Offiziell bestätigt |
10.05.2019 17:06:00
|
Handelskrieg eskaliert: USA mit Erhöhung von Sonderzöllen gegen China
Trotz der Eskalation setzten beide Seiten ihre Verhandlungen in Washington am Freitag fort. Trump schrieb am Freitag mit Blick auf die Gespräche: "Es gibt überhaupt keinen Grund zur Eile." Schließlich würden die Chinesen nun bereits zusätzliche Zölle an die USA zahlen, was enorme Summen in die Kassen des Landes spüle.
Die zwei größten Volkswirtschaften liefern sich seit Monaten eine erbitterte Handelsauseinandersetzung. Am Donnerstag hatten Unterhändler beider Seiten eine neue Gesprächsrunde in der US-Hauptstadt begonnen, die bisher aber keinen Durchbruch brachte.
In der Nacht zu Freitag trat dann um kurz nach Mitternacht Ortszeit in Washington die Anhebung der Sonderabgaben auf Importe aus China im Wert von 200 Milliarden Dollar in Kraft. Die Zölle stiegen von bisher zehn auf 25 Prozent. Für weitere Importe im Volumen von 50 Milliarden Dollar lag der Satz bereits zuvor bei 25 Prozent. Betroffen ist nun etwa die Hälfte aller chinesischen Exporte in die USA.
Neben der jüngsten Erhöhung von Sonderzöllen droht Trump auch damit, die Zusatzzölle in dieser Höhe auf alle Importe aus China auszuweiten
- nach seiner Darstellung beträfe das noch einmal Waren im Wert von
325 Milliarden Dollar. Diese Drohung wiederholte Trump am Freitag und schrieb auf Twitter, der Prozess für die Verhängung solcher Sonderzölle in diesem Umfang habe begonnen. Konkreter wurde er nicht.
Trump setzte eine ganze Serie von Tweets zu dem Thema ab, die er zum Teil noch dazu mehrfach wiederholte. Der US-Präsident schrieb dort unter anderem: "Zölle werden unser Land viel stärker machen, nicht schwächer. Lehnt euch einfach zurück und schaut zu!" Die Zölle brächten weit mehr Wohlstand für die USA als ein traditionelles Handelsabkommen, selbst wenn dies noch so phänomenal sei.
Er betonte, die Gespräche mit China gingen weiter. Trump ermahnte die Chinesen aber, sie sollten nicht versuchen, in letzter Minute bereits getroffene Vereinbarungen wieder neu zu verhandeln.
Chinas Chefunterhändler Liu He kritisierte die Zölle-Anhebung durch die USA. Diesen Schritt in der gegenwärtigen Situation zu machen, sei "keine gute Lösung für das Problem", sagte der Vizepremier dem chinesischen Staatsfernsehen CCTV. "Es ist nicht gut für China, nicht gut für die USA und für den Rest der Welt", sagte er in Washington.
Trotzdem äußerte sich Liu He zuversichtlich. "Wir wollen einige der Differenzen ehrlich, zuversichtlich und rational lösen", betonte er. "Ich denke, es gibt Hoffnung." Die beiden Volkswirtschaften der USA und China seien in gewissem Sinne Teil einer vollständigen industriellen Kette, sagte der Vizepremier. "Und jedem wird geschadet." Auch wenn es jetzt Probleme in den Verhandlungen gebe, sollten "nicht unschuldige Menschen darunter leiden".
Die chinesische Regierung will die Eskalation allerdings nicht tatenlos hinnehmen. Der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums sagte in Peking: "China bedauert zutiefst, dass es notwendige Gegenmaßnahmen ergreifen muss." Einzelheiten nannte er nicht. Da die USA gar nicht so viel nach China exportieren wie umgekehrt, kann Peking nicht vergleichbar Vergeltung üben. Die USA exportierten 2018 Waren im Wert von 120 Milliarden US-Dollar nach China, die heute schon mit "Gegenzöllen" belegt sind. China lieferte für 539 Milliarden US-Dollar in die USA.
Der erste Tag der neuen Gesprächsrunde war am Donnerstag zu Ende gegangen, ohne dass Details bekannt wurden. Man habe sich darauf geeinigt, die Verhandlungen am Freitag fortzusetzen, teilte das Weiße Haus lediglich mit. Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer und US-Finanzminister Steven Mnuchin hätten sich am Donnerstagabend mit Trump über den Verlauf beraten.
Trump wirft China einen Bruch von Vereinbarungen vor, die in den monatelangen Verhandlungen bereits getroffen worden waren. China habe Zusagen zurückgezogen und wolle nachverhandeln. Deswegen hatte Trump angekündigt, ungeachtet der laufenden Gespräche die Zölle zu erhöhen.
Die Eskalation verunsichert seit Tagen die Finanzmärkte und wird auch Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben. Besonders deutsche Autobauer wie BMW und Daimler, die von ihren Werken in den USA im großen Stil nach China liefern, wären von chinesischen "Gegenzöllen" betroffen. Da die gegenseitigen Sonderabgaben die chinesische Wirtschaft bremsen, wird auch die deutsche Exportindustrie leiden. Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht in der Verschärfung des Konflikts eine "Bedrohung für die Weltwirtschaft".
/lw/cy/jac/dm/DP/tav
WASHINGTON/PEKING (dpa-AFX)
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!
Weitere Links: