Unabhängig vom Referendum 03.07.2015 10:45:00

Varoufakis: Einigung mit Gläubigern kommt in jedem Fall zustande

In einem Interview mit dem britischen Sender BBC sprach Varaoufakis am Donnerstag von einer "hundertprozentigen Chance". "Eine Einigung wird erzielt, egal ob an den Urnen ein 'Ja' oder ein 'Nein' herauskommt", fügte der linksgerichtete Politiker hinzu. Wenn die Griechen die Forderungen der Gläubiger in dem Referendum billigten, werde es allerdings eine "schlechte Vereinbarung" geben, warnte Varoufakis. "Wenn das 'Nein' gewinnt, werden wir eine andere Vereinbarung haben, die lebensfähig sein wird."

   Der griechische Finanzminister übte scharfe Kritik an der EU, ihr Umgang mit der Krise sei "sehr schlecht". "Das ist keine gute Art, eine Währungsunion zu führen", sagte Varoufakis und fügte hinzu: "Das ist eine Parodie. Es ist ein Theater der Fehler seit nunmehr fünf Jahren." Die Sanierungsauflagen der EU an Athen seien "das größte Scheitern der Wirtschaftsgeschichte".

   Der für Wirtschaft und Währung zuständige Vize-Präsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, widersprach Varoufakis. "Es wäre falsch anzunehmen, dass ein Nein die griechische Verhandlungsposition stärken würde", sagte er der "Welt" (Freitagsausgabe). "Das Gegenteil ist der Fall."

   Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras hatte vergangenes Wochenende überraschend für kommenden Sonntag eine Volksabstimmung über die Forderungen der Gläubiger als Gegenleistung für weitere Hilfsgelder für Griechenland angesetzt. Die Eurogruppe setzte daraufhin die Verhandlungen über weitere Hilfen aus. Die griechische Regierung verhängte Kapitalverkehrskontrollen, um einen Zusammenbruch des Bankensektors zu verhindern.

   In der Nacht zum Mittwoch geriet Griechenland als erstes Industrieland beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Zahlungsverzug. Athen ließ die Frist für eine fällige Rate von 1,5 Milliarden Euro verstreichen. Auch das Hilfsprogramm der Euro-Partner ließ Athen auslaufen.

   Dombrovskis zufolge haben die Ereignisse der vergangenen Tage der griechischen Wirtschaft schwer geschadet. "Nach der Schließung von Banken und der Einführung von Kapitalverkehrskontrollen die Finanzstabilität wieder zu erlangen, ist komplizierter und teurer geworden", sagte er der "Welt". Griechenland sei "in einer substantiell schlechteren Situation als noch vergangene Woche".

   Dombrovskis versicherte, dass die Europäische Kommission auch nach einem Nein beim Referendum bereit zu Gesprächen sei: "Die Europäische Kommission betonte stets: Die Tür für Verhandlungen ist offen. Aber um Lösungen zu erreichen, müssen sich beide Seiten konstruktiv engagieren." Verhandlungen über ein mögliches drittes Reformprogramm dürften laut Dombrovskis "einige Wochen brauchen". Einen konkreten Zeitraum könne er aber nicht nennen. "Die große Unbekannte ist, ob wir uns darauf politisch verständigen können", fügte der EU-Vertreter hinzu.

   DJG/jhe

   Dow Jones Newswires

 ATHEN (AFP)

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