02.03.2017 12:52:44

UPDATE2/USA weiter unangefochtener Telekom-Wachstumstreiber

   --Für 2017 Investitionen von 12 Milliarden Euro geplant

   --Markt von Telekom-Ausblick enttäuscht - Aktie im Minus

   --Höttges: USA bester Telekommunikationsmarkt der Welt

   (NEU: Aussagen von der Bilanz-Pressekonferenz, Kursreaktion)

   Von Britta Becks

   BONN (Dow Jones)--Die Deutsche Telekom hat auch im Schlussquartal 2016 von ihrer wachstumsstarken US-Tochter profitiert und ihre Jahresziele erreicht. Während sich das Geschäft auf dem Heimatmarkt stabilisierte, gab das IT-Systemgeschäft wenig Anlass zur Freude. In Europa zahlten sich die Investitionen in die Kundengewinnung in Form deutlicher Kundenzuwächse aus.

   Allerdings lastete auf dem Konzerngewinn eine Wertberichtigung von 2,2 Milliarden Euro auf die Beteiligung des DAX-Konzerns an der britischen BT Group. Operativ lief es für die Telekom hingegen gut. Auch in diesem Jahr will die Telekom nicht zuletzt dank ihrer Ertragsperle T-Mobile US weiter profitabel wachsen. Die Aktionäre sollen für 2016 mit 0,60 Euro je Aktie eine um 5 Cent höhere Dividende erhalten.

Milliarden-Abschreibung auf BT-Beteiligung Den Anteil von 12 Prozent an BT hatte der Bonner Konzern Anfang des Jahres als Gegenleistung für den Verkauf seiner Beteiligung an dem britischen Mobilfunkanbieter Everything Everywhere an den britischen Telekomkonzern erhalten. Zu Jahresbeginn stand die Beteiligung an dem britischen Ex-Monopolisten noch mit 7,4 Milliarden Euro in den Büchern der Telekom.

   Seither hat die BT-Aktie allerdings spürbar an Wert verloren. BT war zuletzt von einem Bilanzskandal in Italien erschüttert worden und hatte seine Gewinn- und Umsatzprognose für die kommenden zwei Jahre zusammenstreichen müssen. Hinzu kam die Pfund-Schwäche durch das Brexit-Votum der Briten.

   Die BT-Abschreibung bescherte der Telekom im vierten Quartal unterm Strich einen Verlust von 2,124 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 946 Millionen vor einem Jahr. Bereinigt stieg der Nettogewinn dagegen um 1,5 Prozent auf 973 Milliarden Euro. Finanzchef Thomas Dannenfeldt wies darauf hin, dass mit der BT-Wertberichtigung kein Mittelabfluss verbunden ist, was auch am Free Cashflow klar erkennbar sei. Daher tangiere die Wertminderung bei der BT-Beteiligung die finanziellen Handlungsspielräume der Telekom nicht.

   "2016 war operativ ein gutes Jahr", sagte Vorstandsvorsitzender Timotheus Höttges auf der Pressekonferenz. Das wolle sich die Telekom auch nicht von der Wertberichtigung auf die BT-Beteiligung klein reden lassen.

Telekom operativ auf Kurs Das um Sondereffekte bereinigte EBITDA, mit der die operative Ertragskraft des Unternehmens gemessen wird, stieg um 2,4 Prozent auf 5,265 Milliarden Euro. Es lag damit knapp unter den Analystenschätzungen von 5,3 Milliarden Euro. Der Free Cashflow, von Analysten stark beachtet und mit 1 Milliarde Euro geschätzt, ging auf 893 von 998 Millionen Euro zurück.

   Da die Telekom nach neun Monaten jedoch bereits 80 Prozent ihres Jahresziels erreicht habe, sei der Cashflow im vierten Quartal entsprechend geringer ausgefallen, erklärte Finanzchef Thomas Dannenfeldt.

   Sein selbst gestecktes Jahresziel von 4,9 Milliarden Euro freiem Cashflow und eines um Sondereffekte bereinigten Konzern-EBITDA von 21,2 Milliarden Euro erreichte bzw übertraf der DAX-Konzern mit 4,939 Milliarden bzw 21,42 Milliarden Euro. Das ist ein Zuwachs von 8,6 bzw 7,6 Prozent. Während der Konzernüberschuss infolge der BT-Wertberichtigung um 17,8 Prozent auf 2,675 Milliarden Euro absackte, blieb er bereinigt mit 4,11 Milliarden Euro stabil.

T-Mobile US weiter Wachstumstreiber Wachstumstreiber ist und bleibt die US-Tochter, die zuletzt wieder durch neuerliche Spekulationen über einen möglichen Zusammenschluss mit dem kleineren Rivalen Sprint in die Schlagzeilen geraten war. T-Mobile US steigerte den Umsatz im Schlussquartal um satte 25,6 Prozent, der bereinigte operative Gewinn kletterte um 12 Prozent. Von den 2,1 Millionen neuen Kunden waren 1,2 Millionen eigene Vertragskunden. Auf diesen Trend will T-Mobile US aufsatteln: In diesem Jahr will die Telekom-Tochter 2,4 bis 3,4 Millionen Neukunden gewinnen.

   "Die USA sind der beste Kommunikationsmarkt der Welt", sagte Telekom-Chef Höttges. In den vergangenen drei Jahren habe die Telekom 20 Milliarden Euro in den USA investiert. Diese Investitionen zahlten sich nun aus: Seit Mai 2013 habe die US-Beteiligung ihren Wert um 25 Milliarden Euro oder 400 Prozent gesteigert.

