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30.11.2013 17:28:31

UPDATE2: ThyssenKrupp verkauft US-Stahlwerk, doch erlebt neues Fiasko

-1 of 2- 30 Nov 2013 15:56:00 UTC  DJ UPDATE2: ThyssenKrupp verkauft US-Stahlwerk, doch erlebt neues Fiasko

   -- ArcelorMittal und Nippon Steel kaufen US-Stahlwerk für 1,55 Mrd US-Dollar

   -- ThyssenKrupp muss Edelstahlaktivitäten von Outokumpu teilweise zurücknehmen

   -- Konzern will Kapital um bis zu 10 Prozent erhöhen

   -- ThyssenKrupp plant für das Geschäftsjahr 2012/2013 keine Dividendenzahlung

   (NEU: Aussagen aus der Bilanz-Pressekonferenz, weitere Details und Hintergründe)

   Von Hendrik Varnholt

   ThyssenKrupp hat einen Teilerfolg bei der Käufersuche für seine amerikanischen Stahlwerke erzielt, doch der Konzern erleidet anderswo ein neues Fiasko: Das Unternehmen sieht sich gezwungen, einen Teil der zu Jahresbeginn an den finnischen Metallhersteller Outokumpu abgegebenen Edelstahlaktivitäten zurückzunehmen. Derweil will sich ThyssenKrupp außer durch den nun vereinbarten Verkauf seines US-Stahlwerks auch mit Hilfe einer Kapitalerhöhung neuen finanziellen Spielraum verschaffen. Weil im vergangenen Geschäftsjahr unter dem Strich wieder ein Milliarden-Euro-Verlust anfiel, sollen die Aktionäre zudem abermals auf eine Dividende verzichten.

   Über die Entscheidungen hatte der ThyssenKrupp-Aufsichtsrat am Freitagabend diskutiert. In der Nacht zu Samstag informierte der Konzern die Öffentlichkeit. In einer Pressekonferenz am Samstagnachmittag schließlich sagte ThyssenKrupp-Vorstandschef Heinrich Hiesinger: "Befreiungsschläge gibt es nicht." Der Konzern sei "auf dem richtigen Weg". Doch: "Wir alle wissen, wir werden einen langen Atem brauchen."

   Vor allem der Rückschlag beim erledigt geglaubten Edelstahl-Ausstieg überraschte: ThyssenKrupp hat nach eigenen Angaben mit Outokumpu vereinbart, dass der deutsche Konzern seine frühere Edelstahl-Produktionsstätte in der italienischen Stadt Terni, den deutschen Spezialwerkstoffhersteller VDM "sowie weitere kleinere Aktivitäten" zurückerhält und im Gegenzug auf die Rückzahlung eines Outokumpu gewährten 1,2-Milliarden-Euro-Kredits verzichtet.

   Das Geschäft, über das auch Outokumpu berichtete, ist eine Rettungsaktion. ThyssenKrupp begründete die Transaktionen, in deren Rahmen das Unternehmen Abschreibungen in der Höhe von mehreren 100 Millionen Euro vornehmen muss, mit einer "Neuordnung der Finanzierung bei Outokumpu". ThyssenKrupp schaffe "die Voraussetzungen für eine tragfähige Refinanzierung" des finnischen Unternehmens, berichtete der DAX-Konzern weiter.

   Auslöser der Schwierigkeiten von Outokumpu ist unter anderem eine Kartellauflage der Europäischen Kommission, nach der das Unternehmen das von ThyssenKrupp übernommene Werk in Terni weiterveräußern muss. Bislang hat offenkundig kein Kaufinteressent ein annehmbares Angebot für die Produktionsstätte abgegeben, die von erheblichen Nachfragerückgängen im Edelstahlgeschäft betroffen ist.

   Dass sich ThyssenKrupp nun in der Verantwortung für Outokumpu sieht, dürfte vor allem zwei Gründe haben: Der Konzern hält seit dem Verkauf seiner Edelstahlaktivitäten einen Anteil von 29,9 Prozent an dem finnischen Unternehmen. Zudem gewährte er den Finnen ebenjenen Kredit im Umfang von rund 1,2 Milliarden Euro, den der Konzern nun eintauscht.

   Probleme bei Outokumpu schlagen sich angesichts der Verknüpfungen als Abschreibungen bei ThyssenKrupp nieder, wie sich trotz der Rettungsaktion zeigt. Der deutsche Konzern hat den Wert des Kredits in den Büchern nach Worten seines Finanzvorstands Guido Kerkhoff schon auf etwa 1 Milliarde Euro korrigiert. Wenn die Kreditforderung bei Abschluss des Tauschgeschäfts wegfällt, sollen keine weiteren Abschreibungen nötig sein: Der Buchwert der zurückzunehmenden Geschäfte entspreche ebenfalls ungefähr 1 Milliarde Euro, gab ThyssenKrupp zu verstehen.

   Doch auch das Aktienpaket, das ThyssenKrupp an Outokumpu hält, hat an Wert verloren, wie Vorstandschef Hiesinger berichtete. Er kündigte an, die Anteilsscheine zu verkaufen und stellte gleichzeitig in Aussicht, dass das zu einem Verlust von 305 Millionen Euro führt. Ohne die Entflechtung mit Outokumpu hätte ThyssenKrupp nach den Worten Hiesingers noch größere Ausgaben tragen müssen. Dann wäre den Angaben zufolge etwa eine Beteiligung an der von Outokumpu geplanten Kapitalerhöhung fällig geworden. Hiesinger sagte am Samstag, die Rücknahme von Teilen des Edelstahlgeschäfts bedeute keine strategische Kehrtwende. Doch ThyssenKrupp müsse "die Dinge zunächst so nehmen, wie sie sind".

   Auch der Rückzug aus der Stahlproduktion in Amerika ist schwierger, als es sich der Konzern vorgestellt hatte. ThyssenKrupp hat sich nach eigenen Angaben mit einem Käuferkonsortium aus den Konkurrenten ArcelorMittal und Nippon Steel über die Abgabe seines US-Stahlwerks geeinigt. Durch das Geschäft fließt dem DAX-Unternehmen ein Kaufpreis von 1,55 Milliarden US-Dollar zu, wie auch aus einer Mitteilung von ArcelorMittal hervorgeht. Das allerdings ist weniger als von vielen Beobachtern erwartet.

   Teil der Verkaufsvereinbarung sei zudem eine Abnahmeverpflichtung, berichteten ThyssenKrupp und ArcelorMittal. Die Käufer haben sich demnach dazu verpflichtet, mindestens sechs Jahre lang jährlich 2 Millionen Tonnen Stahl aus ThyssenKrupps Produktionsstätte in Brasilien zu kaufen. Der Preis für die Lieferungen solle anhand einer "marktbasierten Formel" errechnet werden, berichtete ArcelorMittal. Der Vertrag verbessert die Auslastung des südamerikanischen Werks aber nicht unmittelbar. Im Geschäftsjahr 2011/2012 etwa hatte ThyssenKrupp 2,6 Millionen Tonnen Rohstahl aus dem Werk in Brasilien zu den Anlagen in den USA transportiert.

   Das Rohstahlwerk in der Nähe von Rio de Janeiro hatte ThyssenKrupp zunächst ebenfalls zum Verkauf gestellt, bislang ist aber kein Käufer für die Hochöfen in Sicht. ThyssenKrupp hält nun an seiner 73-Prozent-Mehrheitsbeteiligung an dem CSA genannten Werk in Brasilien fest, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Der Konzern weist das Geschäft wieder als fortgeführte Aktivität aus. "Eine Einigung zum Verkauf von Steel Americas insgesamt konnte auf einer für uns tragfähigen Basis nicht erreicht werden", sagte Hiesinger. Trotzdem habe ThyssenKrupp "jetzt eine gute Lösung für beide Werke erzielt".

   Allerdings ist noch nicht ausgemachte Sache, dass die Kartellbehörden dem Geschäft zustimmen. Sie würden sich den Stahlwerksverkauf voraussichtlich genau ansehen, sagte Hiesinger. Immerhin sei ArcelorMittal schon heute ein großer Anbieter auf dem nordamerikanischen Stahlmarkt. Als optimistisches Szenario bezeichnete er vor dem Hintergrund einen Eigentümerwechsel "im dritten Quartal".

