiter nicht abfinden, obwohl er sie nicht verhindern kann. In Kraft tritt dann eine "Grenzbewirtschaftung", eine künstliche Kapazitätsverknappung von 10.700 MW auf 4.900 MW. Diese Grenzkapazitäten würden versteigert, müssten also gekauft werden - mehr werde, ungeachtet der technischen Möglichkeiten, nicht zugelassen, so Anzengruber. Doch auch bisher liege das Volumen nur an 20 Prozent der Tage über 4.900 MW, an 80 Prozent darunter, relativierte Kollmann.
In Österreich werde der Strom durch die künstliche Verknappung an der Grenze teurer, das sei schon jetzt an den Börsen absehbar, so Anzengruber. Für 2019/20 sehe man für Österreich einen um drei Euro je MWh höheren Strompreis als in Deutschland. Bei 35 Euro aktuellem Großhandelsniveau entspreche das den 7 bis 8 Prozent Erhöhung, von denen am Montag auch der Regulator E-Control gesprochen hatte. "Es wird der Konsument zahlen", meinte der Verbund-Chef, über die Energiepreise. Freilich mache die Energiekomponente nur ein Drittel des Gesamtpreises aus. Doch auch die Netze würden erhebliche Investitionen erfordern, nicht nur im Übertragungs-, sondern auch im Verteilbereich. Der Netzentwicklungsplan 2017 sehe für die nächsten 10 Jahre 2,5 Mrd. Euro Investitionen vor. Für die nächsten drei Jahre plane der Verbund Investitionen von 1,1 Mrd. Euro, sagte Kollmann, v.a. in Erzeugung (Wasserkraft), aber auch Netz. 2017 wurden 231 (255) Mio. Euro investiert. Bei der Wasserkraft gehe es primär um die Erzeugung steigernde Maßnahmen, wie man etwa im Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug durch neue Maschinen um 77 GWh mehr heraushole.
Die E-Mobilität werde der Verbund mitbewältigen können. "Das ist machbar", selbst bei 100 Prozent elektrisch betriebenen Pkw in einigen Jahrzehnten werde der Strombedarf auf heutiger Basis lediglich um 13 Prozent zulegen, meinte Anzengruber. Die Dekarbonisierungsbemühungen für den Kälte- und Wärmebereich würden vergleichsweise "noch viel viel mehr Strom benötigen" als die E-Mobilität, sodass in Summe mit 30 bis 35 Prozent Strombedarfsanstieg zu rechnen sei.
Ob er sich neuerlich für eine Vorstandsfunktion bewerben werde - alle Verbund-Vorstandsverträge laufen Ende 2018 aus -, wollte Anzengruber am Mittwoch nicht sagen. Nur so viel: Das Unternehmen Verbund sei ein tolles Unternehmen, und es sei immer interessant, für so ein Unternehmen zu arbeiten. Ende April solle die Ausschreibung für die Chefetage des 51 Prozent der Republik Österreich gehörenden Konzerns in die Wege geleitet werden, das sei das Ergebnis der AR-Sitzung von Dienstag, so "Die Presse" online am Mittwoch; bei der konstituierenden AR-Sitzung nach der HV am 23. April solle die Ausschreibung beschlossen werden.
Durch die Neuordnung der deutschen Energieriesen E.ON und RWE sehe man erst einmal in einer ersten Phase keine Auswirkungen für Österreich, meinte Anzengruber, der von einer "organisatorischen Neuordnung", einer "Art Konsolidierung am deutschen Markt" sprach. Die beiden Konzerne würden eine Zeit lang jetzt einmal mit sich selbst beschäftigt sein.
Die Verbund-Aktie präsentierte sich nach 14.20 Uhr in einem etwas schwächeren Gesamtmarkt mit 3,59 Prozent im Plus bei 23,10 Euro.

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Weitere Links:
Nachrichten zu Verbund AGmehr Nachrichten
28.02.25 |
Zurückhaltung in Wien: ATX zum Ende des Freitagshandels im Minus (finanzen.at) | |
28.02.25 |
Angespannte Stimmung in Wien: ATX Prime präsentiert sich schlussendlich schwächer (finanzen.at) | |
28.02.25 |
Verbund-Aktie dreht ins Plus: Verbund stellt Verträge von Solarstrom-Einspeisern um (APA) | |
28.02.25 |
Wiener Börse-Handel ATX verbucht am Freitagnachmittag Verluste (finanzen.at) | |
28.02.25 |
Angespannte Stimmung in Wien: ATX Prime verbucht Abschläge (finanzen.at) | |
28.02.25 |
Wiener Börse-Handel ATX Prime notiert zum Start im Minus (finanzen.at) | |
28.02.25 |
Handel in Wien: ATX zeigt sich zum Handelsstart schwächer (finanzen.at) | |
27.02.25 |
ATX-Handel aktuell: ATX fällt am Mittag (finanzen.at) |
Analysen zu Verbund AGmehr Analysen
31.01.25 | Verbund verkaufen | Baader Bank | |
20.01.25 | Verbund verkaufen | Deutsche Bank AG | |
02.10.24 | Verbund verkaufen | Deutsche Bank AG | |
16.08.24 | Verbund Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
29.07.24 | Verbund Sell | Deutsche Bank AG |
Aktien in diesem Artikel
Verbund AG | 73,05 | 0,34% |
|