12.06.2015 14:56:00
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Verbund-Chef rechnet mit Strompreis-Anstieg Ende des Jahrzehnts
Voraussetzung für einen längerfristigen Anstieg der Strom-Großhandelspreise sei, dass sich die Parameter so wie erwartet ändern, von den deutschen Atomkraftwerks-Abschaltungen bis hin zu einem moderaten Wirtschaftswachstum. "Wenn die Wirtschaft weniger wächst oder es wieder mehr staatliche Eingriffe gibt, könnte es aber anders aussehen", meinte der Verbund-Chef. Die Endkundenpreise werden aus seiner Sicht "im Wesentlichen dort bleiben, wo sie sind". Ende März zählte der Verbund rund 333.000 Stromkunden.
"Ohne Wasserkraft geht es nicht", daher seien auch hier neue Investitionen nötig, obwohl sich heute in der E-Wirtschaft praktisch nur geförderte Projekte rechnen würden, etwa bei Erneuerbaren. Zwei Drittel des heimischen Stroms kommen aus Wasserkraft. Der Verbund erzeugt seine Elektrizität bereits zu 95 Prozent CO2-frei. Dort, wo sich etwa kleinere Vorhaben in der Wasserkraft nicht rechnen, sollte man den Projektwerbern bei den Netznutzungsentgelten entgegenkommen, regte Anzengruber an.
Der Verbund selbst werde die für heuer gesteckten Ziele erreichen, sagte der Chef der größten heimischen Stromkonzerns. Mit dem nachgeschärfte Kostensenkungsprogramm sei man gut unterwegs, und man habe den Investitionsplan für die kommenden Jahre gekürzt, erinnerte er. Während andere große Player in der Branche Milliarden-Verluste schreiben würden, habe der Verbund noch nie Verluste gemacht und werde auch keine machen. "Wir sehen uns gut aufgestellt." Der Sektor werde in den Bewertungen erst wieder zulegen, wenn die Marktkräfte wieder funktionieren. Unter den Energieunternehmen in Europa sei der Verbund das am höchsten bewertete Unternehmen.
Vor einer diskutierten Zweiteilung des gemeinsamen deutsch-österreichischen Strommarktes, durch den die Alpenrepublik mit billigem Strom profitiert, warnt Anzengruber. Österreich müsse alles tun, damit das so bleibt. Gefahren, dass dies anders werden könnte, sieht der Verbund-Chef von ACER kommen, der Agentur der europäischen Regulatoren. "Der österreichischen Wirtschaft täte eine Teilung nicht gut", meinte Anzengruber: "Wir müssen da massiv dagegenhalten, auch die österreichische Politik." Jochen Homann, Präsident der deutschen Bundesnetzagentur, bekräftigte dazu am Freitag bei einem Aufenthalt in Wien: "Deutschland wird hier keine einseitigen Maßnahmen setzen - nur mit Österreich gemeinsam."
Für den geplanten 380-kV-Lückenschluss in Salzburg rechnet Anzengruber bis Winter mit einem - positiven - Umweltbescheid aus dem UVP-Verfahren. Nach der nächsten Instanz, in der noch Einsprüche möglich seien, könnte es Ende 2016 den Baubeschluss, 2017 den Baubeginn und 2019/20 die Fertigstellung für die Stromleitung geben, sagte Anzengruber am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Zur strittigen Frage, ob der Verbund das Gaskraftwerk Mellach für die Fernwärme-Versorgung der Stadt Graz weiterlaufen lassen muss und wer für die zusätzlichen Kosten aufzukommen hat, erwartet der Verbund-Chef in den nächsten zwei Monaten ein Urteil im laufenden Schiedsverfahren. Es gehe um die Frage, ob der Verbund die Anlage in Betrieb halten muss oder nicht - "wir rechnen damit, dass wir das nicht müssen" - und falls doch, ob dann eine Zuzahlung geleistet werden muss. Die müsste von der Energie Steiermark kommen, die die geplante Stilllegung des unrentablen Gaskraftwerks Mellach per Einstweiliger Verfügung verhindert hatte. Graz hat angekündigt, seine Fernwärmeversorgung bis 2020 auf eigene Beine stellen zu wollen.
(Schluss) sp/stf
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