   Der Konzern kündigte darüber hinaus eine Kapitalerhöhung im Umfang von bis zu 10 Prozent des gezeichneten Kapitals unter Ausschluss des Bezugsrechts an. ThyssenKrupp kann mit einer solchen Kapitalmaßnahme nach dem Aktienkurs von Freitag einen Erlös von rund 1 Milliarde Euro erzielen. Finanzvorstand Kerkhoff machte aber auch auf Nachfrage keine Angaben darüber, wann das Unternehmen die neuen Aktien ausgeben will. Die Planung sei Abhängigkeit von den Kapitalmarktbedingungen. Mit einer Kapitalerhöhung im Umfang von bis zu 10 Prozent des Grundkapitals würde ThyssenKrupp bei einem Ausschluss des Bezugsrechts die Möglichkeiten ausschöpfen, die ein Vorratsbeschluss der Hauptversammlung dem Vorstand zugebilligt hat.

   Die Ankündigung einer Kapitalerhöhung kommt mit Vorwarnung. ThyssenKrupp-Vorstandschef Hiesinger hatte einen solchen Schritt innerhalb der vergangenen Monate mehrmals als Möglichkeit bezeichnet. Hintergrund ist die hohe Verschuldung des Konzerns: ThyssenKrupp war nach den aktuellen Angaben Ende September mit rund 5 Milliarden Euro verschuldet, nach 5,8 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.

   Überraschend veröffentlichte der Konzern am Freitagabend auch die Ergebnis-Kennzahlen des Ende September abgelaufenen Geschäftsjahres 2012/2013. Demnach erzielte das Unternehmen in der Struktur des Vorjahres einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Steuern und Zinsen (bereinigtes EBIT) von 1,1 Milliarden Euro, nach 1,38 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten etwa angesichts der weiter niedrigen Stahlpreise im Durchschnitt mit einem ähnlich deutlichen Rückgang auf 1,06 Milliarden Euro gerechnet.

   Als Konzernergebnis - also nach Steuern und inklusive der Verluste durch das amerikanische Stahlgeschäft - fiel bei ThyssenKrupp ein Verlust von 1,54 Milliarden Euro an, nach 5 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Finanzvorstand Kerkhoff bezeichnete das als "Folge von Aufräumarbeiten". Das Nettoergebnis des Gesamtkonzerns bezifferte das Unternehmen auf -1,40 Milliarden Euro, nach -4,24 Milliarden Euro im Vorjahr. Vor dem Hintergrund will der Konzern abermals keine Dividende zahlen.

   Für das angefangene Geschäftsjahr gibt sich ThyssenKrupp trotz aller Schwierigkeiten optimistisch: Der Konzern will in einer neuen Struktur - also inklusive der brasilianischen Stahlproduktion, aber ohne VDM und das Werk in Terni - ein bereinigtes EBIT von rund 1 Milliarde Euro erzielen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr betrug die Kennzahl 599 Millionen Euro. Dafür gebe es zwei Gründe, teilte ThyssenKrupp mit: "erstens das erwartete Wachstum in den ertragsstarken Industriegütergeschäften und zweitens die verbesserte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit" durch die laufenden Sparbemühungen. Das Kostensenkungsziel erhöhte der Konzern denn auch von bislang 2 Milliarden Euro auf 2,3 Milliarden Euro. Finanzvorstand Kerkhoff begründete das damit, dass die Bilanzzahlen künftig wieder die Ergebnisse der brasilianischen Stahlproduktion enthalten.

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   Unter dem Strich aber dürfte abermals ein Fehlbetrag anfallen. ThyssenKrupp erwarte eine "Verbesserung in Richtung eines ausgeglichenen Ergebnisses", sagte Hiesinger. Ob es für das angefangene Geschäftsjahr zu einer Dividendenzahlung kommen soll, ließ Kerkhoff offen.

   Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com

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