Umsatzerlöse klettern |
27.07.2023 17:56:00
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Verbund-Aktie tiefer: Verbund steigert Gewinn dank Entspannung auf Energiemärkten
"Verbund macht vor allem im Großhandel und an den Börsen sehr gute Ergebnisse, das Geschäft mit den Haushaltskunden ist negativ", erklärte der Vorstandsvorsitzende Michael Strugl am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Die hohen Großhandelspreise aus dem zweiten Halbjahr 2022 seien "verspätet und nicht in vollem Ausmaß" weitergegeben worden. Heuer seien die Preise im Großhandel wieder auf einem Niveau, auf dem die Verbund-Tarife die Kosten einigermaßen abdecken.
"Trotz allem ist bei uns der Endkundvertrieb nach wie vor mit 365 Mio. Euro im Minus", so der CEO. Bei der Zahl handle es ist um eine Prognose für das Gesamtjahr 2023. Im vergangen Jahr 2022 sei man annähernd neutral, "mit einer schwarzen Null", ausgestiegen. Selbst erzeugter Strom aus Wasserkraft wurde im ersten Halbjahr durchschnittlich um 182,1 Euro je Megawattstunde verkauft, das waren knapp 70 Euro mehr als vor einem Jahr.
Unzufriedenheit und Unsicherheit bei Konsumentinnen und Konsumenten und Kritik an Intransparenz bei der Preisgestaltung sind laut Strugl "das Ergebnis einer völlig unklaren Rechtsgrundlage". Es gebe in Österreich "keine Rechtsgrundlage für Preisanpassungen, die vor Gericht hält", so der Vorstandsvorsitzende. Neue Angebote müssten "mittlerweile von drei Juristen gegengelesen werden, damit nicht wieder ein Anknüpfungspunkt entsteht, wo man geklagt wird", sagte Strugl. Die Situation sei unbefriedigend, hier sei der Gesetzgeber gefordert.
Kritik an der seit Dezember 2022 geltenden Stromkostenbremse kam zuletzt etwa vom Wifo-Ökonom Michael Böheim. Ihm zufolge stehe fest, "dass der Stromkostenzuschuss in dieser Form nicht zielführend ist", sagte er in der Donnerstagsausgabe der Tageszeitung Der Standard. Demnach gebe es durch den Zuschuss für Stromanbieter keinen starken Anreiz, die Preise entsprechend der Entwicklung im Großhandel zu senken. Beim Verbund sei das allerdings nicht der Fall, sagte Strugl auf Nachfrage. Böheim schlug eine zusätzliche Klausel vor: "Sobald der Großhandelspreis um fünf Prozent sinkt, ist die akkumulierte Preissenkung in voller Höhe sofort an die Kunden weiterzugeben".
Die Energiemärkte seien trotz der Entspannung in den vergangenen Monaten weiterhin "unvorhersehbar und volatil, das hat sich nicht geändert", sagte Finanzvorstand Peter Kollmann. Verbund rechne mit relativ stabilen Strompreisen bis Ende des Jahres, "aber wenn Lieferungen aus bestimmten Regionen weniger werden, oder der Winter sehr kalt wird, werden die Gaspreise ansteigen und damit auch die Strompreise", sagte Kollmann.
Die Umsatzerlöse lagen im ersten Halbjahr 2023 bei 6,687 Mrd. Euro, das entspricht einem Plus von 41,3 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode. Der Erzeugungskoeffizient der Laufwasserkraftwerke lag mit 0,95 um 5 Prozentpunkte über dem Wert des Vorjahres aber um 5 Prozentpunkte unter dem langjährigen Durchschnitt von 1,0. Die Erzeugung der Jahresspeicherkraftwerke erhöhte sich um 6,2 Prozent. Somit stieg die Stromerzeugung aus Wasserkraft um 947 auf 15.054 Gigawattstunden (GWh).
Die Klimakrise und die damit einhergehend häufiger werdenden Extremwetterereignisse werden sich in Zukunft auch auf die Wasserkraft auswirken. Verbund rechnet derzeit mit einer gleichbleibenden Wassermenge im Gesamtjahr aber größeren Schwankungen in der Wasserführung unterjährig. Es sei deshalb strategisch wichtig, die Erzeugungstechnologien zu diversifizieren, also etwa in Photovoltaik und Windkraft zu investieren. Aus heutiger Sicht lasse sich allerdings nicht genau beurteilen, "was in den nächsten 50 Jahren passiert", sagte Strugl.
Deutlich positiv auf das Ergebnis hätten sich im ersten Halbjahr die stark gestiegenen Terminmarktpreise auf dem Großhandelsmarkt für Strom ausgewirkt. Die Spotmarktpreise seien hingegen gesunken, hieß es in der Aussendung. Positiv wirkten außerdem eine gestiegene Erzeugung aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen, vor allem in Spanien und ein höherer Ergebnisbeitrag der Gas Connect Austria GmbH im Segment Netz.
Gewinnabschöpfungen in Österreich, Rumänien und Deutschland wirkten im ersten Halbjahr mit insgesamt rund 172 Mio. Euro negativ auf das Ergebnis. Davon wurden 168 Mio. Euro hierzulande abgeschöpft, 4 Mio. Euro in Rumänien und ein "minimaler Betrag" in Deutschland, sagte Kollmann. Für das Gesamtjahr rechnet Verbund weiterhin mit einer Gewinnabschöpfung in Höhe von 300 bis 800 Mio. Euro.
Für das gewerkschaftsnahe Momentum Institut ist "die Übergewinnsteuer für Energiekonzerne nach wie vor zu lasch ausgelegt". Bei Unternehmen, die in Erneuerbare Energien investieren, greife die Steuer erst ab einem Preis von 180 Euro/MWh. Im Fall des Verbund würden somit durchschnittlich nur 2 Euro pro MWh unter die Übergewinnsteuer fallen. "Für den Löwenanteil der Übergewinne" greife die Maßnahme gar nicht, sagte Momentum-Ökonom Jakob Sturn und forderte Nachbesserung.
SPÖ-Chef Andreas Babler forderte ebenfalls eine Ausweitung der Übergewinnbesteuerung. "Ein Eingriff in die Energiepreise hätte sowohl die Übergewinne des Verbunds auf der einen Seite, als auch die Kostenexplosionen aufseiten der Bevölkerung verhindert", sagte Babler am Donnerstag in einer Aussendung. Laut FPÖ-Chef Herbert Kickl müssten die "Mehreinnahmen des fast vollständig in öffentlichem Besitz stehenden Energiekonzerns sofort den Bürgern als Teuerungsausgleich" zurückgegeben werden, ging am Donnerstag aus einer Aussendung hervor.
Im Gesamtjahr 2023 soll der Nettogewinn 2,05 bis 2,3 Mrd. Euro erreichen, das EBITDA soll bei 3,8 bis 4,2 Mrd. Euro liegen. Die Ausschüttungsquote für 2023 soll weiterhin zwischen 45 und 55 Prozent des um Einmaleffekte bereinigten Konzernergebnisses liegen, das aktuell zwischen rund 2,07 und 2,32 Mrd. Euro erwartet wird. Die Aktien des Verbund gaben nach der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen am frühen Nachmittag um 1,4 Prozent nach und lagen zuletzt bei 73,25 Euro.
Verbund will in den kommenden Jahren 1,5 Mrd. Euro jährlich investieren. In den nächsten 10 Jahren soll das Investitionsvolumen demnach rund 15 Mrd. Euro erreichen. Das Geld werde vor allem in Netze, Erzeugungsanlagen und Speicher fließen. Aktuell werden etwa in Kaprun in Salzburg und im Mölltal in Kärnten Pumpspeicherkraftwerke gebaut. Bis 2025 werden die beiden Projekte ungefähr 700 Mio. Euro kosten. Insgesamt fließen bis 2025 1,7 Mrd. Euro in Netze, 1,2 Mrd. Euro in Wasserkraft, vor allem in große Speicherprojekte, und 1,1 Mrd. Euro in die neuen erneuerbaren Energieträger, vor allem Wind und Photovoltaik. Mehr als drei Viertel des Investitionsvolumens fließe nach Österreich.
In Wien wies die Verbund-Aktie zunächst leichte Gewinne aus, anschließend war sie jedoch ins Minus gefallen und notiert nun bei 73,90 Euro 0,54 Prozent unter dem Niveau des Vortagesschlusskurses.
cgh/cri/spo
(APA)
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