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Fed im Fokus 31.01.2019 11:50:41

US-Notenbank: Nur eine Zinspause - oder das Ende der Straffung?

US-Notenbank: Nur eine Zinspause - oder das Ende der Straffung?

Vorsicht und Geduld lautet das Gebot der Stunde, wie die Federal Reserve am Mittwochabend nach ihrer ersten Zinssitzung des Jahres mitteilte. Zinsanhebungen sollen erst einmal nicht mehr anstehen- oder ist es sogar das Ende des 2015 begonnenen Straffungskurses? Die Fed legt sich in dieser Frage nicht fest, der geldpolitische Kurs ist damit so offen wie lange nicht mehr.

WAS IST PASSIERT?

Die Fed änderte ihre Erklärung zum Zinsentscheid in mindestens zwei entscheidenden Punkten. Sie spricht nicht mehr davon, die Zinsen weiter graduell anheben zu wollen. Vielmehr will sie nun "Geduld" an den Tag legen. Von Zinsanhebungen will sie auch nicht mehr sprechen, vielmehr ist von "Anpassungen" des Leitzinses die Rede - was Zinssenkungen mit einschließt.

Zum anderen änderte die Fed ihre Wirtschaftseinschätzung. Es wird jetzt nicht mehr von einem ausgewogenen Wirtschaftsausblick gesprochen. Stattdessen heißt es, es sei "am wahrscheinlichsten", dass die Wirtschaft weiter wachse, der Arbeitsmarkt robuste bleibe und die Inflation zulege. Jüngste Entwicklungen in der Weltwirtschaft und am Finanzmarkt sowie die verhaltene Inflation würden berücksichtigt.

Außerdem veröffentlichte die Fed eine gesonderte Erklärung zu ihrer aufgeblähten Bilanz. Das Bilanzvolumen von aktuell rund vier Billionen US-Dollar ist ein Erbe der Finanzkrise, weil die Fed Wertpapiere in bis dahin ungekannter Höhe kaufte, um das Finanzsystem und die Wirtschaft vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Seit Herbst 2017 wird die Bilanz in kleinen, aber größer werdenden Schritten zurückgeführt.

Die Fed erklärt dazu, man sei bereit, diesen Prozess an die Bedingungen in der Wirtschaft und am Finanzmarkt "anzupassen". In diesem Zusammenhang gibt sie einen klaren Hinweis auf eine mögliche Lockerung der Geldpolitik, falls dies erforderlich werden sollte. Es ist also denkbar, dass die Rückführung der hohen Bilanzsumme verlangsamt oder beendet wird.

WAS SAGEN FACHLEUTE?

Das Urteil von Experten ist einhellig: Die Fed legt mindestens eine Pause bei ihrem Ende 2015 begonnenen Straffungskurs ein, ein Ende der Zinsanhebungen ist aber ebenso denkbar. In jedem Fall aber ist die US-Geldpolitik unberechenbarer geworden: Die Fed habe ihr Zinssignal kassiert, urteilt Unicredit-Experte Harm Bandholz. Dieses Signal, auch "Forward Guidance" genannt, ist ein Symbol des jahrelangen Straffungskurses der Fed. Durch den Wegfall wird der geldpolitische Kurs wesentlich stärker durch die Entwicklung der Wirtschaft und der Inflation bestimmt.

Darüber hinaus hat sich die Fed von der klassischen Geldpolitik, wie sie vor der Finanzkrise betrieben wurde, faktisch verabschiedet. Die Fed habe klargestellt, dass ihre Bilanz groß bleiben werde, sagt Bandholz. Das bedeutet: Anstatt die Leitzinsen wie vor 2008 mit kleinen Marktoperationen (Offenmarktpolitik) zu steuern, will sie ihre Geldpolitik weiterhin in einem Umfeld mit hoher Marktliquidität umsetzen. Auch die Äußerung des Fed-Vorsitzenden Jerome Powell, das gegenwärtige System mit einer Ober- und Untergrenze des Leitzinses fortzuführen, ist ein klares Bekenntnis zu einer Geldpolitik, die wenig mit der klassischen Fed-Politik vor der Finanzkrise zu tun hat.

WIE GEHT ES WEITER?

Das wird aller Voraussicht nach von der konjunkturellen Entwicklung abhängen. Bankanalysten können sich durchaus vorstellen, dass die Fed nur eine kurze Zinspause einlegt und ihren Straffungskurs zur Jahresmitte fortsetzt. Voraussetzung sei jedoch, dass die zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Risiken, auf die auch die Fed verweist, nicht eintreten. Mehr als zwei weitere Anhebungen in diesem Jahr kann sich aber so gut wie niemand vorstellen.

Wie es 2020 weitergeht, steht ohnehin in den Sternen. Für kommendes Jahr sind am Markt schon seit längerem keine Zinsanhebungen, sondern vielmehr Zinssenkungen eingepreist. Der Grund: Eine Rezession im Jahr 2020 wird angesichts des dann rekordlangen Wirtschaftsaufschwungs als nicht unwahrscheinlich angesehen.

/bgf/jsl/mis

WASHINGTON/FRANKFURT (dpa-AFX)

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