27.02.2023 08:05:47

Vattenfall: EU-Strommarktreform soll Investitionen, Flexibilität fördern

BERLIN (Dow Jones)--Der Energieversorger Vattenfall hat Vorschläge zu einer Weiterentwicklung des EU-Strommarktdesigns vorgestellt. Die Anregungen zielen darauf ab, die Stromversorgung angesichts des steigenden Anteils erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung und die damit notwendigen Anpassungen am Stromnetz innerhalb der Europäischen Union (EU) durch Investitionen zu sichern. Kern der Vorschläge sind ein stärkerer Fokus auf Investitionen in Stromerzeugnisse anstatt feste Obergrenzen bei Energiepreisen und Erlösen sowie mehr Flexibilität bei den privaten und betrieblichen Stromverbrauchern. Stromerzeuger sollten zudem selbst entscheiden, wie sie im zukünftigen Strommarktdesign fossile Stromerzeugnisse zum Verkauf anbieten wollen.

"Die Energiekrise werden wir langfristig nur mit Investitionen überwinden", erklärte der Leiter der Vattenfall-Handelssparte, Frank van Doorn. "Unsere Ideen zielen deshalb darauf ab, den EU-Strommarkt investitionsfreundlich weiterzuentwickeln. So sichern wir Klimaschutz und Versorgungssicherheit zu wettbewerbsfähigen Strompreisen."

Vattenfall legte dazu fünf Anregungen vor, wie das neue EU-Strommarktdesign aussehen könnte. Die EU-Kommission will dazu Mitte März eigene Vorschläge unterbreiten.

Staatliche Obergrenzen bei Energiepreisen wenig hilfreich

Erstens sollten nach Vorstellungen von Vattenfall die fossilfreie Energieerzeugung sowie Stromnetze umfassend ausgebaut werden. Denn so könnte Europa unabhängiger werden von Gasversorgungsschocks.

Zweitens sollten sich die EU-Reformvorschläge nach Ansicht von Vattenfall stärker auf Investitionen statt auf Preise konzentrieren. "Staatliche Obergrenzen bei Energiepreisen oder Erlösen von Stromerzeugern beeinträchtigen dagegen die freie Preisbildung und sorgen für Unsicherheit", sagte van Doorn. "Das ist Gift für Investitionen in fossilfreie Technologien."

Ein dritter Vorschlag zielt darauf ab, dass Maßnahmen zur Nachfragereduzierung gemäß vordefinierter Versorgungsengpässe aktiviert werden sollten, um so den EU-Strommarkt krisenfester zu machen. Transparente Preissignale seien wichtig, um Verbraucher zu schützen und letztlich Energiearmut zu verhindern, so das Unternehmen.

Verbrauch auf Stromangebot abstimmen

Viertens sei zudem eine größere Flexibilität bei Verbrauchern ein wichtiger Hebel, um den Strommarkt auf eine zunehmend fossilfreie Zukunft vorzubereiten. Daher sollte eine flexible Nachfrage nicht nur bei Angebotsschocks, sondern generell im künftigen Strommarktdesign verankert werden, wie Vattenfall fordert. Als Beispiel nannte das Unternehmen, dass Industriebetriebe etwa ihre Produktionsprozesse stärker auf das jeweils vorhandene Stromangebot abstimmen oder Verbraucher Elektroautos dann laden sollten, wenn die allgemeine Stromnachfrage gering und die erneuerbare Erzeugung hoch ist.

"Je größer der Anteil fossilfreien Stroms im Netz, desto dringlicher wird es, auch die Abnahme dieses Stroms auf Seiten der Unternehmen und Konsumenten flexibler auf das jeweils vorhandene Stromangebot abzustimmen", erklärte van Doorn. Es sei von "zentraler Bedeutung", dass der Ausbau von erneuerbaren Energien Hand in Hand geht mit dem zeitgleichen Ausbau von Flexibilitäten.

Preisspitzen zulassen

Zudem sollten Energieerzeuger die Herausforderung eines immer volatiler werdenden Stromangebots adressieren und abfedern - etwa durch die Bereitstellung von Speicherlösungen wie Pumpspeicherkraftwerke. Solche Speicherlösungen finanzierten sich über kurzfristige Preisschwankungen und deshalb sei es wichtig, auch Preisspitzen zuzulassen, so das Unternehmen.

Als fünften Punkt nannte Vattenfall, dass Stromerzeuger bei der künftigen Integration von fossilfreiem Strom in das neue Strommarktdesign selber auswählen können sollten, wie sie den Strom anbieten: ob zu Marktpreisen an den Strombörsen, ob als Lieferungen mit Preisvereinbarungen über börsengehandelte Termingeschäfte oder Langfristverträge (PPAs) mit industriellen Abnehmern, oder aber ob sie an staatlichen Ausschreibungen - sogenannten Differenzverträgen oder Contracts for Difference (CfDs) - teilnehmen.

"Jedes der Stromvermarktungsinstrumente hat für Energieerzeuger unterschiedliche Vor- und Nachteile - in Summe jedoch die Eigenschaft, Kreditrisiken, Liquiditätsrisiken und Marktrisiken optimal auszubalancieren. Davon profitieren am Ende auch Kunden in Form wettbewerbsfähiger Preise", sagte van Doorn.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

DJG/aat/sha

(END) Dow Jones Newswires

February 27, 2023 02:06 ET (07:06 GMT)

Analysen zu Genpact LtdShsmehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Genpact LtdShs 43,23 -0,37% Genpact LtdShs