14.08.2017 12:38:43

UPDATE2/RWE äußert sich nach Gewinnwachstum zuversichtlicher

   --Bereinigtes Nettoergebnis plus 35 Prozent, bereinigtes EBITDA plus 7 Prozent

   --Jahresprognose bestätigt, Ergebnis am oberen Ende der Spanne

   --Verschuldung seit Jahresbeginn um 1,2 Milliarden gesunken

   (NEU: Informationen aus der Telefonkonferenz, Marktreaktionen)

   Von Olaf Ridder

   FRANKFURT (Dow Jones)--Der Energieversorger RWE hat sich nach besseren Ergebniszahlen im ersten Halbjahr optimistischer zum Gesamtjahr geäußert. "Nach unserer aktuellen Planung werden wir das Geschäftsjahr am oberen Ende unserer Prognose abschließen", erklärte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz. Aktuell peilt der Konzern einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 5,4 Milliarden und 5,7 Milliarden Euro und ein bereinigtes Nettoergebnis von 1,0 Milliarden bis 1,3 Milliarden Euro an.

   Im Halbjahr fand RWE nach einem eher schleppenden Jahresstart zurück in die Spur. Der Nettogewinn fiel mit 2,7 Milliarden Euro mehr als fünf Mal so hoch aus wie im Vorjahr. Vornehmlich war dafür die zurückerstattete Brennelementesteuer verantwortlich, die das Bundesverfassungsgericht im Juni als verfassungswidrig eingestuft hatte. 1,7 Milliarden Euro flossen noch vor der Jahresmitte aus Berlin in die RWE-Kasse.

Schwung aus dem Energiehandel, Ergebnis der Stromerzeugung sinkt wie erwartet Bereinigt um diesen Effekt stieg der Überschuss um 35 Prozent auf 809 Millionen Euro. Neben einem verbesserten Finanzergebnis war dafür vor allem eine bessere geschäftliche Entwicklung verantwortlich. So stieg das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 6,7 Prozent. Dafür ursächlich war die nach einem schwachen Vorjahr bessere Entwicklung im Energiehandel, statt eines operativen Verlustes fielen hier 131 Millionen Euro Gewinn an. Auch im Gesamtjahr dürfte sich diese Entwicklung fortsetzen.

   Im Kerngeschäft der Stromerzeugung aus Braunkohle und Atomkraft sank das bereinigte EBITDA dagegen um 15 Prozent. Weil der Konzern seine Produktion größtenteils auf Termin verkauft, konnte er von den zwischenzeitlich verbesserten Großhandelspreisen nicht profitieren. Wurden 2016 für Strom aus unseren deutschen Braunkohle- und Kernkraftwerken durchschnittlich 35 Euro je Megawattstunde erzielt, sind es in diesem Jahr 31 Euro, erläuterte Finanzvorstand Markus Krebber in einer Telefonkonferenz.

   Auch die Mehrproduktion aus deutschen Braunkohlekraftwerken glich dies nicht aus. Lediglich die Gaskraftwerke profitierten von der jüngsten Erholung der Großhandelspreise. Auch im Gesamtjahr erwartet RWE niedrige realisierte Strompreise und sieht das Ergebnis deshalb deutlich unter Vorjahr.

Löwenanteil des Gewinns kommt erneut von Innogy In der europäischen Stromerzeugung fiel das Ergebnis um 30 Prozent, unter anderem weil Sondererträge aus dem Vorjahr fehlten - in Summe 132 Millionen Euro. Ungünstigeren Margen in der Steinkohleverstromung standen bessere Margen in den Gaskraftwerken gegenüber. Anders als bisher erwartet wird sich das Ergebnis im Gesamtjahr deutlich verbessern. Die kurzfristige Optimierung beim Kraftwerkseinsatz liefere ein deutlich besseres Ergebnis, so das Unternehmen.

   Den Löwenanteil zum bereinigten EBITDA steuerte mit 2,439 Milliarden Euro die Ökostromtochter Innogy bei. Auf Standalone-Basis verbuchte RWE ein EBITDA von 1,4 Milliarden Euro. Allerdings ist darin auch die Innogy-Dividende enthalten.

   RWE ist aktuell von den Ausschüttungen der 2016 abgespaltenen Tochtergesellschaft abhängig, um seinen Aktionären Dividenden zahlen zu können. Ab 2019 soll auch das RWE-Kerngeschäft wieder ausreichend Gewinn abwerfen. Gegenwärtig hält RWE 77 Prozent an Innogy. Zu einem möglichen Abbau der Beteiligung hielt sich der RWE-Vorstand bedeckt. "Wir stehen nicht unter Verkaufsdruck", sagte Vorstandschef Schmitz auf Nachfrage. Die Bilanz und das Rating seien stabil.

Beteiligung an Uniper wenig wahrscheinlich Dass sich RWE am Versorger Uniper beteiligt, wenn deren Mutterkonzern Eon im nächsten Jahr wie geplant seine Beteiligung reduziert, ist wenig wahrscheinlich. Zwar vermied Schmitz auch hier eine klare Festlegung, verwies jedoch auf frühere Aussagen, wonach RWE nicht dauerhaft auf Kernkraft setzen will. Uniper produziert in Schweden an drei Standorten Atomstrom.

   Zur Mehrheitsbeteiligung am ungarischen Braunkohlekraftwerk Matra hieß es, der Verkaufsprozess sei weit fortgeschritten. Insgesamt 300 Millionen Euro auf die Mehrheitsbeteiligung hat der RWE-Konzern im ersten Halbjahr hier abgeschrieben.

   Die Rückerstattung der als verfassungswidrig eingestuften Brennelementesteuer nutzte die RWE teilweise für den Abbau von Schulden. Sie sanken im Halbjahr um 1,2 Milliarden auf 21,5 Milliarden Euro. Anfang Juli musste RWE allerdings 6,8 Milliarden Euro an den Bund überweisen, um sich dauerhaft von der Zwischen- und Endlagerung der radioaktiven Abfälle freizukaufen. Konzernchef Schmitz sprach von einer enormen Belastung. Zugleich würden dadurch aber "langfristig kaum beeinflussbare Risiken entfallen".

Konzernchef hofft auf Kapazitätsmarkt in Deutschland Zum Jahresende soll die Verschuldung unter dem Vorjahreswert von 22,7 Milliarden Euro bleiben, wie RWE erklärte. So will der Konzern unter anderem eine im zweiten Halbjahr fällige Hybridanleihe über 1 Milliarde Dollar ähnlich wie zwei vorherige Anleihen restlos tilgen.

   Mit Blick auf die Bundestagswahl äußerte Schmitz die Hoffnung, dass es in Zukunft auch in Deutschland zu einem Kapazitätsmarkt kommen wird, bei dem Kraftwerksbetreiber dafür bezahlt werden, dass sie bei Windflauten und fehlender Sonneneinstrahlung Erzeugungskapazitäten vorhalten. Gegenwärtig konzentriert sich das Unternehmen hierzulande darauf, seine vorhandene Kraftwerkskapazität möglichst effizient und damit gewinnsteigernd einzusetzen.

   Obwohl RWE die Erwartungen des Marktes an das Nettoergebnis deutlich verfehlte, ging es mit dem Aktienkurs bis zum frühen Mittag um 1,3 Prozent nach oben. Entscheidend dafür seien die optimistischere Aussichten auf das Gesamtjahr, sagten Händler.

   Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

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   August 14, 2017 06:08 ET (10:08 GMT)

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