12.11.2014 17:26:35

UPDATE3: Banken müssen im Devisenskandal über 4 Mrd USD zahlen

   -- Sechs Großbanken müssen in Summe 4,2 Milliarden Dollar Strafe zahlen

   -- Britische Barclays nicht an Einigung mit FCA und CFTC beteiligt

   -- UBS erhält zusätzliche Strafe von der Schweizer Finanzaufsicht

   -- OCC einigt sich mit Citigroup, J.P. Morgan und Bank of America

   (NEU: Einigung der OCC mit drei US-Banken)

   Von Chiara Albanese, David Enrich und Katie Martin

   LONDON--Zahlreiche Großbanken müssen im Skandal um Wechselkursmanipulationen hohe Strafen zahlen. Sechs Banken, darunter die UBS und die britischen HSBC und Royal Bank of Scotland, haben sich mit mehreren Aufsichtsbehörden geeinigt und müssen insgesamt rund 4,2 Milliarden US-Dollar zahlen. Betroffen sind zudem die Citigroup Inc und J.P. Morgan Chase sowie die Bank of America. Barclays war auch an den Gesprächen beteiligt, hat aber in letzter Minute einen Rückzieher gemacht.

   Die britische Aufsichtsbehörde Financial Conduct Authority (FCA) und die US-Behörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) einigten sich mit der HSBC, Royal Bank of Scotland, UBS, Citigroup und J.P. Morgan Chase. Die UBS erzielte zudem mit der Schweizer Finanzaufsicht FINMA eine Einigung.

   Der Deal dürfte der Auftakt für weitere Vereinbarungen sein, die im Zuge der Ermittlungen zwischen Banken und Behörden noch erwartet werden. Das US-amerikanische Office of the Comptroller of the Currency erzielte Einigungen (OCC) mit der Citigroup, J.P. Morgan und Bank of America.

   Die Strafe der CFTC gegen die Banken liegt addiert bei rund 1,4 Milliarden Dollar. Die britische FCA hat den Banken 1,1 Milliarden Britische Pfund aufgebrummt. Die Forderung des OCC an die drei US-Banken summiert sich auf 950 Millionen Dollar.

   Die UBS wurde zusätzlich noch von der heimischen FINMA belangt und muss weitere 134 Millionen Schweizer Franken zahlen. Insgesamt muss sie damit nach eigenen Angaben 774 Millionen Franken berappen, umgerechnet 643 Millionen Euro.

   Gegen andere Banken, darunter auch die Deutsche Bank und Goldman Sachs, wird derzeit ebenfalls noch von verschiedenen Behörden ermittelt. Wann diese Institute mit den Behörden zu einer Einigung kommen werden, ist noch unklar.

   Barclays begründete den Ausstieg aus den Verhandlungen damit, dass die Bank nach Gesprächen mit anderen Behörden eine "generelle koordinierte Einigung" anstrebe. Barclays steht sowohl im Visier der Behörden in New York als auch des US-Justizministeriums.

   Die CFTC und die FCA sprachen von weitreichenden und schon lange andauernden Machenschaften einiger der größten Devisenhändler der Welt. Sie hätten ihre eigenen Interessen vor die der Kunden gestellt und damit die Integrität des Marktes gefährdet.

   Das Fehlverhalten hat sich laut Behörden auf mindestens drei Bereiche erstreckt. So haben die Banken versucht, eine innerhalb der Branche weitverbreitete Benchmark zu manipulieren, die dazu genutzt wird, Devisenkurse festzulegen. Zudem haben sie versucht, bei ihren Kunden sogenannte Stop-Loss-Orders auszulösen, um ihre eigenen Handelsgewinne zu steigern. Außerdem haben sie ihren Händlern gestattet, in elektronischen Chatrooms mit Namen wie "Das Kartell" mit Angestellten anderer Häuser vertrauliche Informationen über Kunden auszutauschen wie deren Identität und geplante Transaktionen.

