27.02.2014 00:31:33
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US-Forscher warnen Deutschland vor dem "Jobkiller" Energiewende
Von Hendrik Varnholt und Jan Hromadko
Nach Einschätzung amerikanischer Experten droht die deutsche Energiewende zum millionenfachen Jobkiller zu geraten. Die Forscher des Analyseunternehmens IHS raten Deutschland deshalb zur energiepolitischen Notbremse: Sie empfehlen einen weitgehenden Ausstieg aus der Förderung der Offshore-Windkraft und den Einstieg in die Schiefergasproduktion. Von einem Umbau der Energiewende hängen nach Einschätzung der IHS-Analysten bis zum Jahr 2040 rund eine Million Arbeitsplätze und eine Wirtschaftsleistung von 138 Milliarden Euro ab.
Die am Donnerstag veröffentlichte Studie aus den USA hat allerdings einen Haken: Gezahlt haben für sie Ölkonzerne wie BP, Exxon Mobil und TOTAL sowie Großstromverbraucher wie Bayer, Evonik und Wacker.
Die Autoren der Studie, zu denen der Pulitzer-Preisträger Daniel Yergin gehört, empfehlen Deutschland letztlich, sich ein Beispiel an den USA zu nehmen. Der dortige Boom bei der Schiefergasförderung habe Nordamerika im Vergleich mit Deutschland zu einem "sehr viel wettbewerbsfähigeren" Standort für Produktion und Export gemacht, schreiben sie. Der Unterschied der Energiepreise sei längst zur Bedrohung für Deutschlands Wirtschaftsleistung geworden.
Die Analysten behaupten damit, wovor ihre Auftraggeber schon lange warnen. Sie allerdings sehen die Befürchtungen zum ersten Mal durch Zahlen bestätigt: Die IHS-Experten haben nach eigenen Angaben verglichen, wie sich die deutsche Wirtschaft mit und ohne Umbau der Energiewende entwickeln dürfte. Ohne wesentliche Änderungen in der deutschen Energiepolitik würde Deutschland nach Ansicht von Yergin und Kollegen schon im Jahr 2030 36 Milliarden Euro weniger durch den Export einnehmen als bei einer kostengünstigeren Energiewende. Im Jahr 2040 würde der Unterschied sogar 63 Milliarden Euro betragen, heißt es in der Studie weiter.
Deutschland setzt durch die Energiewende nach Meinung von IHS die Vitalität seiner Wirtschaft aufs Spiel. Eine Reform der Energiepolitik sei nötig, um den Wohlstand der Deutschen zu sichern, schreiben die Analysten. Und mehr noch: Deutschland sei derzeit auf dem Weg zu immer größerem CO2-Ausstoß. Grund dafür sind die Emissionen aus Kohlekraftwerken, die durch den Atomausstieg verstärkt Strom produzieren. Die Schiefergasförderung durch das sogenannte Fracking ist nach IHS-Einschätzung eine Möglichkeit, gegenzusteuern. Sorgen vor Umweltschäden aber haben Fracking in Deutschland in Verruf gebracht.
Energieanalyst Yergin rät zum Umdenken: Die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vorgelegten Eckpunkte für eine Reform der Energiewende gehen ihm nicht weit genug. Bislang gebe es in der deutschen Energiepolitik nur begrenzte Änderungspläne, sagte der Forscher dem Wall Street Journal. Er kritisierte zudem die Überlegungen der EU-Kommission, die Entlastungen für energieintensive Unternehmen zu beschränken. Die Ausnahmen zu streichen würde Deutschland nach seiner Einschätzung bis zum Jahr 2020 fast 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts kosten.
Kontakt zu den Autoren: hendrik.varnholt@wsj.com und jan.hromadko@wsj.com
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February 26, 2014 18:01 ET (23:01 GMT)
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