   Nach den Worten von Höttges ist T-Mobile US unverändert ein "King-Maker-Asset". Das werde auch durch die Fusions- und Übernahme-Spekulationen rund um T-Mobile US deutlich. Näher wollte Höttges auf dieses Thema mit Verweis auf die laufende Frequenzversteigerungsauktion in den USA nicht eingehen.

Stabilisierung auf dem Heimatmarkt Auf dem Heimatmarkt scheint der jahrelange Abwärtstrend gestoppt. Zwar war der Umsatz um 0,5 Prozent rückläufig, das bereinigte EBITDA legte jedoch um 2,8 Prozent zu. Die Serviceumsätze im Mobilfunkgeschäft gingen im Schlussquartal zwar leicht um 0,3 Prozent zurück, nachdem sie im dritten Quartal leicht um 0,2 Prozent gestiegen waren. Allerdings schlug sich die Telekom damit besser als der Gesamtmarkt, der um 0,8 Prozent rückläufig war.

   Zudem lässt sich übers Jahr betrachtet eine Stabilisierung dieser Messgröße ausmachen: Im zweiten und ersten Quartal lag der Wert noch um 0,8 bzw 1,7 Prozent unter dem Vorjahr, der Marktanteil bleib über das gesamte Jahr hinweg stabil.

   Gut lief das Breitbandgeschäft in Deutschland: Mit einem Nettozuwachs von 674.000 Anschlüssen erreichte das Unternehmen im vierten Quartal den bislang größten Absatz an Glasfaser-basierten Anschlüssen. Im Jahresvergleich stieg der Bestand um 2,4 Millionen - ein Plus von 56 Prozent gegenüber Ende 2015.

   Diese Entwicklung trug nach den Worten von Finanzchef Dannenfeldt dazu bei, dass die Telekom ihr Ziel von netto rund 280.000 neuen Breitband-Kunden im Gesamtjahr erreicht hat.

   Für das Bündelprodukt Magenta Eins konnte die Telekom im vierten Quartal 375.000 neue Kunden gewinnen. Ende 2016 hatte die Telekom 3 Millionen Magenta Eins-Kunden - diese Marke hatte die Telekom ursprünglich erst für 2018 angepeilt. Konzernchef Höttges sprach von insgesamt verbesserten Wachstumsperspektiven im Deutschland-Geschäft.

Europa holt auf - T-Systems weiter schwach Netzausbau und -modernisierung hatten 2016 für die Telekom im Europa-Geschäft Priorität. Zwar gingen die Erlöse im vierten Quartal um 1,7 Prozent und das bereinigte EBITDA um fast 10 Prozent zurück. Allerdings ist dies nicht zuletzt den hohen Investitionen in die Kundengewinnung geschuldet. Im vierten Quartal zählten die europäischen Landesgesellschaften 381.000 Mobilfunk-Vertragskunden nach 119.000 im Jahr davor.

   Das Systemgeschäft zeigte im Schlussquartal ein zweigeteiltes Bild. Auf der einen Seite kletterte der Auftragseingang um fast 28 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro, was nicht zuletzt auf die Vertragsverlängerungen mit den Großkunden Shell und DHL zurückzuführen ist. Auf der anderen Seite ging der Umsatz um 8,6 Prozent zurück; das bereinigte EBITDA lag mit 60 Millionen Euro gar um rund 72 Prozent unter dem Vorjahreswert, nachdem im vierten Quartal eine Risikovorsorge für einige Altverträge notwendig geworden war.

Telekom weiter auf Wachstumskurs Auch in diesem Jahr will die Telekom ihren Wachstumskurs fortsetzen. Wachstumstreiber dürfte einmal mehr die Ertragsperle T-Mobile US sein. Doch auch das steigende Ergebnis im Heimatmarkt soll dazu beitragen. Für das laufende Jahr hat sich die Telekom einen Anstieg des um Sondereffekte bereinigten Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) um knapp 4 Prozent auf rund 22,2 Milliarden Euro vorgenommen. Beim Free Cashflow rechnet die Telekom mit rund 5,5 Milliarden Euro - ein Plus von etwa 12 Prozent. Im gleichen Maß wie der Cashflow soll auch die Dividende steigen.

   In Deutschland strebt die Telekom in diesem Jahr ein bereinigtes EBITDA von 8,4 Milliarden Euro an nach pro forma - also auf Basis der neuen Konzernstruktur, die seit Jahresbeginn das neue operative Segment "Group Development" umfasst - 8,2 Milliarden im Jahr 2016. Für Europa stellt die Telekom ein bereinigtes EBITDA von 3,7 Milliarden nach pro forma 3,8 Milliarden Euro in Aussicht. Beim Systemgeschäft wird ein stabiles bereinigtes EBITDA von 0,5 Milliarden Euro erwartet.

Investitionen steigen von 11 auf 12 Milliarden Euro Um ihre Wachstumsziele zu erreichen, nimmt die Telekom weiter viel Geld in die Hand: In diesem Jahr sollen 12 Milliarden Euro und damit eine Milliarde mehr investiert werden als im Vorjahr. Dabei sind Investitionen in Mobilfunkfrequenzen noch nicht berücksichtigt.

   Der Markt hatte offenbar einen ambitionierteren Ausblick erwartet: Die Telekom-Aktie verliert ... Prozent. Nach Einschätzung von Equinet ist der Umsatz-Ausblick vage ausgefallen, die Prognose der Telekom für das bereinigte EBITDA liegt unter der Equinet-Schätzung von 23,1 Milliarden Euro. Auch die DZ Bank sprach von einem durchwachsenen Ausblick.

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

   DJG/brb/cbr/smh

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   March 02, 2017 06:22 ET (11:22 GMT)

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