   Die Manipulationen reichen zurück bis ins letzte Jahrzehnt und waren bis vor kurzem gängige Praxis. Die FCA sagte, sie habe erstmals im Oktober 2013 Probleme festgestellt. Das ist mehr als ein Jahr nachdem britische und US-Behörden damit begonnen hatten, Banken für die Manipulation des wichtigen Referenzzinssatzes Libor zu bestrafen.

   Mehrere der Banken teilten am Mittwoch mit, dass ihnen ihr eigenes Fehlverhalten Sorge bereite, und sie versprachen, weitreichende Maßnahmen zu ergreifen, um die Probleme aus der Welt zu schaffen. So sollen etwa involvierte Mitarbeiter entlassen werden.

   Der britischen Notenbank war die Praxis der Banken offenbar nicht gänzlich unbekannt. In einer unabhängigen Untersuchung sei herausgekommen, dass einer ihrer Vertreter über den Austausch von Kundeninformationen Bescheid wusste, wie die Bank of England am Mittwoch mitteilte. Sie hat am Dienstag ihren Chefdevisenhändler wegen des Verstoßes gegen interne Richtlinien entlassen, wie eine Sprecherin der Notenbank am Mittwoch sagte.

   Die am Mittwoch veröffentlichten Dokumente geben einen Einblick darüber, wie die Händler der Banken sich in Chatrooms ausgetauscht haben. In einigen Fällen schien es laut Behörden, dass ihnen bewusst war, dass sie mit ihren Chats eine rote Linie überschritten. Sie hätten hervorgehoben, wie wichtig es sei, in diesen Chatrooms nur solche Händler neu zuzulassen, denen getraut werden könne.

   Die Ermittlungen legen außerdem nahe, dass einige Banken Möglichkeiten haben verstreichen lassen, Fehlverhalten aufzuspüren und zu sanktionieren. Bei der UBS beispielsweise hatten sich Whistleblower schon seit November 2010 intern über die Gepflogenheiten im Devisenhandel beschwert, wie die FCA mitteilte. Die Beschwerden habe es jahrelang immer wieder von mehreren Personen gegeben, aber die Schweizer Bank habe es versäumt, sie zu untersuchen.

   Der am Mittwoch verkündete Deal ist ein seltenes Beispiel dafür, wie sich die Behörden gleichzeitig mit vielen Banken vergleichen können. Die Regulatoren wollen langwierige Prozesse, die mitunter Jahre andauern können, vermeiden - die Ermittlungen wegen der Manipulation von Referenzzinssätzen laufen schon seit fast sieben Jahren. Die Banken unterdessen streben eine Gruppen-Einigung an, ohne dass eine Institution besonders hervorgehoben wird.

   Dieses Vorgehen hat allerdings Kritik ausgelöst. Das US-Justizministerium und der New Yorker Finanzmarktregulator beispielsweise waren an dem Deal vom Mittwoch nicht beteiligt. Die New Yorker haben sich darüber beschwert, dass ein Gruppen-Verfahren die Möglichkeit eröffnet, den Banken einen "Sweetheart Deal" anzubieten, sie also nicht angemessen zu bestrafen.

   Die Einigung ist die jüngste in einer Reihe empfindlicher Strafen gegen Banken. Die Institute haben in den vergangenen Jahren Milliarden-Zahlungen etwa wegen Zinsmanipulationen und der Verletzung von Sanktionen geleistet. Die Ermittlungen wegen Devisenkursmanipulationen hatten im Frühjahr 2013 durch die FCA begonnen.

   Schon bevor die Ermittlungen abgeschlossen waren, hatten sie Auswirkungen auf die Banken. So haben etwa viele Institute ihren Mitarbeitern untersagt, sich mit Händlern rivalisierender Banken in elektronischen Chatrooms auszutauschen. Die UBS untersagte ihren Mitarbeitern, auf eigene Rechnung zu handeln, sowie die Nutzung von Mobiltelefonen in den Handelsräumen. Mehr als 30 Händler, auch von den an der jetzigen Einigung beteiligten Banken, wurden im Zuge der Ermittlungen gefeuert oder suspendiert. Gegen einige der Personen werde in den USA und Großbritannien strafrechtlich ermittelt, sagten Informanten. Diese Ermittlungen werden aber noch mindestens bis ins kommende Jahr andauern.

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